06.10.2019, 19:54
9. REGENTAGE
Sturm und Regentage, und ihrer waren nicht wenige, unterbrachen den gewöhnlichen Tagesgang und gehörten vorwiegend der Arbeit und der Lektüre. Der Lektüre! Unter gewöhnlichen Verhältnissen freilich hätt es notwendig schlecht damit stehen müssen, da ich nichts besaß als ein kleines unterwegs gekauftes Eisenbahnkursbuch und eine drei Jahre alte Nummer des Witzblattes ‚La Lune‘, die ich in einem Kommodenkasten leidlich wohlbehalten vorgefunden hatte…
Der Leser mag sich berechnen, wie weit das reichte. Es hätte aber keinen Kommandanten auf Oléron geben müssen, wenn diese Verlegenheit eine dauernde hätte sein sollen; - Capitaine Forot hatte kaum von meinem Wunsche gehört, als auch schon Rasumofsky kam und mir, mit Gruß und besten Empfehlungen, drei Bücher zu überreichen: ein kleines, ein großes und ein sehr großes.
Mit dem kleinen wollte es nicht gehen. Ich glaube es hieß ‚Eine Reise ins Freie‘. Noch ehe ich bis Seite hundert gekommen war, warf ich das Zeug in die Ecke. Es war mir um ein Grad zu französisch. Ich ging nun an das große Buch. Es war das ‚Memorial von St. Helena‘, das bekannte Tagebuch des Grafen Las Cases. Ich sage ‚bekannt‘, aber freilich wohl den meisten Menschen (wie mir selber) nur dem Namen nach... Ich las mit dem größten Interesse…
Meine eigentlichste Freude war aber doch das sehr große Buch, in dem sich nicht eigentlich lesen, sondern nur naschen ließ. Dieses große Buch hieß ‚Autographen-Album‘… und enthielt, in Faksimilies, die handschriftlichen Aufzeichnungen von mehr als tausend Personen, Zelebritäten aus aller Welt Enden, zu elf Zwölftel natürlich Franzosen. Deutsche fast gar nicht…
(Anmerkung der Redaktion: Hier gibt Fontane nun einen groben Überblick über das Geschriebene in diesem Buch, ich lasse es wieder außen vor)
Sturm und Regentage, und ihrer waren nicht wenige, unterbrachen den gewöhnlichen Tagesgang und gehörten vorwiegend der Arbeit und der Lektüre. Der Lektüre! Unter gewöhnlichen Verhältnissen freilich hätt es notwendig schlecht damit stehen müssen, da ich nichts besaß als ein kleines unterwegs gekauftes Eisenbahnkursbuch und eine drei Jahre alte Nummer des Witzblattes ‚La Lune‘, die ich in einem Kommodenkasten leidlich wohlbehalten vorgefunden hatte…
Der Leser mag sich berechnen, wie weit das reichte. Es hätte aber keinen Kommandanten auf Oléron geben müssen, wenn diese Verlegenheit eine dauernde hätte sein sollen; - Capitaine Forot hatte kaum von meinem Wunsche gehört, als auch schon Rasumofsky kam und mir, mit Gruß und besten Empfehlungen, drei Bücher zu überreichen: ein kleines, ein großes und ein sehr großes.
Mit dem kleinen wollte es nicht gehen. Ich glaube es hieß ‚Eine Reise ins Freie‘. Noch ehe ich bis Seite hundert gekommen war, warf ich das Zeug in die Ecke. Es war mir um ein Grad zu französisch. Ich ging nun an das große Buch. Es war das ‚Memorial von St. Helena‘, das bekannte Tagebuch des Grafen Las Cases. Ich sage ‚bekannt‘, aber freilich wohl den meisten Menschen (wie mir selber) nur dem Namen nach... Ich las mit dem größten Interesse…
Meine eigentlichste Freude war aber doch das sehr große Buch, in dem sich nicht eigentlich lesen, sondern nur naschen ließ. Dieses große Buch hieß ‚Autographen-Album‘… und enthielt, in Faksimilies, die handschriftlichen Aufzeichnungen von mehr als tausend Personen, Zelebritäten aus aller Welt Enden, zu elf Zwölftel natürlich Franzosen. Deutsche fast gar nicht…
(Anmerkung der Redaktion: Hier gibt Fontane nun einen groben Überblick über das Geschriebene in diesem Buch, ich lasse es wieder außen vor)
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)