12.08.2025, 08:47
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.08.2025, 08:47 von Fredeswind.)
Er klopfte ihm an den Hals und sagte: „Sei ruhig, Liese!“, aber das Pferd machte aufs neue Männerchen. Da ward er zuletzt ärgerlich und rief ganz ungeduldig: „So wollt ich, dass du den Hals zerbrächst!“ Wie er das Wort ausgesprochen hatte, plump, fiel er auf die Erde, und lag das Pferd tot und regte sich nicht mehr; damit war der erste Wunsch erfüllt.
Weil er aber von Natur geizig war, wollte er das Sattelzeug nicht im Stich lassen, schnitt es ab, hing es über seinen Arm, und musste nun zu Fuß gehen. „Du hast noch zwei Wünsche übrig“, dachte er und tröstete sich damit. Wie er nun langsam durch den Sand dahinging und zu Mittag die Sonne heiß brannte, ward es ihm so warm und verdrießlich zumut, der Sattel drückte ihn auf dem Arm, auch war ihm noch immer nicht eingefallen, was er sich wünschen sollte.
„Wenn ich mir auch alle Reiche und Schätze der Welt wünsche“, sprach er zu sich selbst, „so fällt mir hernach noch allerlei ein, dieses und jenes, das weiß ich im Voraus, ich will's aber so einrichten, dass mir gar nichts mehr übrig zu wünschen bleibt.“ Dann seufzte er und sprach: „Ja, wenn ich der bayerische Bauer wäre, der auch drei Wünsche frei hatte, der wusste sich zu helfen, der wünschte sich zuerst recht viel Bier, und zweitens so viel Bier, als er trinken könnte, und drittens noch ein Fass Bier dazu.“
Manchmal meinte er, jetzt hätte er es gefunden, aber hernach schien es ihm doch noch zu wenig. Da kam ihm so in die Gedanken, was es seine Frau jetzt gut hätte, die säße daheim in einer kühlen Stube und ließe sich's wohl schmecken. Das ärgerte ihn ordentlich, und ohne dass er's wusste, sprach er so hin: „Ich wollte, die säße daheim auf dem Sattel und könnte nicht herunter, statt dass ich ihn da auf meinem Rücken schleppe.“
Manchmal meinte er, jetzt hätte er es gefunden, aber hernach schien es ihm doch noch zu wenig. Da kam ihm so in die Gedanken, was es seine Frau jetzt gut hätte, die säße daheim in einer kühlen Stube und ließe sich's wohl schmecken. Das ärgerte ihn ordentlich, und ohne dass er's wusste, sprach er so hin: „Ich wollte, die säße daheim auf dem Sattel und könnte nicht herunter, statt dass ich ihn da auf meinem Rücken schleppe.“
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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