03.09.2019, 09:59
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.09.2019, 10:20 von Fredeswind.)
Ich mochte fünf Minuten geschlafen haben, als mich ein lautes Nagen und Knabbern weckte. Ich fuhr auf und horchte. Kein Zweifel, Ratten. Wie mir dabei zu Mute wurde, kann ich nicht beschreiben. Ich wusste sofort: einen Schlaf gibt es in dieser Nacht nicht mehr für dich.
Hätt‘ ich auch anders darüber gedacht, die Bewohner hinter Wand und Diele hätten mich bald eines andern belehrt. Nie hab’ ich diese Tiere mit solcher Frechheit sich gebärden sehen; sie waren überall; zupften und zerrten an den Decken, ließen sich durch mein Husten und Zurufen nicht im Geringsten stören...
Jeden Augenblick musst ich fürchten, dass sie mein Bett mit Sturm nehmen würden. Der erste Seufzer kam aus meiner Brust. Bis dahin hatt ich mich gehalten. Ich stand auf, kleidete mich an, wickelte mich in meine Reisedecke und setzte mich auf das Fensterbrett, das gerade breit genug war, meinem Körper Platz zu geben. In solcher Stellung, nur mal rechts, mal links meine Rückenlehne suchend, durchwachte ich die Nacht, zählte ich die Viertelstunden...
Als sie aber ihre Anstrengungen scheitern und mich beständig auf Wache sahen, gaben sie endlich ihre Chargen auf. Um vier Uhr wurde es still; um fünf Uhr dämmerte es. Um sieben Uhr erschien Mr. Palazot. Ich sagte ihm, dass ich nicht geschlafen hätte und weshalb nicht. Er lächelte. „Ja, ja.“ Am Kaminfeuer sollten jetzt die Gespräche vom Abend vorher wieder aufgenommen werden; aber, trotz angeborner Höflichkeit, — ich konnte nicht.
Hätt‘ ich auch anders darüber gedacht, die Bewohner hinter Wand und Diele hätten mich bald eines andern belehrt. Nie hab’ ich diese Tiere mit solcher Frechheit sich gebärden sehen; sie waren überall; zupften und zerrten an den Decken, ließen sich durch mein Husten und Zurufen nicht im Geringsten stören...
Jeden Augenblick musst ich fürchten, dass sie mein Bett mit Sturm nehmen würden. Der erste Seufzer kam aus meiner Brust. Bis dahin hatt ich mich gehalten. Ich stand auf, kleidete mich an, wickelte mich in meine Reisedecke und setzte mich auf das Fensterbrett, das gerade breit genug war, meinem Körper Platz zu geben. In solcher Stellung, nur mal rechts, mal links meine Rückenlehne suchend, durchwachte ich die Nacht, zählte ich die Viertelstunden...
Als sie aber ihre Anstrengungen scheitern und mich beständig auf Wache sahen, gaben sie endlich ihre Chargen auf. Um vier Uhr wurde es still; um fünf Uhr dämmerte es. Um sieben Uhr erschien Mr. Palazot. Ich sagte ihm, dass ich nicht geschlafen hätte und weshalb nicht. Er lächelte. „Ja, ja.“ Am Kaminfeuer sollten jetzt die Gespräche vom Abend vorher wieder aufgenommen werden; aber, trotz angeborner Höflichkeit, — ich konnte nicht.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
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