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21.03.2018, 10:43
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.11.2019, 10:22 von JTD.)
(20.03.2018, 12:16)Artona schrieb: Ischade hat Recht.
Das Märchen erinnert schon sehr an Allerleirau.
Richtig! Eigentlich fehlen nur die goldenen Haare. Und Allerleiraus Kleiderwünsche dienen dazu, die Vermählung mit dem eigenen Vater hinauszuzögern bzw. eine andere Lösung zu finden.
Bei Aschenpüster stellen die Kleiderwünsche eine gewisse Gierigkeit dar und dienen erst einmal keinem bestimmten Zweck.
LG von der Märchenfee Fredeswind
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21.03.2018, 10:53
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.11.2019, 10:23 von JTD.)
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Aschenpüster eilte nach ihrer Eiche, kleidete sich in das silberne Kleid und verwandelte ihre Knabengestalt in die eigene, dann schlug sie an einen Stein mit ihrer Wünschelgerte, da wurde ein Galawagen daraus, und rührte an ein Paar Rosskäfer, daraus wurden stattliche pechschwarze Rosse, und ein Grasfrosch wurde zum Kutscher und ein grüner Laubfrosch zum Livreejäger.
In den Wagen setzte sich Aschenpüster, und heidi, ging es fort, als flögen wir davon. In den Tanzsaal trat die stattliche Jungfrau, und von ihrer Schönheit war alles geblendet.
Der Prinz gewann sie gleich lieb und zog sie zum Tanze; sie tanzte entzückend, und war sehr glücklich. Aber nach einigen Reigen schwand sie aus dem Saale. Sie bestieg ihren draußen harrenden Wagen, schwang die Gerte und rief:
„Hinter mir dunkel, und vor mir klar,
Dass niemand sehe, wohin ich fahr!“
Es sah es auch niemand, wohin sie fuhr.
Aber der Prinz war über das schnelle Verschwinden seiner schönen Tänzerin sehr unruhig, und da auf alle seine Fragen, wer sie gewesen und woher sie sei, niemand Auskunft geben konnte, so verbrachte er die Nacht in großer Unruhe, die sich am Morgen in einen schrecklichen Missmut und in die üble Stimmung verwandelte, von der selbst Prinzen bisweilen befallen werden können.
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Der Koch brachte des Prinzen Stiefel in die Küche und klagte über dessen Misslaune, indem er die Stiefel Aschenpüster zum Putzen und Wichsen übergab.
Sie übernahm diese Arbeit und wichste die Stiefel so schön, dass der Kater sich mit Wohlgefallen darin spiegelte und seinem Ich im Spiegel einen Kuss gab; davon verschwand an der Stelle, wo der Kater sich geküsst, der Glanz.
Als Aschenpüster nun in ihrer Knabengestalt und im Krähenpelze in des Prinzen Zimmer trat und die Stiefel hineinstellte, sah der Prinz gleich den matten Fleck, nahm den Stiefel, warf ihn ihr an den Kopf und schrie: „Du Bengel von Aschenpüster! Wirst du wohl besser Stiefel putzen lernen?!“ Aschenpüster hob den Stiefel auf und machte ihn wieder durchweg glänzend und schwieg.
Abends fuhr der Prinz abermals zum Tanze, und Aschenpüster erbat noch einmal Urlaub. Da Aschenpüster am vorigen Abende bald wiedergekommen und nicht über die Zeit ausgeblieben war, wie manches Dienstgesinde gerne tut, so gewährte der Koch wiederum die Bitte.
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21.03.2018, 14:15
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.11.2019, 10:23 von JTD.)
(21.03.2018, 10:43)Fredeswind schrieb: (20.03.2018, 12:16)Artona schrieb: Ischade hat Recht.
Das Märchen erinnert schon sehr an Allerleirau.
Richtig! Eigentlich fehlen nur die goldenen Haare. Und Allerleiraus Kleiderwünsche dienen dazu, die Vermählung mit dem eigenen Vater hinauszuzögern bzw. eine andere Lösung zu finden.
Bei Aschenpüster stellen die Kleiderwünsche eine gewisse Gierigkeit dar und dienen erst einmal keinem bestimmten Zweck.
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Allerleirauhs Vater gedachte ja nach dem Tod seiner Frau seine Tochter zu heiraten... Aschenprüsters allein erziehneder Vater schien sich ja mit Küssen bestechen zu lassen... Nur scheint Aschenpüster aus diesen inzestiven Anwandlungen ihren Nutzen zu schlagen, während Allerleihrau dies gänzlich ablehnte.
Auf jeden Fall sehr spanntend. Auch die Fortsetzung ist wieder sehr gelungen. :
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Dieses Märchen kannte ich bisher noch gar nicht. Daher genieße ich es, die Erzählung ganz unvoreingenommen zu lesen und dann noch so schön präsentiert zu bekommen. :
Das Märchen scheint jedoch ganz eindeutig eine Allerleirauh-Version zu sein. Bin schon sehr gespannt, wie der Prinz sie hier erkennt.
Diese Märchenversion macht mir klar, warum Allerleirau und Aschenputtel unter der gleichen Motivnummer laufen. Denn in diesem Märchen stecken auch viele Details von Aschenputtel darin. Einmal der Name Aschenpüster. Dann erinnert mich die Art, wie die Kutsche samt Kutscher und Pferden entsteht total an die Aschenputtelversion von Perault (Kürbiskutsche).
Den Zauberspruch, mit dem Aschenpüster nach dem Ball verschwindet, kenne ich ebenfalls von Aschenputtelvarianten.
