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Fredeswinds Märchenschatztruhe
(01.05.2020, 22:19)Ischade schrieb: Das erinnert mich gerade an die Russischen Märchen, in denen das Herz des bösen Zauberers in einer Kiste ist und in der Kiste ist ein Hase und im Hasen eine Ente und in der Ente ein Ei und in dem Ei wäre dann das Herz... Wir auch immer, ich bin gespannt, wie es weitergeht!

Danke

Aha, das Modell der russischen Puppe. 

Geht gleich weiter.

LG von der Märchenfee Fredeswind   fee
Fredeswind Märchenschatztruhe

Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe


"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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(01.05.2020, 22:25)Bestcatever schrieb:
(01.05.2020, 22:19)Ischade schrieb: Das erinnert mich gerade an die Russischen Märchen, in denen das Herz des bösen Zauberers in einer Kiste ist und in der Kiste ist ein Hase und im Hasen eine Ente und in der Ente ein Ei und in dem Ei wäre dann das Herz... Wir auch immer, ich bin gespannt, wie es weitergeht!

Wieso "böser Zauberer"?! grübeln Ich finde den älteren Herren bisher sehr charmant! Kicher

Freue mich schon auf den Fortgang! Cool

Hannes Kavalier

Danke
Du hast nicht ganz unrecht, der Mann wird nicht als böser Zauberer, sondern meist als alter Mann oder Alter bezeichnet. Und irgendwie verhält er sich dann dem Mädchen gegenüber eher väterlich und nicht böse. Er nennt sie gutes Kind und sie ihn Vater, nehme mal an, dass sie gut gehalten wird, sie tut die Arbeit gerne für den Alten und scheint keine Rachepläne zu haben und will seinem versteckten Herzen, und damit ihm, immer etwas Gutes tun, eben weil er das Herz nicht im Leibe hat. Ich glaube nicht, dass sie das aus Berechnung, wegen der vielleicht bestehenden Rachegelüste tut. Sie äußert nicht einmal Rachegedanken. Ihr geht es um die Erlösung des Alten, das scheint Priorität zu haben, damit er sterben kann.

Gleich geht's weiter!

LG von der Märchenfee Fredeswind   fee
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(02.05.2020, 05:16)deskoenigsadmiral schrieb: Egal woran es erinnert, Fotos und Text, wieder einmal Top...... daumen daumen daumen 


Danke das wir daran teilhaben dürfen...... Love Love Love

Danke Danke Rotwerd Rotwerd

Gerne doch!

LG von der Märchenfee Fredeswind   fee
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Als nun der Gesell eine tüchtige Strecke gegangen war, deuchte ihm, es sei wohl Zeit zu frühstücken, packte seine Reisetasche aus, freute sich der vielen Gaben und rief: „Holla! Nun wollen wir schmausen! Herbei, wer mein Gast sein will!“ Da rief es hinter dem Gesellen: „Muh!“ Wie er sich umsah, stand ein großer, roter Ochse da und sprach: „Du hast eingeladen, ich möchte wohl dein Gast sein!“

   



„Sei willkommen und lange zu, so gut ich's habe!“ Da legte sich der Ochse gemächlich an den Boden und ließ sich's schmecken und leckte sich dann mit der Zunge sein Maul recht schön ab, und als er satt war, sagte er: „Habe du großen Dank, und wenn du einmal jemand brauchst, dir in Not und Gefahr zu helfen, so rufe nur in Gedanken nach mir, deinem Gast.“ Und erhob sich und verschwand im Gebüsch.

   



Der Gesell packte seine Tafelreste zusammen und pilgerte weiter; wieder eine tüchtige Strecke, da deuchte ihm nach dem kurzen Schatten, den er warf, es müsse Mittag sein, und seinem Magen deuchte das nämliche. Da setzte er sich an den Boden hin, packte seine Speisen und Getränke aus und rief: „Wohlan! Mittagmahlzeit! Jetzt melde sich, wer mittafeln will!“

   



Da rauschte es ganz stark in den Büschen, und es brach ein wildes Schwein heraus, das grunzte: „Qui qui qui", und sagte: „Es hat hier jemand zum Essen gerufen! ich weiß nicht, ob du es warst und ob ich gemeint bin?“ „Immerhin, lange nur zu, was da ist!“, sprach der Wandersmann, und da aßen sie beide wohlgemut miteinander, und es schmeckte beiden gut. Darauf erhob sich das wilde Schwein und sagte: „Habe Dank, bedarfst du mein, so rufe dem Schwein!“ und damit trollte es in die Büsche.

