09.04.2018, 13:38
Der König war über diese Gaben sehr erstaunt und nachdenklich, und dann sprach er: „Am unentbehrlichsten ist dem Könige der Purpur, denn hat er den, so hat er alles übrige, geht er seiner verlustig, so ist er König gewesen und ist gemein, gleich andern Menschenkindern. Darum, dass du das erkannt, meine älteste geliebte Tochter, soll dich nach mir der königliche Purpur schmücken; komm an mein Herz, empfange meinen Dank und meinen Segen!“
Als der König nun seine älteste Tochter geküsst und gesegnet, sprach er zu der zweitältesten: „Essen und Trinken ist nicht allerwege notwendig, mein gutes Kind, und es zieht uns allzusehr in das Gemeine herab.
Es zeigt gleichsam die mittelmäßige Menge an, den großen Haufen. Gefällst du dir darin, so kann ich es nicht hindern, wie ich dir auch nicht danken kann für deine übel gewählte Gabe, doch für den guten Willen sollst du gesegnet sein.“ Und der König segnete seine Tochter, aber er küsste sie nicht.
Dann wandte er sich der dritten Prinzessin zu, die bleich und zitternd stand und ahnete, nach dem, was sie gesehen und gehört, was kommen werde.
„Du hast wohl Salz auf deinem hölzernen Teller, meine Tochter“, sprach der König, „aber im Gehirn hast du keins, lebst aber doch, und folglich ist das Salz nicht unentbehrlich. Salz braucht man nicht. Du zeigst mir Bauernsinn mit deinem Salze an, nicht Königssinn, und am steifen hölzernen Wesen habe ich kein Wohlgefallen. Darum kann ich dir nicht danken und dich nicht segnen.
Als der König nun seine älteste Tochter geküsst und gesegnet, sprach er zu der zweitältesten: „Essen und Trinken ist nicht allerwege notwendig, mein gutes Kind, und es zieht uns allzusehr in das Gemeine herab.
Es zeigt gleichsam die mittelmäßige Menge an, den großen Haufen. Gefällst du dir darin, so kann ich es nicht hindern, wie ich dir auch nicht danken kann für deine übel gewählte Gabe, doch für den guten Willen sollst du gesegnet sein.“ Und der König segnete seine Tochter, aber er küsste sie nicht.
Dann wandte er sich der dritten Prinzessin zu, die bleich und zitternd stand und ahnete, nach dem, was sie gesehen und gehört, was kommen werde.
„Du hast wohl Salz auf deinem hölzernen Teller, meine Tochter“, sprach der König, „aber im Gehirn hast du keins, lebst aber doch, und folglich ist das Salz nicht unentbehrlich. Salz braucht man nicht. Du zeigst mir Bauernsinn mit deinem Salze an, nicht Königssinn, und am steifen hölzernen Wesen habe ich kein Wohlgefallen. Darum kann ich dir nicht danken und dich nicht segnen.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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