08.09.2019, 09:20
Auch der nächste Tag verging ohne Kriegsgericht. Ich durfte jetzt annehmen, dass ich gerettet sei… Meine vollkommenste Unschuld war evident, dennoch konnte man sich nicht entschließen, mir ohne Weiteres die Freiheit zurückzugeben. Es geschah, was immer in solchen Fällen zu geschehen pflegt: eine Autorität schob einer andern die Verantwortlichkeit zu. Es wurde beschlossen, mich von der Brigade an die Division zu verweisen.
Ehe dies aber ausgeführt wurde oder auch nun bestimmt zu meiner Kenntnis gelangte, vergingen noch drei Tage. Diese waren mein Idyll zu Langres. An dem ersten dieser drei Tage wurde mir in aller Morgenfrühe ‚Monsieur Louis‘, der Sohn des Hauses, durch Papa Bourgaut vorgestellt und von diesem Moment an war ich nicht mehr Alleinbewohner meines Gefängnisses, sondern teilte es mit ‚mon cher Louis‘.
Es war ein allerliebster Junge, dreizehnjährig, frisch, naiv, voller Begabung, namentlich nach der Seite des Künstlerischen hin. Der Umstand, dass gerade die großen Ferien waren, machte es ihm möglich, 12 Stunden des Tages mein Gesellschafter zu sein. Ich gewann den Jungen lieb... Wir begannen in der Regel mit einer Stunde deutschen Unterricht.
Er hatte Lesebücher, darin auch viele deutsche Gedichte eingestreut waren, unter andern Clandius‘ ‚Abendlied‘. Und so lasen wir denn:
„Der Mond ist aufgegangèn,
Die goldenen Sterne prangèn,..."
immer mit dem Accent auf der letzten Silbe, was einen unendlich komischen Eindruck machte.
Ehe dies aber ausgeführt wurde oder auch nun bestimmt zu meiner Kenntnis gelangte, vergingen noch drei Tage. Diese waren mein Idyll zu Langres. An dem ersten dieser drei Tage wurde mir in aller Morgenfrühe ‚Monsieur Louis‘, der Sohn des Hauses, durch Papa Bourgaut vorgestellt und von diesem Moment an war ich nicht mehr Alleinbewohner meines Gefängnisses, sondern teilte es mit ‚mon cher Louis‘.
Es war ein allerliebster Junge, dreizehnjährig, frisch, naiv, voller Begabung, namentlich nach der Seite des Künstlerischen hin. Der Umstand, dass gerade die großen Ferien waren, machte es ihm möglich, 12 Stunden des Tages mein Gesellschafter zu sein. Ich gewann den Jungen lieb... Wir begannen in der Regel mit einer Stunde deutschen Unterricht.
Er hatte Lesebücher, darin auch viele deutsche Gedichte eingestreut waren, unter andern Clandius‘ ‚Abendlied‘. Und so lasen wir denn:
„Der Mond ist aufgegangèn,
Die goldenen Sterne prangèn,..."
immer mit dem Accent auf der letzten Silbe, was einen unendlich komischen Eindruck machte.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)