05.10.2019, 20:29
7. MITTAG
Der Vormittag, der dem Morgenspaziergang folgte, gehörte der Arbeit. Himmlische Ruhe! Wie leicht, wie behaglich es aus der Feder floss! So kam Mittag heran.
Um zwölf präzis klopfte es, und auf mein nach Gutdünken abgegebenes „Entrez“ oder „Herein“ erschien Madame la Cantinière. eine freundliche, bleichsüchtige Frau, die nach unendlichen Knicksen und Begrüßungen und unter einem Schwall von Redensarten, aus denen ich mir nur die Stichworte heraussuchte, meine Hauptmahlzeit servierte…
Ein Tisch existierte nicht; der Schreibtisch war sakrosankt; so blieb denn nur die Kommode, die zum, Zeichen ihrer Doppelbestimmung und sozusagen als Tischtuch in Permanenz eine auseinandergefaltete Serviette trug. Einen Wechsel derselben habe ich nicht erlebt. Auf diese Unterlage nun stellte Madame la Cantinière das zusammengeklappte Tellerpaar, das wie eine Muschel aussah...
An vier von fünf Tagen war es ein Stück in die Pfanne geworfenes Rindfleisch, ein Rundstück mit gedörrten Kartoffeln und Seesalz garniert… Dazu trank ich Landwein, der einen unglaublich schönen Namen hatte, aber nach dumpfem Fass schmeckte und dem ich durch Zucker und Wasser aufzuhelfen suchte.
Was die Arrangements angeht, so darf ich wohl hinzusetzen, dass ich meine Mahlzeit notgedrungen im Stehen einnahm, da die Kommodenkästchen keinen Stuhl gestatteten. Dies war die gebrechliche Seite des Diners, aber das Dessert brachte wieder alles ins Reine... Ich schälte… eine große Goldreinette und begann nun, Scheibe für Scheibe mit immer neuer Freudigkeit zu genießen.
Währenddessen spielte Blanche mit den Schalen und neben mir brodelte das Wasser, das zehn Minuten später braun und duftig in das von dem Landwein desinfizierte Glas floss. Im Schlürfen des geliebten Trankes vergaß ich vieles, und vieles stieg lächelnd und grüßend herauf.
Der Vormittag, der dem Morgenspaziergang folgte, gehörte der Arbeit. Himmlische Ruhe! Wie leicht, wie behaglich es aus der Feder floss! So kam Mittag heran.
Um zwölf präzis klopfte es, und auf mein nach Gutdünken abgegebenes „Entrez“ oder „Herein“ erschien Madame la Cantinière. eine freundliche, bleichsüchtige Frau, die nach unendlichen Knicksen und Begrüßungen und unter einem Schwall von Redensarten, aus denen ich mir nur die Stichworte heraussuchte, meine Hauptmahlzeit servierte…
Ein Tisch existierte nicht; der Schreibtisch war sakrosankt; so blieb denn nur die Kommode, die zum, Zeichen ihrer Doppelbestimmung und sozusagen als Tischtuch in Permanenz eine auseinandergefaltete Serviette trug. Einen Wechsel derselben habe ich nicht erlebt. Auf diese Unterlage nun stellte Madame la Cantinière das zusammengeklappte Tellerpaar, das wie eine Muschel aussah...
An vier von fünf Tagen war es ein Stück in die Pfanne geworfenes Rindfleisch, ein Rundstück mit gedörrten Kartoffeln und Seesalz garniert… Dazu trank ich Landwein, der einen unglaublich schönen Namen hatte, aber nach dumpfem Fass schmeckte und dem ich durch Zucker und Wasser aufzuhelfen suchte.
Was die Arrangements angeht, so darf ich wohl hinzusetzen, dass ich meine Mahlzeit notgedrungen im Stehen einnahm, da die Kommodenkästchen keinen Stuhl gestatteten. Dies war die gebrechliche Seite des Diners, aber das Dessert brachte wieder alles ins Reine... Ich schälte… eine große Goldreinette und begann nun, Scheibe für Scheibe mit immer neuer Freudigkeit zu genießen.
Währenddessen spielte Blanche mit den Schalen und neben mir brodelte das Wasser, das zehn Minuten später braun und duftig in das von dem Landwein desinfizierte Glas floss. Im Schlürfen des geliebten Trankes vergaß ich vieles, und vieles stieg lächelnd und grüßend herauf.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)