30.01.2024, 10:31
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.01.2024, 10:38 von Fredeswind.)
Als der wilde Mann wieder in dem finsteren Wald angelangt war, setzte er den Knaben von den Schultern herab und sprach zu ihm: „Vater und Mutter siehst du nie wieder, aber ich will dich bei mir behalten, denn du hast mich befreit, und ich habe Mitleid mit dir.
Wenn du alles tust, was ich die sage, sollst du's gut haben. Schätze und Gold habe ich genug und mehr als jemand in der Welt.“ Er machte dem Knaben ein Lager von Moos, auf dem er einschlief, und am anderen Morgen führte ihn der Mann zu einem Brunnen und sprach: „Siehst du, der Goldbrunnen ist hell und klar wie Kristall. Du sollst dabeisitzen und achthaben, dass nichts hineinfällt, sonst ist er verunehrt. Jeden Abend komme ich und sehe, ob du mein Gebot befolgt hast.“
Der Knabe setzte sich an den Rand des Brunnens, sah, wie sich manchmal ein goldener Fisch, manchmal eine goldene Schlange darin zeigte, und er hatte acht, dass nichts hineinfiel. Als er so saß, schmerzte ihn einmal sein Finger so heftig, dass er ihn unwillkürlich in das Wasser steckte. Er zog ihn schnell wieder heraus, sah aber, dass er ganz vergoldet war, und wie große Mühe er sich gab, das Gold wieder abzuwischen, es war alles vergeblich. Abends kam der Eisenhans zurück, sah den Knaben an und sprach: „Was ist mit dem Brunnen geschehen?“ - „Nichts, nichts“, antwortete er und hielt den Finger auf den Rücken, dass er ihn nicht sehen sollte. Aber der Mann sagte: „Du hast den Finger in das Wasser getaucht. Diesmal mag's hingehen, aber hüte dich, dass du nicht wieder etwas hineinfallen lässt.“
Der Knabe setzte sich an den Rand des Brunnens, sah, wie sich manchmal ein goldener Fisch, manchmal eine goldene Schlange darin zeigte, und er hatte acht, dass nichts hineinfiel. Als er so saß, schmerzte ihn einmal sein Finger so heftig, dass er ihn unwillkürlich in das Wasser steckte. Er zog ihn schnell wieder heraus, sah aber, dass er ganz vergoldet war, und wie große Mühe er sich gab, das Gold wieder abzuwischen, es war alles vergeblich. Abends kam der Eisenhans zurück, sah den Knaben an und sprach: „Was ist mit dem Brunnen geschehen?“ - „Nichts, nichts“, antwortete er und hielt den Finger auf den Rücken, dass er ihn nicht sehen sollte. Aber der Mann sagte: „Du hast den Finger in das Wasser getaucht. Diesmal mag's hingehen, aber hüte dich, dass du nicht wieder etwas hineinfallen lässt.“
Am frühesten Morgen saß der Knabe schon bei dem Brunnen und bewachte ihn. Der Finger tat ihm wieder weh, und er fuhr damit über seinen Kopf, da fiel unglücklicherweise ein Haar hinab in den Brunnen. Er nahm es schnell heraus, aber es war schon ganz vergoldet. Der Eisenhans kam und wusste schon, was geschehen war.„Du hast das Haar in den Brunnen fallen lassen“, sagte er, „ich will dir's noch mal nachsehen, aber wenn's zum dritten Mal geschieht, so ist der Brunnen entehrt, und du kannst nicht länger bei mir bleiben.“
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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