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Wochenende auf der Löwenburg
Es ist mal wieder soweit. Samstagnachmittag auf der Löwenburg. Gerade ist die Mittagstafel beendet, als es am großen Tor klopft.
König Leopold der 39. erwartet wie fast jeden Samstag König Kunibert den 58. Dieser kommt wie gewohnt mit seiner Leibgarde, seinem Hofzauberer und seinem derzeit besten Tjoster für das allsamtägliche Turnier.
Während König Leopold der 39., wie immer in seiner besten Rüstung, es kaum abwarten kann, ist Königin Gieselindes wenig erfreut. Sie hätte gern mal wieder einen königlichen Ball. Aber der Tanzsport scheint es ihrem Gatten als einziges nicht angetan zu haben.
Und natürlich hat auch König Leopold der 39. seinen besten Tjoster auf die Burg eingeladen. Diese Woche ist es Ritter Rolfberd. Sein Stolzes Ross scharrt schon ungeduldig mit den Hufen.
König Kunibert begrüßt seinen alten Freund und schon fangen sie an auf den Ausgang des heutigen Turniers zu wetten. Wie jeden Samstag in den letzten 7 Jahren.
Auch Königin Gieselindes begrüßt den Gast, fragt nach dessen Gemahlin Königin Florhildis, die aber einmal wieder nicht dabei ist, da sie sich ebenso wenig für Sport interessiert wie Gieselindes.
Die Pferde werden in den Stall geführt, während die befreundeten Könige immer noch in ihre Wetten vertieft sind. Die beiden Ritter nehmen langsam ihre Plätze ein und Grieselindes überlegt, wie sie den heutigen Samstag übersteht.
Endlich haben alle ihre Plätze eingenommen. Die Könige haben sich ihre goldenen Kelche genommen. König Leopold der 39. Hat natürlich den großen Siegerkelch vom Letzen Mal. Nur Grieselindes fällt es wie Schuppen aus den Haaren, dass sie noch was vergessen hat.
Und schon reiten die beiden aufeinander zu. Ritter Rolfberd ist sich seines Sieges bewusst, aber auch Ritter Trauhilf ist heute in Bestform.
Aber eigentlich sind König Leopold der 39, und König Kunibert der 58. Schon wieder bei der Planung des nächsten Turniers. Ohne dass ihnen auffällt, wie das erste Stechen endet. Oder wo Königin Grieselindes hingegangen ist.
Die Königin ist auf dem Weg zu Blaugundis, die gerade den kleinen Schlossgarten gießen will und zu Frieden ist, mit all dem Sportzeugs nichts zu tun zu haben.
„Die Blumen?“ fragt Blaugundis. „Ja, die Blumen! Vergesse ich auch jedes Mal.“, seufzt Grieselindes.
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„Oh nein! Das sind die letzten von den Roten!“ Grieselindes gehen die Turniere ihres Mannes langsam auf die Nerven. Und an die Blumen!
„Warum nehmen sie nicht einfach eine Medaille oder sowas, die sie immer wieder nehmen könnten. Die Armen Blumen.“ Blaugundis schaut traurig auf den letzten gepflückten Strauß.
„Na, den Siegerkelch haben sie ja eingeführt. Aber davon hat ja der Tjoster nichts.“ „Achja, lasst mich den Kranz flechten.“ „Mach das, ich gieß der weil den Kohl.“
Königin Grieselindes bedankt sich nochmal für die schnelle Hilfe bei Blaugundis und gibt ihr die Gießkanne zurück.
„Ach die Arme Königin“ blickt Blaugundis ihrer Herrin noch nach, die nun rasch zurück zum Turnier läuft. „Und, wer gewinnt, Sir Edward?“ erkundigt sich Grieselindes im Vorbeigehen. „Ich denke, noch steht es unentschieden.“
Grieselindes nimmt Platz und nimmt mal einen Schluck aus dem goldenen Kelch. „Was meinst Du, wer die Thüringischen Meisterschaften dieses Jahr gewinnt?“ fragt König Leopold der 39. Gerade. Oh ich denke Dein Rolfberd hätte gute Chancen“ antwortet König Kunibert 58.
