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Der Drachentöter und seine drei Hunde
#1
Ich bin gerade dabei, endlich alte Fotos aufzuarbeiten. Die Bilder vom Drachenkampf stammen noch vom August 17. Höchste Zeit, dass mein Drachentöter Märchen mal weitergeht.
Die erste Hälfte steht noch auf der KW, und dort werde ich es auch beenden. Trotzdem möchte ich es auch hier haben. Hier kommen die Bilder einfach besser rüber. Deshalb fange ich mal damit an, es herzuholen.
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#2
Eines Abends in der Wohnung von Anna Grimm:

   

Es klopft, dann öffnet sich die Tür:
Emil Emsig, der Nachbar von oben, kommt herein: "Einen schönen guten Abend, die Damen! Wie wäre es mit einem guten Gläschen Wein?"

   



Emil: "Mit welch grausigen Themen befasst ihr euch denn an diesem schönen Abend?"
   

Trudi: "Wir bereiten gerade die Ausbeute meiner letzten Märchensammeltour für die Veröffentlichung vor."

Anna: "Setz dich doch. Wenn du möchtest, kannst du das Manuskript für Trudis Drachentötermärchen lesen."
Trudi: "Über deine Anmerkungen würde ich mich freuen."
Emil: "Erzähl du lieber. Märchen muss man hören, nicht lesen!"
Trudi: "Also gut: ...Es war einmal vor langer Zeit..."
   
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#3
In einem kleinen Häuschen am Waldrand lebte einmal ein Weber mit seiner Familie.
   

Der Vater webte, die Tochter spann die Wolle ...
   

... und Jörg, der Sohn, kümmerte sich um die Schafe.
   

Jeden Tag trieb Jörg die Schafe auf die Weide.
   

   


Eines Tages, als Jörg wieder einmal die Herde weidete ...
   

... stand auf einmal ein kleines Männchen mit einem ellenlangen Bart vor ihm.
   

"Verkauf mir eines deiner Schafe," bat das Männchen. "Es wird dein Schaden nicht sein!"
"Ich kann kein Schaf verkaufen, antwortete Jörg. Die Tiere gehören ja meinem Vater."
   
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#4
"Ich gebe dir diesen Hund für dein Schaf," bot das Männchen an. "Er heißt "Pack-an" und ist von besonderer Art. Was auch immer er einmal gepackt hat, das lässt er nie wieder los. Und wenn du pfeifst, so wird er auf der Stelle zu deiner Hilfe herbeieilen, möge er sich befinden, wo auch immer er wolle."
   

Da war Jörg mit dem Handel einverstanden und tauschte ein Schaf gegen den "Pack-an".
   
   

Pack-an half Jörg, die Herde zu hüten und am Abend nach Hause zu treiben.
   
   

Der Vater zeigte sich allerdings gar nicht einverstanden mit dem Tausch. "Was sollen wir mit einem Hund?" schimpfte er. "Die Schafe ernähren uns, aber einem Hund müssen wir ernähren!"
   

Beim Abendbrot hing der Haussegen immer noch schief. 
   

Jörg versuchte zu erklären, dass der Hund ein besonderer Hund sei und dass sie mit seiner Hilfe ihr Glück machen könnten. Doch der Vater wollte nichts hören.
"Wir könnten mit Pack-an jagen," erklärte Jörg. "Und hätten jeden Tag Fleisch im Topf."
"Wir sind Weber und keine Jäger," erklärte der Vater. Und das Wild gehört dem König. Vergiss nicht, wo dein Platz in der Welt ist, wenn du glücklich werden willst!"
   
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#5
Als Jörg am nächsten Tag wieder die Herde hütete...
   

...stand plötzlich wieder das Männchen mit dem ellenlangen Bart vor ihm: 
"Mein Volk ist sehr zufrieden mit deinem Schaf. Verkauf uns doch noch eines!"
"Ich kann dir nicht noch ein Schaf geben, sonst bekomme ich Schwierigkeiten mit meinem Vater."
   

Da pfiff das Männchen einen Hund herbei, der war noch größer als der 'Pack-an'. "Ich gebe dir für das Schaf diesen Hund. Er heißt "Reißebeiß". Es gibt keine Bedrohung, weder Mensch noch Tier, vor der Reißebeiß dich nicht schützen könnte."
   

Da ließ sich Jörg zu dem Tausch überreden und gab dem Männchen ein weiteres Schaf..
   

