10.10.2019, 11:10
2. DER LETZTE SONNTAG
Noch am Sonnabendabend war mit mitgeteilt worden, dass der Dienstag als Abreisetag genehmigt worden sei. Gleichzeitig erfuhr ich, dass bei Ausstellung meiner Liberationsorder, Gambetta lediglich dem Andringen Crémieux (des Justizministers) nachgegeben habe. Ich erkannte in dem allen leicht die Zusammenhänge mit der Heimat und wusste genau, wohin ich den eigentlichen Dank für meine Befreiung zu richten hatte.
Heitern Sinnes erwachte ich am andern Morgen. In Traum und Gedanken übersprang ich die Meilen und die Schwierigkeiten, die noch zwischen Château d’Oléron und der Königgrätzr Straße lagen. Es war der letzte Sonntag. Der Himmel blau, die Luft weich und warm… so trat ich wieder auf den Rempart hinaus…
Ich kehrte bald in mein Zimmer zurück, kramte, arrangierte und überlegte, als es klopfte und gleich darauf ein kleiner Herr eintrat, der mich anfangs in Zweifel darüber ließ, ob ich ihn für einen kleinstädtischen Doktor oder einen großstädtischen Küster nehmen sollte.
Er entpuppte sich aber bald als Monsieur le prédicateur Masson, reformierte Geistlicher zu Saint Pierre auf der Insel Oléron. Ich kann wohl sagen, dass mir diese Begegnung, nach dem ich so viele Wochen lang immer im Verkehr mit katholischen Geistlichen gewesen war, ein besonderes Interesse einflößte… Ich bat ihn Platz zu nehmen. Er tat es, aber sehr unvollkommen.
Den Predigerton habe ich niemals so in Blüte als bei diesem kleinen Manne. Er war unfähig, ein Wort einfach und natürlich zu sprechen. Alles war Rede, feierliche Ansprache… Dieser Eindruck wuchs dadurch, dass er sich, so oft die Reihe des Sprechens an ihn kam, von seinem Stuhl erhob, um stehend und mit berufsmäßigen Handbewegungen seine Rede zu halten. Man kann sagen, er taufte und traute beständig.
Noch am Sonnabendabend war mit mitgeteilt worden, dass der Dienstag als Abreisetag genehmigt worden sei. Gleichzeitig erfuhr ich, dass bei Ausstellung meiner Liberationsorder, Gambetta lediglich dem Andringen Crémieux (des Justizministers) nachgegeben habe. Ich erkannte in dem allen leicht die Zusammenhänge mit der Heimat und wusste genau, wohin ich den eigentlichen Dank für meine Befreiung zu richten hatte.
Heitern Sinnes erwachte ich am andern Morgen. In Traum und Gedanken übersprang ich die Meilen und die Schwierigkeiten, die noch zwischen Château d’Oléron und der Königgrätzr Straße lagen. Es war der letzte Sonntag. Der Himmel blau, die Luft weich und warm… so trat ich wieder auf den Rempart hinaus…
Ich kehrte bald in mein Zimmer zurück, kramte, arrangierte und überlegte, als es klopfte und gleich darauf ein kleiner Herr eintrat, der mich anfangs in Zweifel darüber ließ, ob ich ihn für einen kleinstädtischen Doktor oder einen großstädtischen Küster nehmen sollte.
Er entpuppte sich aber bald als Monsieur le prédicateur Masson, reformierte Geistlicher zu Saint Pierre auf der Insel Oléron. Ich kann wohl sagen, dass mir diese Begegnung, nach dem ich so viele Wochen lang immer im Verkehr mit katholischen Geistlichen gewesen war, ein besonderes Interesse einflößte… Ich bat ihn Platz zu nehmen. Er tat es, aber sehr unvollkommen.
Den Predigerton habe ich niemals so in Blüte als bei diesem kleinen Manne. Er war unfähig, ein Wort einfach und natürlich zu sprechen. Alles war Rede, feierliche Ansprache… Dieser Eindruck wuchs dadurch, dass er sich, so oft die Reihe des Sprechens an ihn kam, von seinem Stuhl erhob, um stehend und mit berufsmäßigen Handbewegungen seine Rede zu halten. Man kann sagen, er taufte und traute beständig.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)