07.02.2021, 19:19
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07.02.2021, 19:25 von Fredeswind.)
„Das ist das Sprüchlein der Regentrude!“, rief Frau Stine; „und nun rasch noch einmal! Und du, Maren, merk wohl auf, damit es nicht wiederum verlorengeht!" Und nun sprachen Mutter und Sohn noch einmal zusammen und ohne Anstoß:
„Dunst ist die Welle,
Staub ist die Quelle!
Stumm sind die Wälder,
Feuermann tanzet über die Felder!
Staub ist die Quelle!
Stumm sind die Wälder,
Feuermann tanzet über die Felder!
Nimm dich in acht!
Eh du erwacht,
Holt dich die Mutter
Heim in die Nacht!“
Eh du erwacht,
Holt dich die Mutter
Heim in die Nacht!“
„Nun hat alle Not ein Ende!“, rief Maren; „nun wecken wir die Regentrude; morgen sind alle Felder wieder grün, und übermorgen gibt's Hochzeit!“ Und mit fliegenden Worten und glänzenden Augen erzählte sie dem Andrees, welches Versprechen sie dem Vater abgewonnen habe. „Kind“, sagte die Witwe wieder, „weißt du denn auch den Weg zur Regentrude?“ „Nein, Mutter Stine; wisst Ihr denn auch den Weg nicht mehr?“ „Aber, Maren, es war ja die Urahne, die bei der Regentrude war; von dem Wege hat sie mir niemals was erzählt.“
„Nun, Andrees“, sagte Maren und fasste den Arm des jungen Bauern, der währenddes mit gerunzelter Stirn vor sich hin gestarrt hatte, „so sprich du! Du weißt ja sonst doch immer Rat!“ „Vielleicht weiß ich auch jetzt wieder einen“, entgegnete er bedächtig. „Ich muss heute Mittag den Schafen noch Wasser hinauftragen. Vielleicht, dass ich den Feuermann noch einmal hinter dem Dornbusch belauschen kann! Hat er das Sprüchlein verraten, wird er auch noch den Weg verraten; denn sein dicker Kopf scheint überzulaufen von diesen Dingen.“ Und bei diesem Entschluss blieb es. Soviel sie auch hin und wieder redeten, sie wussten keinen bessern aufzufinden.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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