(12.07.2021, 20:22)Constantin schrieb: Man hofft aber auch, Großherzog Peter erfährt durch seinen Kontakt mit Kaiserin Ayschwarya etwas über Armut und dass technischer Fortschritt nicht darüber wegtäuschen kann. Das Thema Bekämpfung der Kinderarbeit soll zur Abstimmung in den Kongress eingebracht werden, um dann als gemeinsame Richtlinie zu gelten. Genauso wie die von Großherzog gewünschten Themen.
Man möge sich doch im norddeutschen Bund den Problemen widmen, die im norddeutschen Bund existieren, als den Problemen, die in anderen Reichen nicht existieren. Was Armut betrifft: der technische Fortschritt sorgt dafür, daß eintönige und schlecht bezahlte Arbeiten - als Beispiel sei genannt, Samenkapseln aus Rohbaumwolle auszukämmen - von Maschinen verrichtet werden können. Andererseits setzt dies Arbeitskräfte frei, die genau mit dieser Arbeit bisher ihr Brot verdient haben. Diese Menschen fortzubilden und in höher qualifizierter, besser bezahlter Arbeit wieder in Lohn und Brot zu bringen, das sind z. B. die Probleme, die Großherzog Peter und die Gouverneurin von Stettins überseeischen Besitzungen, Lady Aretha, umtreiben.
Eine der Strategien dafür ist - wiederum mittels des technischen Fortschrittes -, dafür zu sorgen, daß die überseeischen Besitzungen höherwertige verarbeitete Produkte statt Rohstoffen - z. B. fertige Textilien statt Rohbaumwolle - exportieren und verkaufen.
Dazu ist es wichtig - auch mithilfe des Fortschritts -, Absatzmärkte rationell erreichen zu können. Das bedeutet die Schaffung leistungsfähiger Transportwege, damit Absatzmärkte für Produkte nicht nur eng regional begrenzt sind. Es gereicht dem alten Kontinent nicht zum Ruhm, daß es einfacher, schneller und billiger ist, eine Schiffsladung Textilien von unseren karibischen Besitzungen nach Stettin zu schaffen, als eine Wagenladung Steinkohle von den schlesischen Minen der Krakauer Republik nach Stettin. Hier muß zur Förderung des allgemeinen Wohlstandes Abhilfe geschaffen werden. Der Bauer auf dem flachen Land muß die Möglichkeit bekommen, sein Getreide überregional zu vertreiben, und nicht nur auf dem nächstgelegenen Marktflecken mit seiner äußerst begrenzten Nachfrage.
Stettin sieht den Fortschritt als Weg, das Leben aller Menschen zu verbessern. Einerseits bringt der Fortschritt neue quaifizierte Arbeitsplätze, andererseits sorgt er dafür, daß Waren, die früher teuer produzierte Handarbeit waren, jetzt billig in ausreichender Anzahl für jedermann verfügbar werden. Fortschritt, in die richtigen Bahnen gelenkt, ist nach Stettins Ansicht die beste Armutsbekämpfung.
Nebenbei gesagt, hält man in Stettin die Steuerpolitik des norddeutschen Bundes nicht für hilfreich, die nötigen Investitionen in den Fortschritt - z. B. Eisenwege als leistungsfähige Transportwege - zu fördern.
Hier sei erwähnt, daß das Großherzogtum keine Kolonien hat - die überseeischen Besitzungen sind genauso Staatsgebiet wie das Mutterland, und alle Stettiner Untertanen haben die gleichen Rechte und Pflichten. Dazu gehört z. B. die Schulpflicht, welche, behördlich überwacht, Kinderarbeit per se ausschließt.
Insofern wird Stettin sich die Vorschläge des norddeutschen Bundes im Prager Kongreß anhören und seine Stimme nach reiflicher Überlegung abgeben.