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Girgenti, Donnerstag, den 26. April 1787
… Auf eine schöne Anstalt der alten mächtigen Stadt machte mich mein Führer aufmerksam. In den Felsen und Gemäuermassen, welche Girgenti zum Bollwerk dienten, finden sich Gräber, wahrscheinlich den Tapfern und Guten zur Ruhestätte bestimmt. Wo konnten diese schöner, zu eigener Glorie und zu ewig lebendiger Nacheiferung, beigesetzt werden!
… Als ich auf schwarze, feste Steine aufmerksam ward, die einer Lava glichen, sagte mir der Antiquar, sie seien vom Ätna, auch am Hafen oder vielmehr Landungsplatz stünden solche.
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Taormina, Montag den 7. Mai 1787 (Teatro Greco)
Gott sei Dank, dass alles, was wir heute gesehen, schon genugsam beschrieben worden ist, mehr aber noch, dass Kniep sich vorgenommen hat, morgen den ganzen Tag oben zu zeichnen.
Wenn man die Höhe der Felsenwände erstiegen hat, welche unfern des Meeresstrandes in die Höhe steilen, findet man zwei Gipfel durch ein Halbrund verbunden. Was dies auch von Natur ein Gestalt gehabt haben mag, die Kunst hat nachgeholfen und daraus den amphitheatralischen Halbzirkel für die Zuschauer gebildet.
Mauern und andere Angebäude von Ziegelsteinen, sich anschließend, supplierten die nötigen Gänge und Hallen.
Am Fuße des stufenartigen Halbzirkels erbaute man die Szene quer vor, verband dadurch die beiden Felsen und vollendete das ungeheuerste Natur- und Kunstwerk.
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Setzt man sich nun dahin, wo ehemals die obersten Zuschauer saßen, so muss man gestehen, dass wohl nie ein Publikum im Theater solche Gegenstände vor sich gehabt.
Rechts zur Seite auf höheren Felsen erheben sich Kastelle,weiter unten liegt die Stadt, und obschon diese Baulichkeiten aus neueren Zeiten sind, so standen wohl eben dergleichen auf derselben Stelle.
Nun sieht man an den ganzen langen Gebirgsrücken des Ätna hin, links das Meerufer bis nach Catania, ja Syrakus; dann schließt der ungeheure dampfende Feuerberg das weite, breite Bild, aber nicht schrecklich, denn die mildernde Atmosphäre zeigt ihn entfernter und sanfter, als er ist.
Wendet man sich von diesem Anblick in die an der Rückseite der Zuschauer angebrachten Gänge, so hat man die sämtlichen Felswände links, zwischen denen und dem Meere sich der Weg nach Messina hinschlingt. Felsgruppen und Felsrücken im Meere selbst, die Küste von Kalabrien in der weitesten Ferne, nur mit Aufmerksamkeit von gelind sich erhebenden Wolken zu unterscheiden.
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Messina und auf der See, Montag den 13. Mai 1787.
Beide wir erwachten mit gleicher Empfindung, verdrießlich, dass wir, durch den ersten wüsten Anblick von Messina zur Ungeduld gereizt, uns entschlossen hatten, mit dem französischen Kauffahrtschiff die Rückkehr abzuschließen. ...… Im Schiffe selbst sah es nun anders aus als auf de neapolitanischen Korvette; doch beschäftigte uns bei allmählicher Entfernung vom Ufer die herrliche Ansicht des Palastzirkels, der Zitadelle, der hinter der Stadt aufsteigenden Berge, Kalabrien an der andern Seite.
… Mich aber befiel abermals die unangenehme Empfindung der Seekrankheit. ...Ich nahm die horizontale Stellung wieder an, in welcher mich Kniep gar vorsorglich mit rotem Wein und gutem Brot ernährte. In diese Lage wollte mir unsere ganze sizilianische Reise in keinem angenhmen Lichte erscheinen. Wir hatten doch eigentlich nichts gesehen, als durchaus eitle Bemühungen des Menschengeschlechtes, sich gegen die Gewaltsamkeit der Natur, gegen die hämische Tücke der Zeit und gegen den Groll ihrer eigenen feindseligen Spaltungen zu erhalten.
Die Karthager, Griechen und Römer und so viele nachfolgende Völkerschaften haben gebaut und zerstört. Selinunt liegt methodisch umgeworfen.
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28.11.2017, 11:08
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.11.2019, 09:06 von JTD.)
Die Tempel von Girgenti (Agrigent) niederzulegen, waren zwei Jahrtausende nicht hinreichend, Catania und Messina zu verderben, wenige Stunden, wo nicht gar Augenblicke.
Diese wahrhaft seekranken Betrachtungen eines auf der Woge des Leides hin und wider Geschaukelten ließ ich nicht Herrschaft gewinnen.
ENDE
Hier endet meine kleine Reise mit Goethe auf Sizilien. Goethe selber war von September 1786 bis April 1788 in Italien unterwegs, etwa 6 Wochen davon auf Sizilien. Entsprechend dick ist auch sein Buch 'Italienische Reise'. Mein ausgewählter Text ist also nur ein kleiner Anklang an dieses gewaltige Werk.
Ich hoffe die Reise hat euch gefallen.
LG von der Märchenfee Fredeswind
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Es hat gefallen!! Reisen mit Klicky ist immer schön und das du auch noch ein so interessante Geschichte daraus gemacht hast ist um so schöner. Und ich habe auch noch was dazu gelernt. Was möchte man mehr?
Gruß
Sören
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28.11.2017, 12:36
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.11.2019, 09:06 von JTD.)
(28.11.2017, 12:04)Aquarius schrieb: Es hat gefallen!! Reisen mit Klicky ist immer schön und das du auch noch ein so interessante Geschichte daraus gemacht hast ist um so schöner. Und ich habe auch noch was dazu gelernt. Was möchte man mehr?
Gruß
Sören
DANKE! Freut mich riesig, dass dir der kleine Ausflug mit Goethe gefallen hat. Und Dank Goethe konnte daraus diese Bildergeschichte entstehen. Und wie so manchmal war das eigentlich gar nicht geplant mit Goethes Worten, hat sich einfach so ergeben.
LG Irmtraud
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Wundervoll! Einfach Wundervoll! Goethe selbst hätte sicher keine schöneren Bilder aussuchen können.
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28.11.2017, 15:33
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.11.2019, 09:07 von JTD.)
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28.11.2017, 15:53
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.11.2019, 09:07 von JTD.)
Traumhaft!
Goethe hat "seine" Bilder in gehaltvolle Worte gefasst.
Aber erst zusammen mit Deinen Bildern kann man die Schönheit der Landschaft und Goethes damaligen Eindruck davon so richtig erfassen.
Danke!
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