11.09.2025, 08:17
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.09.2025, 08:17 von Fredeswind.)
Er sandte sogleich nach dem Helden und sprach zu ihm, wie er, der König, wohl vernommen, dass ein gewaltigerer und stärkerer Kampfheld auf Erden nimmer zu finden sei, denn der Schneider. Nun hausten im nahen Walde zwei Riesen, die täten ihm aus der Maßen großen Schaden mit Rauben, Morden, Sengen und Brennen im Lande umher, und man könne ihnen weder mit Waffen noch sonst wie beikommen, denn sie erschlügen alles, und so er sich's nun unterfangen wolle, die Riesen umzubringen, und brächte sie wirklich um, so solle er des Königs Tochter zur ehelichen Gemahlin, und das halbe Königreich zur Aussteuer erhalten, auch wolle der König ihm hundert Kriegsmannen zur Hülfe gegen die Riesen mitgeben.
Auf diese Rede des Königs ward dem Schneiderlein ganz wohl zu Mute und deuchte ihm schön, dass es sollte eines Königs Tochtermann werden und ein halbes Königreich zur Aussteuer empfangen; sprach daher kecklich: er wolle gern dem König, seinem allergnädigsten Herrn, zu Diensten stehen, und die Riesen umbringen, und sie wohl ohne Hülfe der hundert Reiter zu töten wissen.
Darauf verfügte er sich in den Wald, hieß die hundert Reiter, die ihm auf des Königs Befehl dennoch folgen mussten, vor dem Walde warten.
Er trat in das Dickicht, und lugte umher, ob er die Riesen irgendwo sehen möchte. Und endlich nach langem Suchen fand er sie beide unter einem Baume schlafend, und also schnarchend, dass die Äste an den Bäumen, wie vom Sturmwind gebogen, hin- und herrauschten.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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