21.09.2020, 12:07
Aber die Räuber waren kaum fort, so sann die schöne Braut darauf, wie sie unerkannt entfliehen könne. Sie machte geschwind eine Gestalt von Stroh, zog derselben ihre Kleider an, setzte ihr ihre Haube auf, sich selbst aber bestrich sie von Kopf bis zu den Füßen mit Honig, wälzte sich darauf über und über in Federn, so dass sie ganz unkennbar wurde, und aussah, wie ein seltsamer Vogel.Die Gestalt in ihren Kleidern lehnte sie an ein Fenster und ließ sie hinaussehen und dann eilte sie von dannen.
Mochte es aber nun sein, dass dem Hauptmann eine Ahnung von des Mädchens beabsichtigter Flucht kam, oder dass etwas vergessen worden war, genug, er sandte einige seiner Räuber nach dem Hause zurück, und gerade musste es sich treffen, dass ihnen auf ihrem Wege das fiedrige Käuzlein aufstieß.
Sie dachten aber, es wäre einer ihrer Kumpane, der sich unkenntlich gemacht hätte, und riefen die Gestalt lachend und fragend an:
„Wohin, wohin, Herr Federsack?
Was macht die schöne junge Braut?“
Diese, die es selbst war, war zwar sehr erschrocken, doch fasste sie sich ein Herz, und antwortete mit verstellter Stimme:
„Sie fegt und säubert unser Haus
Und schaut wohl auch zum Fenster heraus!“
Damit machte sie, dass sie den Räubern aus dem Gesichte kam, kam auch glücklich aus dem Walde, erreichte ein Dorf, kaufte sich Kleider, badete sich, und erlangte glücklich und wohlbehalten, obschon nach langer Wanderung, ihre Heimat wieder.
Mochte es aber nun sein, dass dem Hauptmann eine Ahnung von des Mädchens beabsichtigter Flucht kam, oder dass etwas vergessen worden war, genug, er sandte einige seiner Räuber nach dem Hause zurück, und gerade musste es sich treffen, dass ihnen auf ihrem Wege das fiedrige Käuzlein aufstieß.
Sie dachten aber, es wäre einer ihrer Kumpane, der sich unkenntlich gemacht hätte, und riefen die Gestalt lachend und fragend an:
„Wohin, wohin, Herr Federsack?
Was macht die schöne junge Braut?“
Diese, die es selbst war, war zwar sehr erschrocken, doch fasste sie sich ein Herz, und antwortete mit verstellter Stimme:
„Sie fegt und säubert unser Haus
Und schaut wohl auch zum Fenster heraus!“
Damit machte sie, dass sie den Räubern aus dem Gesichte kam, kam auch glücklich aus dem Walde, erreichte ein Dorf, kaufte sich Kleider, badete sich, und erlangte glücklich und wohlbehalten, obschon nach langer Wanderung, ihre Heimat wieder.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)