(22.03.2018, 19:11)Ischade schrieb: Also erstmal danke für das hochinteressante Märchen. Ich kannte es tatsächlich bis dahin nur dem namen nach. Schön a mal auf diese Weise kennenzulernen.
Wie immer gebührt Dir mein allergrößter Dank, liebe Märchenfee.
(22.03.2018, 13:57)Fredeswind schrieb:(21.03.2018, 14:15)Ischade schrieb: Allerleirauhs Vater gedachte ja nach dem Tod seiner Frau seine Tochter zu heiraten... Aschenprüsters allein erziehneder Vater schien sich ja mit Küssen bestechen zu lassen... Nur scheint Aschenpüster aus diesen inzestiven Anwandlungen ihren Nutzen zu schlagen, während Allerleihrau dies gänzlich ablehnte.
Auf jeden Fall sehr spanntend. Auch die Fortsetzung ist wieder sehr gelungen.
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Ist die Frage, wie man einen Kuss interpretiert, ein Kuss zwischen Vater und Tochter ist meines Erachtens nicht verwerflich, dagegen der deutliche Wunsch seine leibliche Tochter heiraten zu wollen schon, zumindest in unserer Kultur.
LG von der Märchenfee Fredeswind
Nun, das mit dem "küssen" war in den niedergeschriebenen Märchen oft eine jugendfreie Version der ursprünglich mündlich weitergegebenen Märchen. (Bei Bechstein weiß ich es nicht, aber gerade die Grimms ließen sich die Märchen zumeist von Töchtern aus gutem Hause erzählen, die sicher auch nur die jugendfreien Versionen kannten...)
Wenn man bedenkt, welche Strapazen und Verluste selbst seines eigenen Lebens und seiner Seele, der Vater da in Kauf nimmt, kann ich mir kaum vorstellen, dass es tatsächlich nur eines Küsschens auf die Wange wegen geschah...
Dem schließe ich voll an.
Ich beschäftige mich ja schwerpunktmäßig mit dem Vergleich der verschiedenen Versionen eines Märchens, um auf Grundlage dessen zu einer vollständigeren bzw. zumindest für mich plausiblen Version zu gelangen.
Und da wir es hier eindeutig mit einer Version von Allerleirauh zu tun haben (Motiv 510 B) und sich dieses Märchenmotiv dadurch charakterisiert wird, dass der Ausgangskonflikt eine inzestuöse Beziehung ist, aus der die "Heldin" sich lösen muss, um schließlich fähig zu werden, eine Partnerbeziehung einzugehen, werden die Küsse wohl für diese Inzestbeziehung stehen.
Diese Inzestbeziehung verleiht der Heldin einerseits Glanz (die Kleider), sie fühlt sich wichtig, etwas Besonderes, andererseits bewirkt sie ihre Scheu gegenüber einem potentiellen, gleichaltrigen Partner (dem Prinzen, das Weglaufen vom Ball).
Wenn man den Vater als inzestuös sieht, erklärt das auch den Verlust seiner Seele und seinen Tod, als die Tochter sich nach einem Partner umschaut.