02.10.2020, 16:50
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.10.2020, 16:51 von Fredeswind.)
„Steht es so schlimm“, antwortete der Arge, „so muss ich Euch wohl meinen Namen und mein Gekommen offenbaren; ich bin der Teufel.“ „Hm!“, brummte der Richter, „und was ist hier deines Gewerbes, das will ich auch wissen?“ „Schau, Herr Richter“, antwortete der Böse, „mir ist Macht gegeben, heute in diese Stadt zu gehen und das zu nehmen, was mir in vollem Ernst gegeben wird.“
„Wohlan!“, versetzte der Richter, „tue also, aber lass mich dessen Zeuge sein, dass ich sehe, was man dir geben wird!“ „Fordre das nicht, dabei zu sein, wenn ich nehme, was mir beschieden wird“, widerriet der Teufel dem Richter; dieser aber hub an, den Fürsten der Hölle mit mächtigen Bannworten zu beschwören.
Er sprach: „Ich gebiete und befehle dir bei Gott und allen Gottes Geboten, bei Gottes Gewalt und Gottes Zorn, und bei allem, was dich und deine Genossen bindet, und bei dem ewigen Gerichte Gottes, dass du vor meinem Angesicht, und anders nicht, nehmest, was man dir ernstlich geben wird.“ Der Teufel erschrak, dass er zitterte bei diesen fürchterlichen Worten, und machte ein ganz verdrießliches Gesicht.
Auch sprach er: „Ei, so wollte ich, dass ich das Leben nicht hätte! Du bindest mich mit einem so starken Band, dass ich kaum jemals in größerer Klemme war. Ich gebe dir aber mein Wort als Fürst der Hölle, das ich als solcher niemals breche, dass es dir nicht zum Frommen dient, wenn du auf deinem Sinn bestehst. Stehe ab davon!“ „Nein, ich stehe nicht ab davon!“, rief der Richter. „Was mir auch darum geschehe, das muss ich über mich ergehen lassen; ich will jenes nun einmal sehen! Und sollt es mir an das Leben gehen!“
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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