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s'Lied vom Chriesbaum
#1
s'Lied vom Chriesbaum
(Johann Peter Hebel, 1760-1826)
   

Dieses Gedicht ist meiner Meinung nach eines der schönsten Jahreszeitengedichte. Ich bin seit diesem Frühling dran, es entsprechend zu bebildern. 
Der Text ist auf Alemannisch und daher nicht ganz einfach zu verstehen, allerdings macht der Dialekt auch einen Großteil des Charms aus. Im Netz habe ich zwar hochdeutsche Übersetzungen gefunden, aber die gefallen mir nicht. Ich denke, mit ein paar Anmerkungen müssten auch Nordlichter das Gedicht verstehen. (Bei Unklarheiten einfach fragen. Und falls jemand besser alemanisch kann als ich bin ich auch für Korrekturen dankbar.)



Der lieb Gott het zum Früehlig gseit*:
"Gang, deck im Würmli au si Tisch!"
Druf het der Chriesbaum* Blätter treit*,
viel tausig Blätter grüen und frisch.
gsait = gesagt
Chriesbaum
 = Kirschbaum;
           Chriesi= Kirschen; Ich könnte mir vorstellen, dass das Wort von franz. "cerise" kommt. In Baden-Württemberg haben wir ja viele französische Lehnwörter.
treit = getragen
   

Und's Würmli, us em Ei verwacht's
's het gschlofen in sim Winterhus;
es streckt si und sperrt 's Müli* uf
Und ribt* die blöden Augen us.
Müli = Mäulchen
ribt = reibt
   


Und druf, se het's mit stillem Zahn
am Blättli gnagt enanderno
und gseit: "Wie isch das Gmües so guet!
Me chunnt* schier nimme* weg dervor".
me chunnt = man kommt
schier = beinahe
nimme = nicht mehr
   
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#2
Schönes Gedicht, auch wenn ich mir beim lesen fast die Zunge verknotet habe. Rotwerd
Deine Erklärungen zu den einzelnen Wörtern sind echt Gold wert. daumen
Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
aber du kannst neu anfangen und das Ende ändern.

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#3
(17.10.2019, 09:09)Floranja89 schrieb: Schönes Gedicht, auch wenn ich mir beim lesen fast die Zunge verknotet habe. Rotwerd
Deine Erklärungen zu den einzelnen Wörtern sind echt Gold wert. daumen

Ja, Dialekte lesen und schreiben ist nicht ganz einfach, vor allem weil es im Dialekt noch ganz andere Vokale gibt als im Schriftdeutschen.  Zwink Aber Schwäbisch ist da noch viel vertrackter als Alemannisch. Pfeif


Mein Vater kommt ja aus dem Badischen, lebt aber seit einigen Jahren in Wolfenbüttel. An der dortigen Volkshochschule hat er mal einen Kurs über Hoffmann von Fallersleben gemacht. Der war mit Hebel befreundet und hat, von ihm angesteckt, selbst einige Gedichte auf Alemannisch verfasst. Die Lehrerin hat dann die Chance ergriffen und mein Vater musste die alle vorlesen. (Zum Amüsement der Norddeutschen) Grinsen
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#4
Und wieder het der lieb Gott gseit:
"Deck jetz im Imli* au si Tisch!"
Druf het der Chriesbaum Blüete treit,
viel tausig Blüete wiß un frisch.
Imli = Bienchen
          Ob daher der Begriff Imker kommt?
   

Und's Imli sieht's und fliegt druf los,
früeih in der Sunne Morgeschin;
   
es denkt: "Das wird mi Kaffi sy,
sie hen* doch chosper* Porzelin.
hen = haben
chosper = kostbar
   

Wie sufer* sind di Chächeli gschwenkt!"
Es streckt si troche Züngli dry.
Es trinkt und seit: "Wie schmeckt's so süeß,
Do mueß der Zucker wolfel* sy."
sufer = sauber
Chächeli = müssen Tassen sein, aber was heißt das Wort genau???
wolfel = wohlfeil = preiswert
   
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