Doch als Jörg am Abend mit der Herde nach Hause zurückkehrte...
   

...da wurde sein Vater schrecklich wütend über den Tausch und prügelte ihn windelweich.
   
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#6
Am dritten Tag, als Jörg gerade auf der Weide saß und sein Vesper verspeiste, stand das bärtige Männchen wieder vor ihm. 

"Nun, Jörg, was isst du da? Trocken Brot mit Dauerwurst? Wenn du wolltest, könntest du besser speisen."
   

"Dieser Hund hier ist zwar kleiner als die anderen beiden, aber bei weitem wunderbarer. Denn er versorgt dich mit allen Speisen, die dein Herz begehren."
   

Dann schickte das Männchen den "Bring-Speisen" los.
   

Nur kurze Zeit später kam der Hund mit einem Korb voll der besten Speisen zurück.
   

Sogar eine Flasche Wein war dabei.
   

Da gab Jörg dem Männchen ein drittes Schaf für den "Bring-Speisen" und ließ sich das köstliche Mahl schmecken.
   

Am Abend ließ Jörg die restlichen Schafe von Pack-an und Reißebeiß nach Hause treiben. 
   

Dann nahm er sein Bündel und machte sich mit seinen drei Hunden auf in die weite Welt.
   
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#7
Oh wie schön, dass diese Geschichte nun auch hier ist...
    
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#8
Anna: "Das Erzählmotiv vom Drachentöter ist im Grunde eines der ältesten der Welt. Eine der ältesten Erzählungen von Drachenkämpfen stammt aus dem alten Babylon und ist die vom Kampf des Marduk zur Zeit der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche gegen Tiamat, die man sich als das Oberhaupt der bösen Mächte vorstellte. Bei den alten Griechen tötet Perseus das Wasserungeheuer Ketos, dem die Andromeda geopfert werden soll und erhält diese zur Frau.

Im 13. Jahrhundert zirkulierte im christlichen Europa die Legende vom Heiligen Georg aus der Legenda Aura, das war meistverbreitetste Buch in dieser Zeit."
Trudi: "Als Märchen taucht das Drachentötermotiv im Grunde in 2 Varianten auf. Die ältere Variante ist die hier vorliegende mit den drei Hunden. Die drei Hunde scheinen sich in Italien mit dem Motiv des Drachenkampfs verbunden zu haben. Im Erzählindex von Aarne und Thomson (https://de.wikipedia.org/wiki/Aarne-Thompson-Index) wird dieses Motiv unter der Nummer 300 geführt. Die Variante AaTh 303 (Die Zwillinge oder Blutsbrüder) ist wesentlich jünger, vermutlich entstand sie erst im dem 14. Jahrhundert in Frankreich."
Anna: "In Deutschland ist das Märchen am bekanntesten in der Variante von Bechstein, "Die drei Hunde", welches leider sehr knapp und trocken erzählt ist."
(Fredeswind hat das Märchen hier inszeniert: http://www.klickywelt.de/viewtopic.php?f...art=690url)
   

Trudi: "Die Ausgangssituation schildert den Ablösungsprozess eines jungen Mannes vom Elternhaus. Der Name Jörg als Kurzform von Georg schien mir hier passend.
Er tauscht nährende Haustiere (Schafe oder Ziegen) gegen wunderbare Jagdgenossen. Oft werden alle Schafe auf einmal getauscht, oder der Bursche verlässt das Haus bereits mit einem Hund, der beim Kampf gegen Räuber stirbt und erhält von einer geheimnisvollen Alten im Wald die drei besonderen Hunde. 
Ich sehe in Märchen hauptsächlich Entwicklungsgeschichten, dafür ist das Ablösungsmotiv wesentlich. Darum habe ich hier die ausführlichste Variante mit dem dreimaligen Tausch verwendet.
Oft sind die Eltern gestorben und der Junge verlässt mit seiner Schwester zusammen das Elternhaus. Ist dies der Fall, so liegt eine Kombination mit dem Märchen von der treulosen Schwester vor. (AaTh 315) 
(Dieses Märchen hat Fredeswind hier gezeigt: http://www.klickywelt.de/viewtopic.php?f...rt=2355url)
Bei der Kombination mit der treulosen Schwester sind die Rollen klar verteilt. Der Bruder verkörpert das zuversichtliche, vorwärtsgewandte Prinzip, seine Schwester ist rückwärtsgewandt und steckt in der Vergangenheit fest. Bei meiner Erzählung erscheint die Schwester nur am Anfang als totes Motiv, die rückwärtsgewandte Rolle übernimmt hier der Vater."
Emil: "Die Schwester wird also keine weitere Rolle spielen?"
Trudi: "Irgendwo muss auch mal Schluss sein. Auch wenn mir das Eingrenzen des Stoffes immer schwer fällt. Aber sonst wird das Märchen übermäßig lang."
Emil: "Was ist das eigentlich für ein seltsamer Zwerg, der die Schafe gegen Hunde tauscht?"
Anna: "Das geheimnisvolle Männchen oder ein fremder Mann aus dem Wald ist auf jeden Fall ein Jenseitiger. Der geheimnisvolle Helfer gehört zum festen Inventar der meisten Märchen. Tiere werden meist als instinktive Kräfte des Helden gedeutet. Hunde als Haustiere sind dabei noch relativ nahe am Bewusstsein, während Wildtiere wie Wolf oder Fuchs aus den tiefen Schichten des Unterbewussten stammen." 
   
