11.12.2019, 10:01
Doch hör' nur erst: sie weinet nie,
Muß man sie morgens waschen,
Nie mit dem Bruder hadert sie,
Und niemals thut sie naschen.
Sie hat ein Grübchen in dem Kinn,
Ein kirschenrotes Mündchen,
Ihr Haar ist blond und sanft ihr Sinn,
Sie ist ein mollig Ründchen.
Wenn Pat' sie zum Konditor führt,
So nimmt sie's an bescheiden
Und dankt und knixt wie sich's gebührt,
Das mag der Pat' dann leiden!
Ihr Auge schwimmt in feuchtem Tau,
Als wär' auf sie gesunken
Ein selig Stücklein Himmelsblau
Und wäre drin ertrunken.
Sie streitet nicht, sie maulet nicht,
Nicht viel Gewand zerreißt sie,
Sie hat ein herziglieb' Gesicht:
Und Bertha Berger heißt sie."
Da ward Frau Holle seelenfroh
Und sprach zum roten Kehlchen:
"Du liebes Vöglein, ist das so, -
Dann ist sie ein Juwelchen.
Den Flug nimm auf die Erde gleich,
Und Bertha Berger grüß' mir:
Mit Kuchen aus Frau Hollens Reich.
Den Tugendpfad versüß' ihr.
Und sag' ihr, daß ihr immerdar
Geneigt und hold sein wolle
Die Göttin mit dem goldnen Haar,
Die freundliche Frau Holle.
Und weiß sie nicht den Weg hierher, -
Knecht Ruprecht soll sie fragen:
Im Wirrbart, Hut und Mantel, der: -
Der wird sie zu mir tragen."