„Lass die Flasche hier.“ Hofmagier Rafar fragt sich langsam, warum er jedes Mal hier her kommt. Da er ja nicht einmal in das Turnier eingreifen darf. Sein König hatte ihm eine lange Rede über Fairness im Sport gehalten. So ein Unsinn!!!
Ja, jetzt endlich: KRACH! Das Speerende trifft Ritter Treuhilf an der Brust und gebt ihn beinahe aus dem Sattel. Die Zuschauer auf den billigen Plätzen johlen.
„Wer hat jetzt gewonnen?“ fragt Kunibert der 58. „Ich weiß nicht, Grieselindes, wer hat gewonnen?“ „Warum könnt ihr nicht einmal aufpassen? Ich glaube es steht 1:0“
Und wieder stehen die beiden Profisportler sich wieder gegenüber. „Hey 1:0! Das ist toll.“ Kunibert der 58. jubelt. „Für wen eigentlich?“ Grieselindes nimmt noch mal einen großen Schluck Rotwein.
Die Ritter reiten los. Und KRACH! Teuhilf trifft den Schild, Rolfberd trifft den Helm. Nein, unentschieden! Es bleibt 1:0 für Rolfberd. „Wollen wir die Thüringischen Meisterschafften nicht dieses Jahr auf der Löwenburg veranstalten?“
„Na Rafar, auch wieder da?“ Hof- Alchemist Adalmund gesellt sich zu seinem Kollegen. „Keine Ahnung! Als wenn ich sonst nichts mit meinen Wochenenden zu tun hätte. So finde ich den Stein der Weisen nie!“
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Und erneut die Aufstellung! „Rafar hat mir erzählt, dass die alten Griechen etwas hatten, dass sie olympische Spiele nannten. Stell Dir nur vor Tjoster aus der ganzen Welt, die gegeneinander antreten!“ „Ach die hatten schon kluge Köpfe die alten Griechen.“ begeistert sich Leopold der 39. Grieselindes nimmt noch einen Schluck Wein.
Beide Ritter reiten auf einander zu. Die Spannung ist zum schneiden. Auf den billigen Rängen halten sie die Luft an. „Mir würde es schon reichen, wenn sie mal wieder ein Bogenschützen-Turnier austragen würden“ Adalmund nimmt auch erstmal einen großen Schluck aus der Flasche
Und KRACK!!! Ritter Rolfberd trifft genau mit der Lanzenspitze den Helm von Ritter Trauhilf. Er hebt ihn aus dem Sattel! Die Leute auf den billigen Rängen applaudieren. Es ist unglaublich.
Und schon liegt Ritter Trauhilf am Boden. „Hey, alles gut mit Dir?“ fragt Ritter Rolfberd sichtlich besorgt. „Muss ihm nicht viel passiert sein.“, meint Rafar.
Die Leibgarte König Kuniberts des 58. geht zu dem verletzten Turnierteilnehmer. „Alles gut, Alter?“ fragt die eine Wache. „Der Roland hat immer nicht so doll zurückgeschlagen.“ murmelt Trauhilf leise.
Die Könige unterbrechen nun auch ihr Gespräch, nachdem es nun 2:0 durch KO steht. Grieselindes steht bereits vorne mit dem letzten roten Blumenkranz ihres Gärtchens. Ritter Trauhilf wird gerade auf seinem Pferd vom Platz gebracht
Feierlich erklärt König Leopold der 39. Ritter Rolfberd zum Sieger der Wöchentlichen Löwenburg-Spiele. Grieselindes darf ihm den Blumenkranz über die Lanzenspitze legen. Und die Menge jubelt dem Gewinner zu.
Ja, das heutige Turnier ist offiziell beendet. „Aber sag mal, solche olympische Spiele – da bräuchten wir aber auch Ringestecken und Axtwerfen, oder?“ überlegt König Kunibert der 58. „Ja, oder Bogenschützen… aber auf jeden Fall Tjoster. Das ist der Sport der Zukunft, ich sage es Dir“ stimmt König Leopold der 39. ihm zu.
Grieselindes denkt schon darüber nach, wo sie sooo viele Blumen herbekommen soll… Und warum es nicht endlich wieder einen Ball gibt…
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Eine schöne Geschichte, da passt alles das Bild ist gut auch sind da viel Details. Stimmt schon was am ende gesagt wird der Bogen wird immer wichtiger was dann irgendwann im Vorderlader endet.