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#9
Nachdem Jörg einige Zeit in der Welt herumgezogen war, kam er in einen großen Wald.
Gegen Nachmittag erreichte er ein kleines Gasthaus, welches einsam mitten in dem Wald stand.
   

   

Am Brunnen vor den Haus stand eine Magd und schöpfte Wasser. Als sie den jungen Burschen sah, hob sie warnend die Hand und machte eine abwehrende Geste.
   

Doch bevor sie noch ein Wort sagen konnte, kam die Wirtin aus der Tür und lud Jörg ein, doch im Gasthaus einzukehren.
   

Die Wirtin erklärte, der Wald sei noch groß und voller Gefahren und dies sei das einzige Gasthaus im Umkreis von vielen Wegstunden.
   


Also setzte sich Jörg und schon kurz darauf kam das Essen: Der Wirt stellte eine große Schüssel mit gesottenem Fleisch in einer Brühe vor ihn hin.
   


Dann setzte sich der Wirt zu Jörg, der sein einziger Gast war, um zu sehen, wie es ihm schmeckte.
   

Es schmeckte Jörg allerdings überhaupt nicht. Das sah der Wirt und fragte: "Du bist wohl von Zuhause Besseres gewöhnt?"
"Das ist es nicht", antwortete Jörg. "Aber dieses Fleisch schmeckt seltsam. Ich kenne Fleisch von Schaf, Schwein und Rind, und das hier schmeckt anders. Es ist auch kein Geflügel oder Wild."
   

Da sagte der Wirt: "Mein lieber Junge, du wirst in der Welt noch viele Dinge seltsam finden, denn es gibt mehr zwischen Himmel und Erde als das, was du je gesehen, gehört oder geschmeckt hast." Darauf verließ der Wirt ihn wieder.
   

Das Fleisch schmeckte immer seltsamer. Schließlich fand Jörg etwas darin, das die Form eines Fingers hatte. Nun wurde es ihm wirklich unheimlich und er stellte rasch die Schüssel seinen Hunden hin, die sie in Windeseile leerten.
   
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#10
Kurze Zeit später kam der Wirt wieder zurück und meinte mit dem Blick auf die leere Schüssel: "Scheint ja doch geschmeckt zu haben."
   

"Dann komm mal mit, damit ich dir dein Zimmer zeigen kann."
   

"Die Hunde kannst du hier im Stall unterbringen."
"Ich möchte, dass die Hunde bei mir bleiben", antwortete Jörg.
"Nun, das wird sich finden..." meinte der Wirt.
   

Die Wirtin war unterdessen mit einem Teller mit Schmalzbroten herausgetreten. Diese zeigte sie den Hunden und reizte deren Appetit.
   

Während Jörg mit dem Wirt in das Gasthaus trat, lockte die Wirtin den Reißebeiß mit einem Schmalzbrot.
   

Und solange der Hund das Brot fraß, warf die Wirtin die Tür ins Schloss und Reißebeiß war aus dem Gasthaus ausgesperrt.
   

Der Wirt hatte unterdessen Jörg durch die Gaststube zu einer weiteren Tür aus schwerem Holz geführt.
   

Er öffnete diese und Jörg schaute voll Verwunderung in den Raum, so dass er darüber ganz vergaß, auf seine Hunde zu achten.
Und während Jörg den Raum betrat, lockte die Wirtin auch den Packan mit einem Schmalzbrot von seinem Herrn weg.
   
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