12.09.2019, 12:55
Der dritte, zu dem ich in Beziehung trat, war ‚le maître d‘ecole‘ (der Schulmeister), ein Deutsch-Franzose… Er war, wie so viele andere, denunziert und verhaftet worden, weil er mit einem preußischen Offizier gesprochen hatte. Endlich kam der ersehnte Tag der Freiheit; daheim in Lothringen saß seine Frau mit sechs Kindern. Aber wie hinkommen?
Er fragte mich, ob ich ihm das Reisegeld geben könne. Ich tat es ohne weiteres... Die Kunde von dieser Großtat lieb wie ein Feuer durch die ganze Zitadelle von Besancon: ich war mit einem Schlag ‚etabliert‘; man gab mir ungesucht eine exzeptionelle Stellun und der alte Sergeant… adressierte sich immer mit den Worten an mich: „Un homme comme vous!“ (Ein Mann wie Sie!)…
Neben dem Schulmeister schlief ‚le bon tireur‘ (der gute Schütze), ein schöner Mann, an dem nur auszusetzen war, dass er es zu sehr wusste... Er war wegen Hochfahrenheit zahllose Male bestraft, und saß jetzt hier, weil er auf den Zuruf seines Kapitäns: „Vous êtes un lâche!“ (Sie sind ein Feigling!) geantwortet hatte: „Pas plus que vous!“ (Nicht mehr als Sie!)…
Eine andere Figur war ‚le raconteur‘ (der Erzähler), der Liebling und das Ferment der gesamten Gesellschaft… Er war ein ausgesprochener Humorist und hatte, neben seinem Spaßmachertum, vor allem auch jene Herzensgüte…, die den wirklichen Humoristen allemal charakterisiert. Er erzählte sehr gern… Er hatte ein paar Diensthosen verkauft, um seine Kameraden in Wein freihalten zu können; daraufhin war er, nachdem ihm eben diese Kameraden angezeigt hatten, zu sechs Monaten verurteilt worden... Ich liebte ihn förmlich.
Der letzte von dem ich zu sprechen gedenke, war ‚le penseur libre‘ (der Freidenkende), ein kleiner kratzbürstiger übergewichtiger Herr, nah an die fünfzig, seines Zeichens ‚Kommissionär in Hülsenfrüchten‘. Er war eingesperrt worden, weil er den Preußen eine Ladung Mehl verkauft hatte… Er war Philosoph... Gleich den zweiten Tag fragte er mich, ob es mir recht sei, Senecas Betrachtungen... zu lesen.
Er fragte mich, ob ich ihm das Reisegeld geben könne. Ich tat es ohne weiteres... Die Kunde von dieser Großtat lieb wie ein Feuer durch die ganze Zitadelle von Besancon: ich war mit einem Schlag ‚etabliert‘; man gab mir ungesucht eine exzeptionelle Stellun und der alte Sergeant… adressierte sich immer mit den Worten an mich: „Un homme comme vous!“ (Ein Mann wie Sie!)…
Neben dem Schulmeister schlief ‚le bon tireur‘ (der gute Schütze), ein schöner Mann, an dem nur auszusetzen war, dass er es zu sehr wusste... Er war wegen Hochfahrenheit zahllose Male bestraft, und saß jetzt hier, weil er auf den Zuruf seines Kapitäns: „Vous êtes un lâche!“ (Sie sind ein Feigling!) geantwortet hatte: „Pas plus que vous!“ (Nicht mehr als Sie!)…
Eine andere Figur war ‚le raconteur‘ (der Erzähler), der Liebling und das Ferment der gesamten Gesellschaft… Er war ein ausgesprochener Humorist und hatte, neben seinem Spaßmachertum, vor allem auch jene Herzensgüte…, die den wirklichen Humoristen allemal charakterisiert. Er erzählte sehr gern… Er hatte ein paar Diensthosen verkauft, um seine Kameraden in Wein freihalten zu können; daraufhin war er, nachdem ihm eben diese Kameraden angezeigt hatten, zu sechs Monaten verurteilt worden... Ich liebte ihn förmlich.
Der letzte von dem ich zu sprechen gedenke, war ‚le penseur libre‘ (der Freidenkende), ein kleiner kratzbürstiger übergewichtiger Herr, nah an die fünfzig, seines Zeichens ‚Kommissionär in Hülsenfrüchten‘. Er war eingesperrt worden, weil er den Preußen eine Ladung Mehl verkauft hatte… Er war Philosoph... Gleich den zweiten Tag fragte er mich, ob es mir recht sei, Senecas Betrachtungen... zu lesen.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)