27.08.2019, 12:26
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.08.2019, 12:33 von Fredeswind.)
Die Situation war bereits heikel genug, aber schlimme Momente kommen nie allein; so auch hier. In eben diesem Augenblick, wo die Stimmung gegen mich ziemlich hoch ging, drängte sich durch den dichtesten Haufen ein wüst ausersehender Geselle, der, gedunsen und kurzhalsig, seiner apoplektischen Anlage durch 6 Liter Wein täglich zu Hilfe zu kommen schien, stellte sich sperrbeinig vor mich hin, schlug mit der Faust auf seine Brust und erklärte mit lallender Zunge: „Je suis le Maire.“(Ich bin der Bürgermeister)
Dies kam mir sehr ungelegen. Ich griff zu einem verzweifelten Mittel und sagte ihm unter Verbeugung, dass ich erfreut sei, ihn zu sehen, was bei Einzelnen (ich hatte also richtig gerechnet) sofort eine gewisse Heiterkeit zu meinen Gunsten erweckte und die Gebildeteren veranlasste, die Dorfobrigkeit, die noch allerhand faselte, bei Seite zu schieben.
Einer aus dem Kreise der Minorität trat jetzt an mich heran und fragte ruhig: ob ich damit einverstanden sei, dass man mich nach Neufchateau auf die Souspräfektur (Unterpräfektur) führe? Ich musste lächeln; ebenso gut hätte er mich fragen können, ob ich damit einverstanden sei, gehängt zu werden? Ich musste eben tragen, was über mich beschlossen wurde.
Meine Einwilligung war kaum ausgesprochen, als man meinen Kutscher, der mich übrigens nicht verraten hatte, antrieb, seine Braunen wieder einzuspannen. Ich bezahlte meine Zehrung, die Wirtin nahm das Geld und sah mich teilnahmsvoll an. Sie schien sagen zu wollen: die Welt ist toll geworden.
Wir stiegen auf. Rechts der Kutscher, links ein Franctireur (Freischütz), ich eingeklemmt zwischen beiden; hinter uns, auf einem Strohbündel, lagen zwei Blousenmänner. Die Sonne war im Niedergehen, der Abend klar und schön; so ging es auf Neufchateau zu.
Dies kam mir sehr ungelegen. Ich griff zu einem verzweifelten Mittel und sagte ihm unter Verbeugung, dass ich erfreut sei, ihn zu sehen, was bei Einzelnen (ich hatte also richtig gerechnet) sofort eine gewisse Heiterkeit zu meinen Gunsten erweckte und die Gebildeteren veranlasste, die Dorfobrigkeit, die noch allerhand faselte, bei Seite zu schieben.
Einer aus dem Kreise der Minorität trat jetzt an mich heran und fragte ruhig: ob ich damit einverstanden sei, dass man mich nach Neufchateau auf die Souspräfektur (Unterpräfektur) führe? Ich musste lächeln; ebenso gut hätte er mich fragen können, ob ich damit einverstanden sei, gehängt zu werden? Ich musste eben tragen, was über mich beschlossen wurde.
Meine Einwilligung war kaum ausgesprochen, als man meinen Kutscher, der mich übrigens nicht verraten hatte, antrieb, seine Braunen wieder einzuspannen. Ich bezahlte meine Zehrung, die Wirtin nahm das Geld und sah mich teilnahmsvoll an. Sie schien sagen zu wollen: die Welt ist toll geworden.
Wir stiegen auf. Rechts der Kutscher, links ein Franctireur (Freischütz), ich eingeklemmt zwischen beiden; hinter uns, auf einem Strohbündel, lagen zwei Blousenmänner. Die Sonne war im Niedergehen, der Abend klar und schön; so ging es auf Neufchateau zu.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
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