Wird es ein Fortsetzung geben?
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19.12.2017, 18:27
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.11.2019, 07:49 von JTD.)
Die Tjoster sind ja hammerharte Kerle! Reiten die schwere Variante mit Körpertreffern oder Aus-dem-Sattel-Stoßen.
Also nix mit nur "eine Lanze brechen". ( Version für geharnischte Warmduscher. )
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19.12.2017, 18:56
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.12.2017, 19:10 von JTD.)
(19.12.2017, 17:43)Aquarius schrieb: Stimmt schon was am ende gesagt wird der Bogen wird immer wichtiger was dann irgendwann im Vorderlader endet.
Sören,
militärgeschichtlich ist das eine unzulässige Vereinfachung.
Der Bogen (zumindest der Langbogen) war im Prinzip ein englischer Sonderweg: Das Bogenschießen erfordert jahrelange Ausbildung und ständiges Üben, und eigentlich haben nur die Briten große Verbände an Bogenschützen aufgestellt. Und die Epoche dieser Bogenschützen-Verbände ist auch relativ kurz.
Hier könntest Du die Armbrust erwähnen als eine Waffe, die man ohne die langjährige Ausbildung des Bogenschützens erfolgreich einsetzen konnte - und tatsächlich hat die Armbrust deutlich eher als der Langbogen dazu geführt, daß das alte Rittertum an Bedeutung verlor. Eine äußerst interessante Waffe - wußtest Du, daß es eine Zeit gab, in der man für die Benutzung einer Armbrust exkommuniziert wurde?
Tatsächlich war es aber weder der Langbogen noch die Armbrust, sondern die Pike, die durch die ersten Vorderlader ersetzt wurde.
Aber jetzt muß ich aufhören, sonst artet das hier in einen mehrseitigen militärhistorischen und waffenkundlichen Vortrag aus...
@ Justus:
Eine nette Geschichte, und schön arrangierte, stimmige Bilder! Schön, daß Du auch auf einen passenden Boden und einen geeigneten Hintergrund geachtet hast - das mit dem Bildteppich (?) ist eine tolle Idee!
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19.12.2017, 19:06
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.11.2019, 07:50 von JTD.)
DANKE!
Eine tolle Geschichte mit ungeheuer detailreichen Bildern.
Das gefällt der Märchenfee!
LG von der Märchenfee Fredeswind
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19.12.2017, 23:22
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.12.2017, 23:23 von Yarr!.)
(19.12.2017, 18:56)JTD schrieb: Aber jetzt muß ich aufhören, sonst artet das hier in einen mehrseitigen militärhistorischen und waffenkundlichen Vortrag aus...
Dafür sind uns noch einige Redewendungen aus den Tagen der glorreichen Tjoste erhalten geblieben:
- Jemanden in die Schranken weisen ("Schranke" war die "Mittelleitplanke" zwischen den Tjostbahnen)
- Für jemanden eine Lanze brechen
- Jemandem die Stange halten (Das war die Ersatzlanze, mit der ein Knappe bereit stand)
- Das Hasenpanier ergreifen (Das "Wappen" des Hasen - die Flucht)
- Etwas im Schilde führen (Sein eigenes Wappen / das Wappen desjenigen, auf dessen Seite der Ritter diente)
- Mit offenem Visier kämpfen (Sich zu erkennen geben. Als die Ganzmetallrüstungen aufkamen, brauchte man den Schild nicht mehr)
Und zu mir sagen alle: "Du bist wohl nicht ganz bei Tjost..."
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(19.12.2017, 18:56)JTD schrieb: Sören,
militärgeschichtlich ist das eine unzulässige Vereinfachung.
Der Bogen (zumindest der Langbogen) war im Prinzip ein....
OK OK ich seh es ja ein es war ganz allgemein gehalten du hast schon recht...
@ Yarr! Bildungsauftrag erfüllt!!
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(19.12.2017, 23:22)Yarr! schrieb: Dafür sind uns noch einige Redewendungen aus den Tagen der glorreichen Tjoste erhalten geblieben:
(...)
Heiko,
guggst Du hier: H. Dieter Neumann, Aufs Korn genommen
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