11.09.2025, 08:13
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.09.2025, 08:14 von Fredeswind.)
Da währte es nicht lange Zeit, so wurden die Ritter des Königs, die nur eine karge Löhnung hatten, dem guten Schneider gram, und hätten gern gewollt, dass er beim Teufel wäre, fürchteten zumal, wenn sie mit ihm uneins würden, möchten sie ihm nicht sattsam Widerstand leisten, da er ihrer sieben allwege auf einen Streich totschlagen würde, sonsten hätten sie ihn gern ausgebissen, und so sannen sie täglich und stündlich darauf, wie sie doch von dem freislichen (angsteinflößenden) Kriegsmann kommen möchten.
Da aber ihr Witz und Scharfsinn etwas kurz zugeschnitten war, wie ihre Röcklein, so fanden sie keine List, den Helden vom Hofe zu entfernen, und zuletzt wurden sie Rates miteinander, alle zugleich vor den König zu treten, und um Urlaub und Entlassung zu bitten, und das taten sie auch.
Als der gute König sah, dass alle seine treuen Diener um eines einzigen Mannes willen ihn verlassen wollten, ward er traurig, wie nie zuvor, und wünschte, dass er den Helden doch nie möge gesehen haben; scheute sich aber doch, ihn hinweg zu schicken, weil er fürchten musste, dass er samt all seinem Volk von ihm möchte erschlagen, und hernach sein Königreich von dem stracklichen (ungestümen, gewalttätigen) Krieger möchte besessen werden.
Da nun der König in dieser schweren Sache Rat suchte, was doch zu tun sein möge, um alles gütlich abzutun und zum Besten zu lenken, so ersann er letztlich eine List, mit welcher er vermeinte, des Kriegsmannes, den niemand für einen Schneider schätzte, ledig zu werden und abzukommen.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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