26.03.2019, 13:45
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.03.2019, 14:19 von Fredeswind.)
Es trug sich aber zu, während sie auf dem hohen Meere dahinfuhren, dass der treue Johannes, als er vorn im Schiffe saß und Musik machte, drei Raben erblickte. Da hörte er auf zu spielen und horchte, was sie miteinander sprachen, denn er verstand es wohl. Der eine rief: „Ei! Da führt er die Königstochter vom goldenen Dache heim.“ „Ja“, antwortete der zweite, „aber er hat sie noch nicht.“ Sprach der dritte: „Er hat sie doch, sie sitzt bei ihm im Schiffe.“ Da fing der erste Rabe wieder an und rief: „Was hilft ihm das? Wenn sie an Land kommen, wird ihm ein fuchsrotes Pferd entgegenspringen, da wird er sich draufschwingen wollen. Und tut er das, so sprengt es mit ihm fort, dass er seine Jungfrau nimmermehr wiedersieht.“ Sprach der zweite: „Ist gar keine Rettung?“ „O ja, wenn ein anderer schnell aufsitzt, das Feuergewehr, das in dem Halfter steckt, herausnimmt und das Pferd damit totschießt, so ist der König gerettet. Aber wer weiß das? Und wer's weiß und sagt's ihm, der wird zu Stein von den Fußzehen bis zum Knie.“
Da sprach der zweite: „Ich weiß noch mehr. Auch wenn das Pferd getötet wird, so behält der König seine junge Braut doch nicht. Denn wenn sie ins Schloss kommen, liegt dort ein gemachtes Brauthemd und sieht aus als wär's aus Gold gewebt, ist aber nichts als Pech und Schwefel. Wenn er es antut, verbrennt es ihn bis auf Mark und Knochen.“ Sprach der dritte: „Ist da gar keine Rettung?“ „O ja!“, antwortete der zweite, „Wenn einer mit Handschuhen das Hemd packt und wirft es ins Feuer, dass es verbrennt, so ist der junge König gerettet. Aber was hilft's. Wer's weiß und es ihm sagt, der wird halben Leibes Stein vom Knie bis zum Herzen.“
Da sprach der dritte: „Ich weiß noch mehr. Wird das Brauthemd auch verbrannt, so hat der junge König seine Braut doch noch nicht. Wenn nach der Hochzeit der Tanz anhebt und die junge Königin tanzt, wird sie plötzlich erbleichen und wie tot hinfallen. Hebt sie nicht einer auf und zieht drei Tropfen Blut aus ihrer rechten Brust und speit sie wieder aus, so stirbt sie. Aber verrät das einer, der es weiß, so wird er ganzen Leibes zu Stein.“ Als die Raben das miteinander gesprochen hatten, flogen sie weiter. Der getreue Johannes hatte alles wohl verstanden, aber von der Zeit an war er still und traurig. Denn verschwieg er seinem Herrn, was er gehört hatte, so war dieser unglücklich; entdeckte er es ihm, so musste er selbst sein Leben hingeben. Endlich sprach er bei sich: „Meinen Herrn will ich retten und sollte ich selbst darüber zugrunde gehen.“
Als sie nun ans Land kamen, da geschah es, wie die Raben vorausgesagt hatten.. Es sprengte ein prächtiger fuchsroter Gaul daher. „Wohlan“, sprach der König, „der soll mich in mein Schloss tragen.“, und wollte sich aufsetzen.
Doch der treue Johannes kam ihm zuvor, schwang sich schnell darauf, zog das Gewehr aus dem Halfter und schoss den Gaul nieder. Da riefen die anderen, die dem treuen Johannes nicht gut waren: „Wie schändlich, das schöne Tier zu töten, das den König ins Schloss tragen sollte!“ Aber der König sprach: „Schweigt und lasst ihn gehen. Es ist mein getreuester Johannes. Wer weiß wozu das gut ist!“
Da sprach der zweite: „Ich weiß noch mehr. Auch wenn das Pferd getötet wird, so behält der König seine junge Braut doch nicht. Denn wenn sie ins Schloss kommen, liegt dort ein gemachtes Brauthemd und sieht aus als wär's aus Gold gewebt, ist aber nichts als Pech und Schwefel. Wenn er es antut, verbrennt es ihn bis auf Mark und Knochen.“ Sprach der dritte: „Ist da gar keine Rettung?“ „O ja!“, antwortete der zweite, „Wenn einer mit Handschuhen das Hemd packt und wirft es ins Feuer, dass es verbrennt, so ist der junge König gerettet. Aber was hilft's. Wer's weiß und es ihm sagt, der wird halben Leibes Stein vom Knie bis zum Herzen.“
Da sprach der dritte: „Ich weiß noch mehr. Wird das Brauthemd auch verbrannt, so hat der junge König seine Braut doch noch nicht. Wenn nach der Hochzeit der Tanz anhebt und die junge Königin tanzt, wird sie plötzlich erbleichen und wie tot hinfallen. Hebt sie nicht einer auf und zieht drei Tropfen Blut aus ihrer rechten Brust und speit sie wieder aus, so stirbt sie. Aber verrät das einer, der es weiß, so wird er ganzen Leibes zu Stein.“ Als die Raben das miteinander gesprochen hatten, flogen sie weiter. Der getreue Johannes hatte alles wohl verstanden, aber von der Zeit an war er still und traurig. Denn verschwieg er seinem Herrn, was er gehört hatte, so war dieser unglücklich; entdeckte er es ihm, so musste er selbst sein Leben hingeben. Endlich sprach er bei sich: „Meinen Herrn will ich retten und sollte ich selbst darüber zugrunde gehen.“
Als sie nun ans Land kamen, da geschah es, wie die Raben vorausgesagt hatten.. Es sprengte ein prächtiger fuchsroter Gaul daher. „Wohlan“, sprach der König, „der soll mich in mein Schloss tragen.“, und wollte sich aufsetzen.
Doch der treue Johannes kam ihm zuvor, schwang sich schnell darauf, zog das Gewehr aus dem Halfter und schoss den Gaul nieder. Da riefen die anderen, die dem treuen Johannes nicht gut waren: „Wie schändlich, das schöne Tier zu töten, das den König ins Schloss tragen sollte!“ Aber der König sprach: „Schweigt und lasst ihn gehen. Es ist mein getreuester Johannes. Wer weiß wozu das gut ist!“
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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