17.10.2018, 08:57
Das säit em der Herr vom Schloß mit vele Freude zue und frogt ne woner he well. Der Hans git druf zur Antwort: „Zum Vogelgrif.“ „So, zum Vogelgrif, me säit ame er wuß alles, und i hane Schlössel zue nere isige Gäldchiste verlore, ehr chöntet doch so guet si und ne froge woner seig.' 'Jo frile,' säit der Hans, 'das wili scho thue.'
Da sagte ihm der Herr vom Schloss mit viel Freude zu und fragte ihn, wohin er wolle. Der Hans gab darauf zur Antwort: „Zum Vogel Greif.“ „So, zum Vogel Greif? Man sagt immer, der wisse alles, und ich habe den Schlüssel zu einer eisernen Geldkiste verloren, Ihr könntet doch so gut sein und ihn fragen, wo er sei.“ „Ja freilich“, sagte der Hans, „das will ich schon tun.“
Am Morgen früe isch er do witer gange und chunt unterwägs zue mene andere Schloß, i dem er wieder übernacht blibt. Wo d' Lüt drus verno händ daß er zum Vogelgrif well, so säge se es sig im Hus ne Tochter chrank, und se hebe scho alle Mittel brucht, aber es well kais aschlo, er söll doch so guet si und der Vogelgrif froge was die Tochter wieder chön gsund mache. Der Hans säit das weller gärn thue und goht witer.
Am Morgen früh ist er dann weiter gegengen und kam unterwegs zu einem anderen Schloss, in dem er wieder über Nacht blieb. Wie die Leute draußen verommen hatten, dass er zum Vogel Greif wolle, so sagten sie, es sei im Hause eine Tochter krank, und sie hätten schon alle Mittel gebraucht; aber es wolle keines anschlagen; er solle doch so gut sein und den Vogel Greif fragen, was die Tochter wieder könnte gesund machen. Der Hans sagte, das wolle er gerne tun, und ging weiter.
Do chunt er zue emne Wasser, und anstatt eme Feer isch e große große Ma do gsi, de all Lüt het müesse übere träge. De Ma het der Hans gfrogt wo si Räis ane geu. „Zum Vogelgrif'.“, säit der Hans. „No, wenn er zue nme chömet“, säit do de Ma, „sö froget ne an worum i all Lüt müeß über das Wasser träge.“ Do säit der Hans: „Jo, min Gott jo, das wili scho thue.“ De Ma het ne do uf d' Achsle gno und übere träit.
Da kam er zu einem Wasser, und anstatt einer Fähre ist da ein großer, großer Mann dort gewesen, der alle Leute hat hinübertragen müssen. Der Mann fragte den Hans, wo seine Reise hinginge. „Zum Vogel Greif“, sagte der Hans. „Nun, wenn Ihr zu ihm kommt“, sagte da der Mann, „so fragt ihn an, warum ich alle Leute über das Wasser tragen müsse.“ Da sagte der Hans: „Ja, mei Gott, ja, das will ich schon tun.“ Der Mann hat ihn dann auf die Achsel genommen und hinüber getragen.
Ändle chunt do der Hans zum Hus vom Vogelgrif, aber do isch nume d' Frau dehäime gsi und der Vogelgrif sälber nid. Do frogt ne d' Frau was er well. Do het ere der Hans alles verzelt, daß ere Fädere sölt ha us s' Vogelgrife Stehl.
Endlich kam dann der Hans zum Vogel Greif, aber da ist nur mehr die Frau daheim gewesen und der Vogel Greif selber nicht. Da fragte ihn die Frau, was er wolle. Da hat ihr der Hans erzählt, dass er eine Feder holen solle aus dem Schwanz des Vogel Greif.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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