Der eigentliche Unterschied zwischen Achenputtel- und Allerleirauhversionen ist wohl der, dass der Ausgangskonflikt im Aschenputtel der mit der Stiefmutter und den Stiefschwestern, im Allerleihrauh eine zu enge Vaterbindung ist (Inzest). Einige Allerleihrauhversionen beginnen auch mit der Frage des Vaters, wie sehr ihn seine drei Töchter lieben. Die Jüngste vergleicht ihre Liebe mit Salz und wird verbannt.
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22.03.2018, 13:50
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.11.2019, 10:24 von JTD.)
(21.03.2018, 19:40)Artona schrieb: Dieses Märchen kannte ich bisher noch gar nicht. Daher genieße ich es, die Erzählung ganz unvoreingenommen zu lesen und dann noch so schön präsentiert zu bekommen.
Das Märchen scheint jedoch ganz eindeutig eine Allerleirauh-Version zu sein. Bin schon sehr gespannt, wie der Prinz sie hier erkennt.
Diese Märchenversion macht mir klar, warum Allerleirau und Aschenputtel unter der gleichen Motivnummer laufen. Denn in diesem Märchen stecken auch viele Details von Aschenputtel darin. Einmal der Name Aschenpüster. Dann erinnert mich die Art, wie die Kutsche samt Kutscher und Pferden entsteht total an die Aschenputtelversion von Perault (Kürbiskutsche).
Den Zauberspruch, mit dem Aschenpüster nach dem Ball verschwindet, kenne ich ebenfalls von Aschenputtelvarianten.
Der eigentliche Unterschied zwischen Achenputtel- und Allerleirauhversionen ist wohl der, dass der Ausgangskonflikt im Aschenputtel der mit der Stiefmutter und den Stiefschwestern, im Allerleihrauh eine zu enge Vaterbindung ist (Inzest). Einige Allerleihrauhversionen beginnen auch mit der Frage des Vaters, wie sehr ihn seine drei Töchter lieben. Die Jüngste vergleicht ihre Liebe mit Salz und wird verbannt.
Vielen Dank wieder für deine interessanten Ergänzungen. Das finde ich immer toll und es ist ungemein spannend.
Eine Version mit den drei Königstöchtern und deren Liebe zum Vater habe ich noch gar nicht solange fotografiert. Hier geht es darum, dass der Vater sich nicht entscheiden kann, welche der Töchter mal den Thron übernehmen soll, weshalb er ihnen die Aufgabe stellt, das Wichtigste, was es gibt, darzubringen. Dann muss ich dies Märchen wohl als nächstes neues einstellen. Aber vorher gibt es 'Aschenbrödel' aus 2009. Doch jetzt geht es erst einmal mit Aschenpüster weiter.
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22.03.2018, 13:57
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.11.2019, 10:25 von JTD.)
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22.03.2018, 14:03
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.03.2018, 14:05 von Fredeswind.)
Und nun ging Aschenpüster zu ihrem Schrein und Kämmerlein in der Eiche und tat das goldene Kleid an, schuf sich mit der Wünschelgerte einen neuen Wagen, neue Rosse, neue Bedienung und fuhr zum Schlosse hinüber. Dort war bereits der Prinz aber verstimmt. Alles fehlte, weil sie fehlte.
Da trat sie ein, strahlend wie eine Königin. Er eilte auf sie zu und führte sie zum Tanze - O wie glücklich machte ihn ihr holdes Lächeln, ihr sinniges Gespräch, ihre heitere schelmische Necklust! Viel hatte er heute zu fragen, unter anderem, wo sie her sei. Lachend antwortete Aschenpüster: „Aus Stiefelschmeiß!“
Eine kurze Stunde weilte Aschenpüster beim Tanze - mit einem Male war sie aus dem Saale verschwunden, rasch saß sie wieder in ihrem Wagen und sprach ihr Zauberwort:
„Hinter mir dunkel, und vor mir klar,
Dass niemand sehe, wohin ich fahr!"
Des Prinzen Blick suchte vergebens die geliebte Gestalt. Nach ihr fragend, wandte er sich an diesen und jenen der Hochzeitgäste, niemand kannte sie. Er fragte seinen Geheimen Rat, der mit ihm als sein Begleiter gekommen war: „Sagen Sie mir doch, mein lieber Geheimrat, wo liegt der Ort oder das Schloss Stiefelschmeiß?“
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Der Geheimrat machte eine tiefe Verbeugung und antwortete: „Durchlauchtigster Prinz! Höchstdieselben geruhen? Stiefelschmeiß - o ja, das liegt - das liegt - in - in - fatal, nun fällt es mir im Augenblicke nicht ein, wo es liegt. Sollte es wirklich ein Ort oder ein Schloss dieses seltsamen Namens geben? Wo sollte selbiges liegen, Eure Durchlaucht?“
Der Prinz drehte dem Sprecher den Rücken zu und murmelte ärgerlich durch die Zähne: „Ich lasse diesem Geheimrat jährlich dreitausend Taler Gehalt auszahlen, und nun weiß er nicht einmal, wo Stiefelschmeiß liegt! Es ist schauderhaft!“
Daraus erklärte sich von selbst, dass, als die Morgenröte des nächsten Tages rosig emporstieg, die Laune des Prinzen dennoch keine rosenfarbene war.
Er hatte keine Ruhe, wollte früh schon ausgehen, zog seinen Rock an, den Aschenpüster rein gebürstet hatte, entdeckte darauf einige Stäubchen, rief nach einer Bürste und stampfte mit dem Fuße. Eilend lief Aschenpüster im Krähenpelze mit der Bürste herbei, der Prinz war aber so schrecklich böse, dass er ihr die Bürste aus der Hand riss, sie ihr an den Kopf warf und ihr zuschrie, sie solle ein anderes Mal gleich besser bürsten.
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