01.05.2020, 14:22
Neue Freunde - Neue Feinde
Drüben im Saloon tanzen Lucie und Danteslav nun schon den vierten Tanz.
„Warte. Ich kann nicht mehr.“ Keucht sie über das ganze Gesicht strahlend.
„Dann lass uns eine Pause machen.“ Danteslav begleitet Lucie wieder zur Bar.
„Ich brauche etwas zu trinken.“ Verkündet sie dem Wirt, welcher ihr sofort ihr Bierglas wieder auffüllt.
„Herje Danteslav, soviel Spaß hatte ich seit Jahren nicht mehr. Aber ich bin kein junges Mädchen mehr.“
„Du tanzt aber immer noch wie eines.“ Lächelt er sie an.
Der dem Wind folgt, hat sich inzwischen mit dem Wirt unterhalten und wendet sich nun seinen beiden Mitreisenden zu. „Ich will Euch nicht den Spaß verderben. Aber es ist Zeit, schlafen zu gehen.“
„Natürlich, hast Du Recht.“ Stimmt Lucie Carpek ihm zu. „Es ist spät und morgen früh reisen wir weiter. Wirst Du wieder mit uns reisen?“ wendet sie sich an Danteslav. „Ich weiß es noch nicht.“ Gibt er ehrlich zur Antwort. „Wenn ich morgen früh nicht da bin, kümmere Dich bitte um meine Sachen.“
„Natürlich, werde ich das. Als wären es meine eigenen. Aber trotz allem hoffe ich, Dich morgen früh zu sehen.“ Als Antwort lächelt er wieder und küsst sacht ihre Hand, bevor sie zu dritt den Saloon wieder verlassen.
Danteslav taucht noch sein Einstecktuch in die Pferdetränke und geht an diesem Abend sofort in sein Zimmer und schließt die Tür hinter sich zu. Schnell öffnet er die Kiste, holt die Bücher hervor und die Knochen der osmanischen Geister. Fatima gibt er das nasse Tuch in die Hand und Achmet reicht er die Kerze vom Tisch.
Er nimmt die Aufzeichnungen und befiehlt zunächst Achmet die Fackel in der Richtung des Sonnenlaufs sieben Mal um die Kiste herum zu tragen. Während er aus den Aufzeichnungen des Rabbi Löw zitiert. Die Erde in seiner Kiste beginnt zu glühen wie das Feuer der Fackel selbst.
Wenn das schiefgeht, bin ich verloren, denkt Danteslav entsetzt. Aber jetzt bleibt ihm nichts anderes übrig, als das Ritual zu Ende zu bringen. Als nächstes weist er Fatima an mit dem Nassen Tuch gegen den Lauf der Sonne ebenfalls sieben Mal und die Kiste mit der Erde zu laufen. Sie gehorcht und er rezitiert weiter aus seinem Buch. Das Glühen verschwindet und der Raum füllt sich mit dem Geruch frischer Erde nach dem Regen.
Danteslav atmet tief durch, dann beugte er sich über die Kisten mit der Erde und hauchte seinen Atem darüber.
„Hiermit gebe ich Dir Leben.“ Flüsterte er, schloss das Buch und legte es zurück in die Erde.
Dann geschah einige entsetzliche Momente lang überhaupt nichts. Und dann sah er die ersten Bewegungen in der Erde und langsam türmte sie sich in die Höhe auf und bildete die Gestalt eines riesigen Wesens, welches in der Kiste stand. Fassungslos und überrascht, dass es tatsächlich funktioniert hatte, berührte er den Arm des Golems. Und im selben Augenblick fühlte er sich frisch und erholt wie nach einem ganzen Tag in seiner Kiste.
Er ergriff Fatimas Hand und wirbelte sie vor Freude herum, während der Tisch durch ihren Geisterkörper hindurchglitt.
„Wir haben es geschafft!“ jubelte er und zügelte sich sofort wieder. Er wollte niemanden wecken und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
„Geh schlafen!“ befahl er dem Golem und im selben Moment sackte er wieder in sich zusammen und alles was von ihm blieb war ein Haufen feuchter warmer Erde. Fast wollte er vor Freude Luftsprünge machen, wie ein kleiner Junge.
Aber was, wenn der Zauber nicht anhielt. Wenn es das gewesen war?
„Steh auf!“ befahl er erneut. Und wieder richtet sich das Wesen aus der Erde auf. Danteslav freut sich noch mehr. Es funktioniert. Besser hätte es gar nicht laufen können.