   



Nun wanderte der Gesell gar eine lange Strecke und war schon gar weit gewandert, da wurde es gegen Abend, und er fühlte wieder Hunger und hatte auch noch Vorrat, und da dachte er: wie wäre es mit dem Vespern? Zeit wäre es, dächte ich; und breitete wieder sein Tuch aus und legte seine Speisen darauf, hatte auch noch etwas zu trinken und rief: „Wer Lust hat, mit zu essen, der soll eingeladen sein. Es ist nicht, als wenn nichts da wäre!“

   
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Da rauschte über ihm ein schwerer Flügelschlag, und es wurde dunkel auf dem Boden, wie vom Schatten einer Wolke, und es ließ sich ein großer Vogel Greif sehen. Der Vogel rief: „Ich hörte jemand hier unten zur Tafel einladen! Für mich wird wohl nichts abfallen?“ „Warum denn nicht? Lasse dich nieder und nimm vorlieb, viel wird's nicht mehr sein!“, rief der Jüngling, und da ließ sich der Vogel Greif nieder und aß zur Genüge, und dann sagte er: „Brauchst du mich, so rufe mich!“, hob sich in die Lüfte und verschwand. „Ei“, dachte der Geselle: „Der hat's recht eilig; er hätte mir wohl den Weg nach der Kirche zeigen können, denn so finde ich sie wohl nimmer.“

   



Er raffte seine Sachen zusammen und wollte vor dem Schlafengehen noch ein Stückchen wandern. Und wie er gar nicht lange gegangen war, so sah er mit einem Male die Kirche vor sich liegen und war bald bei ihr, das heißt, am breiten und tiefen Graben, der sie rings ohne Brücke umzog.

   



Da suchte er sich ein hübsches Ruheplätzchen, denn er war müde von dem weiten Weg, und schlief. Am andern Morgen da wünschte er sich über den Graben.

   



Und er dachte: „Schau, wenn der rote Ochse da wäre und hätte rechten Durst, so könnte er den Graben aussaufen, und ich käme trocken hinüber.“ Kaum war dieser Wunsch getan, so stand der Ochse schon da und begann den Graben auszusaufen.

   



Nun stand der Gesell an der Kirchenmauer, die war gar dick und die Türme waren von Eisen, da dachte er so in seinen Gedanken: „Ach, wer doch einen Mauerbrecher hätte! Das starke wilde Schwein. könnte vielleicht hier eher etwas ausrichten als ich.“

   
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(01.05.2020, 22:25)Bestcatever schrieb:
(01.05.2020, 22:19)Ischade schrieb: Das erinnert mich gerade an die Russischen Märchen, in denen das Herz des bösen Zauberers in einer Kiste ist und in der Kiste ist ein Hase und im Hasen eine Ente und in der Ente ein Ei und in dem Ei wäre dann das Herz... Wir auch immer, ich bin gespannt, wie es weitergeht!

Wieso "böser Zauberer"?! grübeln Ich finde den älteren Herren bisher sehr charmant! Kicher

Freue mich schon auf den Fortgang! Cool

Hannes Kavalier

Also ich finde jemanden, der 12 junge Leute in Steine verwandelt, nur um ein Mädchen, das ihn nicht will, zur Ehe zu zwingen, absolut nicht charmant! Wut Wut Wut

Bechstein hatte halt generell die Tendenz, Märchen durch kindliche Sprache oberflächlich zu verniedlichen. Was nicht heißt, dass die Geschichte an sich harmlos wäre.
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Zu diesem Märchen hatte ich übrigens ein seltsames Erlebnis:

