23.04.2023, 16:44
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.04.2023, 16:45 von Fredeswind.)
Nach der Mahlzeit fragte der Gast, was er schuldig wäre. Der Wirt wollte die doppelte Kreide nicht sparen und sagte, noch ein paar Goldstücke müsste er zulegen. Der Geselle griff in die Tasche, aber sein Gold war eben zu Ende. „Wartet einen Augenblick, Herr Wirt“, sprach er, „ich will nur gehen und Gold holen.“, nahm aber ein Tischtuch mit.
Der Wirt wusste nicht, was das heißen sollte, war neugierig, schlich ihm nach, und da der Gast die Stalltür zuriegelte,und beobachtete ihn heimlich durch das Fenster. Der Fremde breitete unter dem Esel das Tuch aus und rief: „Bricklebrit!“, und augenblicklich fing das Tier an Gold zu speien von hinten und vorn, dass es ordentlich auf die Erde herabregnete.
„Ei der Tausend“, sagte der Wirt, „da sind die Dukaten bald geprägt! So ein Geldbeutel ist nicht übel!“ Der Gast bezahlte seine Zeche und legte sich schlafen; der Wirt aber schlich in der Nacht hinab in den Stall, führte den Münzmeister weg und band einen andern Esel an seine Stelle.
Den folgenden Morgen in der Frühe zog der Geselle mit seinem Esel ab und meinte, er hätte seinen Goldesel. Mittags kam er bei seinem Vater an, der sich freute, als er ihn wieder sah, und ihn gern aufnahm. „Was ist aus dir geworden, mein Sohn?", fragte der Alte. „Ein Müller, lieber Vater.“, antwortete er. „Was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?“ - „Weiter nichts als einen Esel.“- „Esel gibt's hier genug“, sagte der Vater, „da wäre mir doch eine gute Ziege lieber gewesen.“
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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