09.04.2018, 13:30
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.04.2018, 13:30 von Fredeswind.)
Das Unentbehrlichste
(frei nach Ludwig Bechstein)
Vor Zeiten hat einmal ein König gelebt, der hatte drei gute und schöne Töchter, die er sehr liebte und von denen er auch herzlich wiedergeliebt wurde. Prinzen hatte er nicht, aber es war in seinem Reiche herkömmlich, dass die Thronfolge auch auf Frauen und Töchter überging, und da des Königs Gemahlin nicht mehr am Leben war, so stand dem Könige frei, eine seiner drei Prinzessinnen zu seiner Nachfolgerin auf dem Throne zu bestimmen, und es brauchte gerade nicht die älteste zu sein.
Da aber nun derselbe König seine Töchter alle drei gleich liebte, so fiel ihm die Entscheidung schwer, und er ging mit sich zu Rate, diejenige zu wählen, die den meisten Scharfsinn offenbare. Diesen Entschluss teilte er seinen drei Töchtern mit und bestimmte seinen nahe bevorstehenden Geburtstag zur Entscheidung. Die sollte Königin werden, welche ihm ‚das Unentbehrlichste‘ bringen werde.
Jede der Prinzessinnen sann nun darüber nach, was wohl das Unentbehrlichste sei, und als der Geburtstag da war, nahete zuerst die älteste, brachte ein feines purpurnes Gewand getragen und sprach: „Gott der Herr lässt den Menschen nackend in die Welt treten, aber er hat ihm das Paradies verschlossen, darum ist ihm Gewand und Kleidung unentbehrlich.“
Die zweite Tochter brachte, auf einem goldenen gefüllten Becher liegend, ein frisches Brot, das sie selbst gebacken, und sprach: „Das Unentbehrlichste ist dem staubgeborenen Menschen Trank und Speise, denn ohne diese vermag er nicht zu leben, darum schuf Gott Früchte des Feldes, Obst und Beeren und Weintrauben und lehrte die Menschen Brot und Wein zu bereiten, die heiligen Symbole seiner Liebe.“
Die jüngste Tochter brachte auf einem hölzernen Tellerchen ein Häufchen Salz dar und sprach: „Als das Unentbehrlichste, mein Vater, erachte ich das Salz und das Holz. Darum haben schon alte Völker den Bäumen göttliche Ehre erwiesen und das Salz heilig gehalten.“
(frei nach Ludwig Bechstein)
Vor Zeiten hat einmal ein König gelebt, der hatte drei gute und schöne Töchter, die er sehr liebte und von denen er auch herzlich wiedergeliebt wurde. Prinzen hatte er nicht, aber es war in seinem Reiche herkömmlich, dass die Thronfolge auch auf Frauen und Töchter überging, und da des Königs Gemahlin nicht mehr am Leben war, so stand dem Könige frei, eine seiner drei Prinzessinnen zu seiner Nachfolgerin auf dem Throne zu bestimmen, und es brauchte gerade nicht die älteste zu sein.
Da aber nun derselbe König seine Töchter alle drei gleich liebte, so fiel ihm die Entscheidung schwer, und er ging mit sich zu Rate, diejenige zu wählen, die den meisten Scharfsinn offenbare. Diesen Entschluss teilte er seinen drei Töchtern mit und bestimmte seinen nahe bevorstehenden Geburtstag zur Entscheidung. Die sollte Königin werden, welche ihm ‚das Unentbehrlichste‘ bringen werde.
Jede der Prinzessinnen sann nun darüber nach, was wohl das Unentbehrlichste sei, und als der Geburtstag da war, nahete zuerst die älteste, brachte ein feines purpurnes Gewand getragen und sprach: „Gott der Herr lässt den Menschen nackend in die Welt treten, aber er hat ihm das Paradies verschlossen, darum ist ihm Gewand und Kleidung unentbehrlich.“
Die zweite Tochter brachte, auf einem goldenen gefüllten Becher liegend, ein frisches Brot, das sie selbst gebacken, und sprach: „Das Unentbehrlichste ist dem staubgeborenen Menschen Trank und Speise, denn ohne diese vermag er nicht zu leben, darum schuf Gott Früchte des Feldes, Obst und Beeren und Weintrauben und lehrte die Menschen Brot und Wein zu bereiten, die heiligen Symbole seiner Liebe.“
Die jüngste Tochter brachte auf einem hölzernen Tellerchen ein Häufchen Salz dar und sprach: „Als das Unentbehrlichste, mein Vater, erachte ich das Salz und das Holz. Darum haben schon alte Völker den Bäumen göttliche Ehre erwiesen und das Salz heilig gehalten.“
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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