02.10.2019, 14:42
3. RASUMOFSKY
Bequartiert war ich nun; alles war da nur die oberste Dienstcharge, die zu besetzen war, war noch unbesetzt geblieben, - der Bursche fehlte noch. Aber auch darüber wurde ich beruhigt: „Demain matin.“ Demain matin kam.
Beinahe gleichzeitig mit ihm erschien ein Hausbeamter, um mir vorbehaltlich meiner Zustimmung, meinen zukünftigen Burschen, den Verwalter meiner Wirtschaft, vorzustellen, Max Rasumofsky: er gefiel mir auf der Stelle, dass er ein schwarzer Husar war, besagten die Überreste seiner Uniform, dass er Pole war entnahm ich seinem Namen, dass er Schneider war, ergaben die ersten Recherchen…
Ich griff zu und hatte meine Wahl nicht zu bereuen. Er war, was der militärische terminus technicus schneidig und findig nennt. Unschätzbare Eigenschaften; im besondern auch hier. Seine ‚Schneidigkeit‘ fiel natürlich in die Zeit vor seiner Gefangenschaft, und was die Beweise dafür angeht, so bin ich zum besten Teile auf seine eigenen Berichterstattung angewiesen…
Wenn mir die Schneidigkeit Rasumofskys so gut wie gewiss war, so war ich seiner Findigkeit ganz und gar sicher. Es war unglaublich, was er alles ‚gefunden‘ hatte, namentlich in den Tagen, die dem Siege von Wörth unmittelbar folgten. Mehrere Spiele Karten, eine Straußenfeder, eine schwarzen Schleier mit Goldsternchen, eine Flasche Anisette. Diese war das Beste. Ein paar französische Generalsepauletten (Schulterstücke einer Generalsuniform) begleiteten ihn mehrere Tage. Aber er brachte es mit ihnen nicht über einen idealen Genuss hinaus, der zuletzt zu eine freiwilligen Trennug führte. „Wo haben Sie sie gelassen?“ – „Ich habe sie wieder weggeworfen.“ … Die Freude lachte ihm aus den Augen, das blanke Spielzeug mal besessen zu haben. Das ist die echte Findigkeit. Die Freude auch an dem, was man nicht brauchen kann.
Bequartiert war ich nun; alles war da nur die oberste Dienstcharge, die zu besetzen war, war noch unbesetzt geblieben, - der Bursche fehlte noch. Aber auch darüber wurde ich beruhigt: „Demain matin.“ Demain matin kam.
Beinahe gleichzeitig mit ihm erschien ein Hausbeamter, um mir vorbehaltlich meiner Zustimmung, meinen zukünftigen Burschen, den Verwalter meiner Wirtschaft, vorzustellen, Max Rasumofsky: er gefiel mir auf der Stelle, dass er ein schwarzer Husar war, besagten die Überreste seiner Uniform, dass er Pole war entnahm ich seinem Namen, dass er Schneider war, ergaben die ersten Recherchen…
Ich griff zu und hatte meine Wahl nicht zu bereuen. Er war, was der militärische terminus technicus schneidig und findig nennt. Unschätzbare Eigenschaften; im besondern auch hier. Seine ‚Schneidigkeit‘ fiel natürlich in die Zeit vor seiner Gefangenschaft, und was die Beweise dafür angeht, so bin ich zum besten Teile auf seine eigenen Berichterstattung angewiesen…
Wenn mir die Schneidigkeit Rasumofskys so gut wie gewiss war, so war ich seiner Findigkeit ganz und gar sicher. Es war unglaublich, was er alles ‚gefunden‘ hatte, namentlich in den Tagen, die dem Siege von Wörth unmittelbar folgten. Mehrere Spiele Karten, eine Straußenfeder, eine schwarzen Schleier mit Goldsternchen, eine Flasche Anisette. Diese war das Beste. Ein paar französische Generalsepauletten (Schulterstücke einer Generalsuniform) begleiteten ihn mehrere Tage. Aber er brachte es mit ihnen nicht über einen idealen Genuss hinaus, der zuletzt zu eine freiwilligen Trennug führte. „Wo haben Sie sie gelassen?“ – „Ich habe sie wieder weggeworfen.“ … Die Freude lachte ihm aus den Augen, das blanke Spielzeug mal besessen zu haben. Das ist die echte Findigkeit. Die Freude auch an dem, was man nicht brauchen kann.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)