15.09.2019, 16:17
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15.09.2019, 16:46 von Fredeswind.)
Kriegsgefangen, Erlebtes 1870
(frei nach Theodor Fontane, gekürzte Fassung)
„Comme officier supérieur“
1. VON BESANÇON BIS LYON
Die letzten dreimal vierundzwanzig Stunden meiner Gefangenschaft in Besançon hatten … ein heiteres Kleid getragen als die vorausgehenden Wochen, freundlichere Tage bereiteten sich für mich vor, wenngleich ich, in demselben Moment, in denen sie begonnen, die bis dahin immer noch gehegte Hoffnung auf die Bourgautsche ‚renovoyé dans votre pays‘ zu Grabe tragen musste.
Am fünfzehnten Tage meiner Gefangenschaft erschien der Zitadell-Kommandant, mein besonderer Freund und Fürsprecher…, um mir mitzuteilen, dass sich das Kriegsgericht inzwischen von der Wahrheit meiner Aussagen, will also sagen, von meiner vollständigen Unschuld, überzeugt habe.
Der General indessen sei nichtsdestoweniger der Ansicht, dass ich als Kriegsgefangener im Lande verbleiben müsse… Schließlich sei ich nicht nur mit vielen preußischen Offizieren bekannt, sondern habe auch ‚militärische Auge‘, denen die Zustände im Lande, die Befestigungen und Truppenbewegungen nicht entgangen sein dürften.
Daraufhin sei es unmöglich, mich in meine Heimat zu entlassen; ich würde vielmehr, mit einer Anzahl badischer Gefangener, nach der Insel Oléron im Atlantischen Ozean transportiert werden. So freundlich dies Worte gesprochen wurden, so trafen sie mich doch zunächst sehr hart. Ich hatte mich eben immer noch mit Illusionen getragen.
Der Kommandant nahm dies wahr, und gütigen Sinnes fuhr er fort: „Ich bin im Übrigen erfreut, die böse Nachricht… durch eine gute einigermaßen balancieren zu können. Der Kardinal hat sich für Sie verwandt. Infolge dessen werden Sie 'comme officier supérieur' (als höherer Offizier) angesehen und bei Ihrem Eintreffen auf Île d‘Oleron einer relativen Freiheit teilhaftig werden. Sie werden sich auf der Insel ungehindert bewegen dürfen.“
(frei nach Theodor Fontane, gekürzte Fassung)
„Comme officier supérieur“
1. VON BESANÇON BIS LYON
Die letzten dreimal vierundzwanzig Stunden meiner Gefangenschaft in Besançon hatten … ein heiteres Kleid getragen als die vorausgehenden Wochen, freundlichere Tage bereiteten sich für mich vor, wenngleich ich, in demselben Moment, in denen sie begonnen, die bis dahin immer noch gehegte Hoffnung auf die Bourgautsche ‚renovoyé dans votre pays‘ zu Grabe tragen musste.
Am fünfzehnten Tage meiner Gefangenschaft erschien der Zitadell-Kommandant, mein besonderer Freund und Fürsprecher…, um mir mitzuteilen, dass sich das Kriegsgericht inzwischen von der Wahrheit meiner Aussagen, will also sagen, von meiner vollständigen Unschuld, überzeugt habe.
Der General indessen sei nichtsdestoweniger der Ansicht, dass ich als Kriegsgefangener im Lande verbleiben müsse… Schließlich sei ich nicht nur mit vielen preußischen Offizieren bekannt, sondern habe auch ‚militärische Auge‘, denen die Zustände im Lande, die Befestigungen und Truppenbewegungen nicht entgangen sein dürften.
Daraufhin sei es unmöglich, mich in meine Heimat zu entlassen; ich würde vielmehr, mit einer Anzahl badischer Gefangener, nach der Insel Oléron im Atlantischen Ozean transportiert werden. So freundlich dies Worte gesprochen wurden, so trafen sie mich doch zunächst sehr hart. Ich hatte mich eben immer noch mit Illusionen getragen.
Der Kommandant nahm dies wahr, und gütigen Sinnes fuhr er fort: „Ich bin im Übrigen erfreut, die böse Nachricht… durch eine gute einigermaßen balancieren zu können. Der Kardinal hat sich für Sie verwandt. Infolge dessen werden Sie 'comme officier supérieur' (als höherer Offizier) angesehen und bei Ihrem Eintreffen auf Île d‘Oleron einer relativen Freiheit teilhaftig werden. Sie werden sich auf der Insel ungehindert bewegen dürfen.“
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)