03.11.2020, 11:04
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.11.2020, 11:04 von Fredeswind.)
König Drosselbart
(frei nach den Brüdern Grimm)
Sie wurden alle in eine Reihe nach Rang und Stand geordnet; erst kamen die Könige, dann die Herzöge, die Fürsten, Grafen und Freiherrn, zuletzt die Edelleute. Nun ward die Königstochter durch die Reihen geführt, aber an jedem hatte sie etwas auszusetzen.
Und so hatte sie an einem jeden etwas auszusetzen, besonders aber machte sie sich über einen guten König lustig, der ganz oben stand und dem das Kinn ein wenig krumm gewachsen war. „Ei“, rief sie und lachte, „der hat ein Kinn, wie die Drossel einen Schnabel“; und seit der Zeit bekam er den Namen Drosselbart.
(frei nach den Brüdern Grimm)
Ein König hatte eine Tochter, die war über alle Massen schön, aber dabei so stolz und übermütig, dass ihr kein Freier gut genug war. Sie wies einen nach dem andern ab, und trieb noch dazu Spott mit ihnen. Einmal ließ der König ein großes Fest anstellen, und lud dazu aus der Nähe und Ferne die heiratslustigen Männer ein.
Sie wurden alle in eine Reihe nach Rang und Stand geordnet; erst kamen die Könige, dann die Herzöge, die Fürsten, Grafen und Freiherrn, zuletzt die Edelleute. Nun ward die Königstochter durch die Reihen geführt, aber an jedem hatte sie etwas auszusetzen.
Der eine war ihr zu dick. „Das Weinfass!“ sprach sie. Der andere zu lang: „Lang und schwank hat keinen Gang.“ Der dritte zu kurz: „Kurz und dick hat kein Geschick.“ Der vierte zu rot: „Der Zinshahn!“ Der fünfte zu blass: „Der bleiche Tod!“ Der sechste war nicht gerade genug: „Grünes Holz, hinterm Ofen getrocknet!“
Und so hatte sie an einem jeden etwas auszusetzen, besonders aber machte sie sich über einen guten König lustig, der ganz oben stand und dem das Kinn ein wenig krumm gewachsen war. „Ei“, rief sie und lachte, „der hat ein Kinn, wie die Drossel einen Schnabel“; und seit der Zeit bekam er den Namen Drosselbart.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)