25.09.2019, 20:41
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.09.2019, 20:44 von Fredeswind.)
5. POITIERS-ROCHEFORT
Um vier Uhr nach Poitiers… Wir hatten eine stärkere Begleitung als gewöhnlich. Die Folge war, dass ein Kupee für die Gesamtheit der Gefangenen nicht ausgereichte und eine Teilung vorgenommen wurde. Der ‚Brigadier‘ und ich sonderten uns aus und bezogen ein Nachbarkupee… Bis dahin immer warm zusammengepfercht, musste hier die freiere Bewegung und die frischere Luft mit einer sehr empfindlichen Kälte bezahlt werden…
Endlich, zwischen zehn und elf, fuhren wir durch die glitzernden Felsmassen hindurch, auf deren Höhe sich Poitiers erhebt. Das allgemeine Frösteln spornte zur Eile; im Geschwindschritt ging es, über wohl hundert Steinstufen, die Berglehne hinan, bis wir durch ein Gewirr von Gassen hindurch (natürlich völlig unbelästigt) das Gefängnis erreichten.
Es war elf Uhr; alles schlief. Die verschiedenen Beamte... erschienen staffelförmig, nach dem Grade ihres Ranges, der vornehmste zuletzt. Die üblichen Fragen und Schreibereien erfolgten rasch; ich bat um ein Kaminzimmer, wurde geschäftsmäßig nach der Ausreichendheit meiner Kassenbestände gefragt und erhielt das Gewünschte ohne weiteres, nachdem ich die ausreichenden Garantien gegeben hatte...
All diese Beamten wurden unseretwegen aus dem ersten Schlaf geholt; die Unbequemlichkeit war groß, aber ich habe keine unfreundliche Miene, keine gerunzelte Stirn gesehen. Im Gegenteil, man war artig und zeigte eine gewisse Teilnahme. Es war Dienst, und damit abgemacht.
Unser Gefängnis zu Poitiers war das besteingerichtete unter allen, die ich kennenlernte; es hatte etwas von der Opulenz eines großen Bahnhofs oder eines Musterkrankenhauses. Am andern Morgen erschien ein Mitgefangener, um ein Kohlenfeuer zu machen und überhaupt auf acht Stunden in meinen Dienst zu treten.
Es war ein Pariser, ein allerliebster Kerl, der sich auf die Kunde hin, dass ich aus Berlin sei, zu diesem Dienst gemeldet hatte. Wir wurden bald gute Freunde. Er hatte nämlich in Constantine… Offiziers-Burschendienst beim Ulanenleutnant von Prittwitz getan…
Um vier Uhr nach Poitiers… Wir hatten eine stärkere Begleitung als gewöhnlich. Die Folge war, dass ein Kupee für die Gesamtheit der Gefangenen nicht ausgereichte und eine Teilung vorgenommen wurde. Der ‚Brigadier‘ und ich sonderten uns aus und bezogen ein Nachbarkupee… Bis dahin immer warm zusammengepfercht, musste hier die freiere Bewegung und die frischere Luft mit einer sehr empfindlichen Kälte bezahlt werden…
Endlich, zwischen zehn und elf, fuhren wir durch die glitzernden Felsmassen hindurch, auf deren Höhe sich Poitiers erhebt. Das allgemeine Frösteln spornte zur Eile; im Geschwindschritt ging es, über wohl hundert Steinstufen, die Berglehne hinan, bis wir durch ein Gewirr von Gassen hindurch (natürlich völlig unbelästigt) das Gefängnis erreichten.
Es war elf Uhr; alles schlief. Die verschiedenen Beamte... erschienen staffelförmig, nach dem Grade ihres Ranges, der vornehmste zuletzt. Die üblichen Fragen und Schreibereien erfolgten rasch; ich bat um ein Kaminzimmer, wurde geschäftsmäßig nach der Ausreichendheit meiner Kassenbestände gefragt und erhielt das Gewünschte ohne weiteres, nachdem ich die ausreichenden Garantien gegeben hatte...
All diese Beamten wurden unseretwegen aus dem ersten Schlaf geholt; die Unbequemlichkeit war groß, aber ich habe keine unfreundliche Miene, keine gerunzelte Stirn gesehen. Im Gegenteil, man war artig und zeigte eine gewisse Teilnahme. Es war Dienst, und damit abgemacht.
Unser Gefängnis zu Poitiers war das besteingerichtete unter allen, die ich kennenlernte; es hatte etwas von der Opulenz eines großen Bahnhofs oder eines Musterkrankenhauses. Am andern Morgen erschien ein Mitgefangener, um ein Kohlenfeuer zu machen und überhaupt auf acht Stunden in meinen Dienst zu treten.
Es war ein Pariser, ein allerliebster Kerl, der sich auf die Kunde hin, dass ich aus Berlin sei, zu diesem Dienst gemeldet hatte. Wir wurden bald gute Freunde. Er hatte nämlich in Constantine… Offiziers-Burschendienst beim Ulanenleutnant von Prittwitz getan…
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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