17.10.2018, 10:10
De säit d' Frau: „de hesch gwüß traumet, und i ho der jo hüt scho gsäit, s' isch e Christ do gsi, aber isch wieder furt. Do het mer allerhand Sache verzellt. Si hebe ime Schloß der Schlüssel zue nere Gäldchiste verlore und chönnene numme finde.“ „O di Nare“, säit der Vogelgrif, „de Schlüssel lit im Holzhus hinder der Thör undere Holzbig.“
Da sagte die Frau: „Du hast gewiss geträumt, und ich hab dir ja heute schon gesagt, s‘ist ein Christ da gewesen, aber ist wieder fort. Der hat mir allerhand Sachen erzählt. Sie haben in einem Schloss den Schlüssel zu einer Geldkiste verloren und können ihn nicht mehr finden.“ „Oh, die Narren“, sagte der Vogel Greif, „der Schlüssel liegt im Holzhaus hinter der Tür unter einem Holzstoß.
„Und denn het er au gsäit imene Schloß seig e Tochter chrank und se wüße kais Mittel für se gsund z' mache.“ „'O di Nare,' säit der Vogelgrif“, under der Chällerstäge het e Chrot es Näscht gmacht von ere Hoore, und wenn se die Hoor wieder het, so wers se gsund.'
„Und dann hat er auch gesagt, in einem Schloss sei eine Tochter krank, und sie wüssten kein Mittel, um sie gesund zu machen.“ „Oh, die Narren“, sagte der Vogel Greif, „unter der Kellerstiege hat eine Kröte ein Nest gemacht von ihren Haaren, und wenn sie die Haare wieder hat, so wird sie gesund.“
„Und denn het er au no gsäit s' sig amene Ort es Wasser un e Ma derbi, der müeß all Lüt drüber träge.“ „O de Nar“, säit de Vogelgrif, „täter nome emol äine z' mitzt dri stelle, er müeßt denn käine me übere träge.“
„Und dann hat er auch noch gesagt, es sei an einem Ort ein Wasser und ein Mann dabei, der müsse alle Leute darüber tragen.“ „Oh, der Narr“, sagte der Vogel Greif, „täte er nur einmal einen mitten hineinstellen, er müsste dann keinen mehr hinüber tragen.“
Am Morge frue isch der Vogelgrif uf gstande und furt gange. Do chunt der Hans underem Bett füre und het e schöne Fädere gha; au het er ghört was der Vogelgrif gsäit het wäge dem Schlüssel und der Tochter und dem Ma. D' Frau vom Vogelgrif het em do alles no nemol verzellt, daß er nüt vergäße, und denn isch er wieder häi zue gange.
Am Morgen früh ist der Vogel Greif aufgestanden und fort gegangen. Da kam der Hans unter dem Bett vor und hat eine schöne Feder gehabt; auch hatte er gehört, was der Vogel Greif gesagt hatte wegen dem Schlüssel und der Tochter und dem Manne. Die Frau vom Vogel Greif hat ihm das alles noch einmal erzählt, dass er nichts vergesse, und dann ist er wieder heimzu gegangen.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)