Ich war so im Grundschulalter, da träumte ich von einem dicken Märchenbuch und las darin spannende Märchen. Gerade wollte ich ein Märchen mit dem Titel "Der Mann ohne Herz" beginnen, da weckte mich meine Mutter.  Sad  Ich ärgerte mich, denn der Titel klang zu spannend. 
Es war Samstag und wir fuhren zum Flohmarkt. Ich fand unter anderem ein dünnes Bändchen mit Bechsteins Märchen. Den kannte ich bisher noch gar nicht. Und zuhause entdeckte ich darin das Märchen "Der Mann ohne Herz".
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(02.05.2020, 09:23)Artona schrieb: Zu diesem Märchen hatte ich übrigens ein seltsames Erlebnis:

Ich war so im Grundschulalter, da träumte ich von einem dicken Märchenbuch und las darin spannende Märchen. Gerade wollte ich ein Märchen mit dem Titel "Der Mann ohne Herz" beginnen, da weckte mich meine Mutter.  Sad  Ich ärgerte mich, denn der Titel klang zu spannend. 
Es war Samstag und wir fuhren zum Flohmarkt. Ich fand unter anderem ein dünnes Bändchen mit Bechsteins Märchen. Den kannte ich bisher noch gar nicht. Und zuhause entdeckte ich darin das Märchen "Der Mann ohne Herz".

Es gibt schon manchmal seltsame Fügungen auf der Welt. 

Danke   Danke, dass du dieses Erlebnis mit uns teilst. Danke

So etwas ist total interessant.

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(02.05.2020, 09:13)Artona schrieb:
(01.05.2020, 22:25)Bestcatever schrieb:
(01.05.2020, 22:19)Ischade schrieb: Das erinnert mich gerade an die Russischen Märchen, in denen das Herz des bösen Zauberers in einer Kiste ist und in der Kiste ist ein Hase und im Hasen eine Ente und in der Ente ein Ei und in dem Ei wäre dann das Herz... Wir auch immer, ich bin gespannt, wie es weitergeht!

Wieso "böser Zauberer"?! grübeln Ich finde den älteren Herren bisher sehr charmant! Kicher

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Also ich finde jemanden, der 12 junge Leute in Steine verwandelt, nur um ein Mädchen, das ihn nicht will, zur Ehe zu zwingen, absolut nicht charmant! Wut Wut Wut

Bechstein hatte halt generell die Tendenz, Märchen durch kindliche Sprache oberflächlich zu verniedlichen. Was nicht heißt, dass die Geschichte an sich harmlos wäre.

Ist auch nicht charmant, da hast du ganz recht.
Wenn man dann dieses Märchen bis zur Verzauberung verfolgt hat, möchte man meinen es müsste noch viel schlimmer kommen, aber genau das passiert nicht, obwohl man es irgendwie erwartet hätte.

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Und siehe, gleich kam das wilde Schwein daher gerannt und stieß heftig an die Mauer und wühlte mit seinen Hauern einen Stein los, und wie erst einer los war, so wühlte es immer mehr und immer mehr Steine aus der Mauer, bis ein großes, tiefes Loch gewühlt war, durch das man in die Kirche einsteigen konnte.

   



Da stieg nun der Jüngling hinein und sah den Vogel darin herumfliegen, vermochte aber nicht ihn zu ergreifen. Da sprach er: „Wenn jetzt der Vogel Greif da wäre, der würde dich schon greifen, dafür ist er ja der Vogel Greif.“

   



Und gleich war der Greif da, und gleich griff er den Vogel, in dem des alten Mannes Herz war, und der junge Gesell verwahrte selbigen Vogel sehr gut, der Vogel Greif aber flog davon.

   



Nun eilte der Jüngling, so sehr er konnte, zur jungen Braut, kam noch vor Abends an und erzählte ihr alles, und sie gab ihm wieder zu essen und zu trinken und hieß ihn verstecken mitsamt seinem Vogel, damit ihn der Alte nicht sähe. Dies tat er alsbald, nachdem er gegessen und getrunken hatte.

   



Der Alte kam nach Hause und klagte, dass er sich krank fühle, dass es nicht mehr mit ihm fortwolle - das mache, weil sein Herzvogel gefangen war. Das hörte der Bräutigam in seinem Verstecke und dachte: „Der Alte hat dir zwar nichts Böses getan, aber er hat deine Brüder und ihre Bräute verzaubert, und deine Braut hat er für sich behalten, das ist des Bösen nicht wenig.“ 

   
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