29.08.2019, 12:31
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.08.2019, 12:32 von Fredeswind.)
Mr. Cialandri empfing mich an der Schwelle des dahinter gelegenen Zimmers, das dieselbe Eleganz zeigte: Marmorkamin, breite Spiegel, Fauteuils. Auf einem derselben wurde ich gebeten, Platz zu nehmen. Mr. Cialandri setzte sich mir gegenüber. Das Kaminfeuer beleuchtete seine Züge.
Es war ein schmächtiger Mann, von vollkommen weltmännischer Tournüre, dabei augenscheinlich krank. Er entschuldigte sich, dass er im Flüstertone sprechen müsse. Sein Auge war dunkel, sein Teint erdfahl; wenn sich irgend eine Blutrache an ihm vollzogen hatte, so konnte sie nur den Charakter anhaltender Aderlässe gehabt haben. Er drückte sein Bedauern aus, bei den Zeitläuften die leider herrschten, mich nicht ohne Weiteres in Freiheit setzen zu können; der Kapitän der Gendarmerie, nach dem er bereits geschickt habe, werde das Weitere veranlassen.
Die Situation, Alles in Allem genommen, schien mir nicht hoffnungslos; aber sie sollte sich bald verändern. Der Kapitän trat ein, verbeugte sich leicht und nahm dann den mit leiser Stimme gegebenen Bericht des Souspräfekten entgegen. Dann und wann warf er ein kurzes Wort ein und blickte, scharf musternd, mit seinen dunklen Augen zu mir herüber.
Ich hasse im Allgemeinen nichts mehr als diese törichten Augenkämpfe, die, aus einer falschen Vorstellung von Mut und Mannhaftigkeit hervorgehend, schon so viel Unheil angerichtet haben; diese Blicke aber hielt ich aus.
Der Capitain wandte sich jetzt an mich:
„Vous êtes officier prussien?“ (Sie sind ein preußischer Offizier?)
„Non!“ (Nein)
„Vous avez fait une „excursion“ à Domremy?“ (Sie haben einen Ausflug nach Domremygemacht?)
„Oui!“ (Ja)
„Vous suivez votre armée?“(Sie folgen Ihrer Armee?)
„Oui et non! En tout cas je n’en dépends pas.“ (Ja und nein, jedenfalls hänge ich von ihr ab.)
„Ah, ah! — Vous avez été à Toul?“ (Sie waren in Toul?)
„Oui!“
„A Nancy!“ (In Nancy)
„Oui!“
„Vous ètes médecin?“ (Sie sind Arzt?)
„Non.“
„Mais vous portez la croix rouge!“ (Aber Sie benutzen das rote Kreuz!)
„Oui; comme légitimation.“ (Ja, mit Legitimation.)
„Ah, ah!“
Es war ein schmächtiger Mann, von vollkommen weltmännischer Tournüre, dabei augenscheinlich krank. Er entschuldigte sich, dass er im Flüstertone sprechen müsse. Sein Auge war dunkel, sein Teint erdfahl; wenn sich irgend eine Blutrache an ihm vollzogen hatte, so konnte sie nur den Charakter anhaltender Aderlässe gehabt haben. Er drückte sein Bedauern aus, bei den Zeitläuften die leider herrschten, mich nicht ohne Weiteres in Freiheit setzen zu können; der Kapitän der Gendarmerie, nach dem er bereits geschickt habe, werde das Weitere veranlassen.
Die Situation, Alles in Allem genommen, schien mir nicht hoffnungslos; aber sie sollte sich bald verändern. Der Kapitän trat ein, verbeugte sich leicht und nahm dann den mit leiser Stimme gegebenen Bericht des Souspräfekten entgegen. Dann und wann warf er ein kurzes Wort ein und blickte, scharf musternd, mit seinen dunklen Augen zu mir herüber.
Ich hasse im Allgemeinen nichts mehr als diese törichten Augenkämpfe, die, aus einer falschen Vorstellung von Mut und Mannhaftigkeit hervorgehend, schon so viel Unheil angerichtet haben; diese Blicke aber hielt ich aus.
Der Capitain wandte sich jetzt an mich:
„Vous êtes officier prussien?“ (Sie sind ein preußischer Offizier?)
„Non!“ (Nein)
„Vous avez fait une „excursion“ à Domremy?“ (Sie haben einen Ausflug nach Domremygemacht?)
„Oui!“ (Ja)
„Vous suivez votre armée?“(Sie folgen Ihrer Armee?)
„Oui et non! En tout cas je n’en dépends pas.“ (Ja und nein, jedenfalls hänge ich von ihr ab.)
„Ah, ah! — Vous avez été à Toul?“ (Sie waren in Toul?)
„Oui!“
„A Nancy!“ (In Nancy)
„Oui!“
„Vous ètes médecin?“ (Sie sind Arzt?)
„Non.“
„Mais vous portez la croix rouge!“ (Aber Sie benutzen das rote Kreuz!)
„Oui; comme légitimation.“ (Ja, mit Legitimation.)
„Ah, ah!“
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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