25.03.2019, 15:55
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.03.2019, 14:17 von Fredeswind.)
Er führte ihn überall herum, auf und ab, und ließ ihn alle Reichtümer und Kammern sehen. Nur die eine Kammer öffnete er nicht, worin das gefährliche Bild stand.
Und als er das Bildnis erblickte, das so herrlich war, da fiel er ohnmächtig zur Erde nieder.
Das Bild war aber so gestellt, dass, wenn die Türe aufging man gerade darauf sah. Es war so herrlich gemacht, dass man meinte es leibte und lebte und es gäbe nichts Lieblicheres und Schöneres auf der ganzen Welt.
Der junge König aber merkte wohl, dass der getreue Johannes immer an der Tür vorüberging und fragte: „Warum schließest du mir diese niemals auf?“ „Es ist etwas darin, vor dem du erschrickst.“, antwortete er. Aber der König erwiderte: „Ich habe das ganze Schloss gesehen, so will ich auch wissen, was darin ist.“, ging und wollte die Tür mit Gewalt öffnen. „Ich habe es deinem Vater versprochen, dass du nicht sehen sollst, was darin ist. Es könnte dir und mir zum Unglück ausschlagen.“, erzählte der Diener. Der junge König antwortete: „Ach nein, wenn ich nicht hineinkomme, so ist's mein sicheres Verderben. Ich würde Tag und Nacht keine Ruhe haben. Nun gehe ich nicht von der Stelle, bis du aufgeschlossen hast.“
Da sah der getreue Johannes, dass es nicht mehr zu ändern war und schloss schweren Herzens unter vielem Seufzen die Türe auf. Als er die Tür geöffnet hatte, trat er zuerst hinein und dachte, er wolle das Bildnis bedecken, dass es der König nicht vor ihm sähe. Aber was half das? Der König stellte sich auf die Fußspitzen und sah ihm über die Schulter.
Und als er das Bildnis erblickte, das so herrlich war, da fiel er ohnmächtig zur Erde nieder.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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