05.06.2021, 19:11
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.06.2021, 19:51 von Fredeswind.)
De Spielhansl
Der Spielhansel
(frei nach den Brüdern Grimm)
Is is emohl e Mon gewön, der hot ninx us g'spielt, und do hobend'n d'Leut nur in Spielhansl g'hoaßen, und wal er gor nit afg'hört zen spieln, so hot er san Haus und ullss vespielt.
Es ist einmal ein Mann gewesen, der hat nichts als gespielt, und da haben ihn die Leut nur ein Spielhansl geheißen, und weil er gar nicht aufgehört hat zu spielen, so hat er sein Haus und alles verspielt.
Hietzt nette in lötzten Tog, eh's iahm d'Schuldne schon s' Haus hobend wögnehme willn, is unse Herrgout un de halli Pedrus kemme und hobend g'sogt, er sull's übe d‘Nacht g'holte.
Jetzt eben am letzten Tag, eh sie ihm vor Schulden schon das Haus haben wegnehmen wollen, ist unser Herrgott und der heilige Petrus gekommen und haben gesagt, er solle es über Nacht behalten.
Oft hot de Spielhansl g'sogt: „Wögn meine kints do bleibn döi Nocht; ober i kong eng koan Bött und ninx z'össn gebn.“ Oft hot unse Herrgout g'sogt, er sulls ne g'holten, und söi willetn ian selbe wos z'össn kaffen; dos is in Spielhansl recht g'wön. Oft hot iahm de halli Pedrus drei Grouschn gebn, un er sull zen Böcke gehen und e Brod huhln.
Da hat der Spielhansl gesagt: „Wegen meiner könnt ihr bleiben die Nacht; aber ich kann euch kein Bett und nix zu essen geben.“ Da hat unser Herrgott gesagt, er solle sie da behalten, und sie wollten sich selbst etwas zu essen kaufen; das ist dem Spielhansl recht gewesen. Da hat ihm der heilige Petrus drei Groschen gegeben, und er soll zum Bäcker holen und ein Brot holen.
Hietzt is hullt de Spielhansl gonge, wie er aber ze den Haus kemme is wou die onnen Spiellumpn drin g'wön sand. döi iahm ullss og'wunge hobnd, do hobn's n g'ruefft und hobend g'schrien: „Hansl, geh ahne.“ „Jo,“ hot er g'sogt, „willt's me die drei Grouschn a non og'winge.“
Jetzt is halt der Spielhansl gegangen, wie er aber zu dem Haus gekommen ist, wo die anderen Spiellumpen drin gewesen sind, die ihm alles abgewonnen hatten, da haben sie ihn gerufen und haben geschrien: „Hansl geh herein.“ „Ja,“ hat er gesagt, „wollt ihr mir die drei Groschen auch noch abgewinnen?“
Döi hobnd'n obe nit ausg'lossn. Hietzt is e hullt anhi und oft hot e die drei Grouschn a non vespielt. De halli Pedrus und unse Herrgout hobnd ollewall g'wort't, und wie er ian z'long nit kemme is, sand's iahm intgögn gonge.
Sie haben ihn aber nicht ausgelassen. Jetzt ist er halt hinein und hat er die drei Groschen auch noch verspielt. Der heilige Petrus und unser Herrgott haben alleweil gewartet, und wie er ihnen so lang nicht gekommen ist, sind sie ihm entgegengegangen.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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