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Fredeswinds Märchenschatztruhe
Fräulein von Boyneburg

(frei nach einer Sage der Brüder Grimm)


Auf eine Zeit lebten auf der Boyneburg drei Fräulein zusammen. Der jüngsten träumte in einer Nacht, es sei in Gottes Rat beschlossen, dass eine von ihnen im Wetter sollte erschlagen werden. Morgens sagte sie ihren Schwestern den Traum und als es Mittag war, stiegen schon Wolken auf, die immer größer und schwärzer wurden, also dass abends ein schweres Gewitter am Himmel hinzog und ihn bald ganz zudeckte und der Donner immer näher herbei kam. 

   



Als nun das Feuer von allen Seiten herabfiel, sagte die älteste: „Ich will Gottes Willen gehorchen, denn mir ist der Tod bestimmt“, ließ sich einen Stuhl hinaustragen, saß draußen einen Tag und eine Nacht und erwartete, dass der Blitz sie träfe. Aber es traf sie keiner. Da stieg am zweiten Tage die zweite herab und sprach: „Ich will Gottes Willen gehorchen, denn mir ist der Tod bestimmt“; und saß den zweiten Tag und die zweite Nacht, die Blitze versehrten sie auch nicht, aber das Wetter wollte nicht fortziehen.

   



Da sprach die dritte am dritten Tage: „Nun seh ich Gottes Willen: dass ich sterben soll“, da ließ sie den Pfarrer holen, der ihr das Abendmahl reichen musste, dann machte sie auch ihr Testament und stiftete, dass an ihrem Todestage die ganze Gemeinde gespeist und beschenkt werden sollte. Nachdem das geschehen war, ging sie getrost hinunter und setzte sich nieder und nach wenigen Augenblicken fuhr auch ein Blitz auf sie herab und tötete sie.

   



Hernach als das Schloss nicht mehr bewohnt war, ist sie oft als ein guter Geist gesehen worden. Ein armer Schäfer, der all sein Hab und Gut verloren hatte und dem am andern Tage sein letztes sollte ausgepfändet werden, weidete an der Boyneburg, da sah er im Sonnenschein an der Schlosstüre eine schneeweiße Jungfrau sitzen.

   
Fredeswind Märchenschatztruhe

Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe


"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Sie hatte ein weißes Tuch ausgebreitet, darauf lagen Knotten (Samenkapseln des Flachses), die sollten in der Sonne aufklinken. Der Schäfer verwunderte sich, an dem einsamen Ort eine Jungfrau zu finden, trat zu ihr hin und sprach: „Ei was schöne Knotten!“, nahm ein paar in die Hand, besah sie und legte sie wieder hin. Sie sah ihn freundlich und doch traurig an, antwortete aber nichts, da ward dem Schäfer angst, dass er fort ging, ohne sich umzusehen und die Herde nach Haus trieb.

   



Es waren ihm aber ein paar Knotten, als er darin gestanden, neben in die Schuhe gefallen, die drückten ihn auf dem Heimweg, da setzte er sich, zog den Schuh ab und wollte sie herauswerfen, wie er hineingriff, so fielen ihm fünf oder sechs Goldkörner in die Hand. Der Schäfer eilte zur Boyneburg zurück, aber die weiße Jungfrau war samt den Knotten verschwunden; doch konnte er sich mit dem Golde schuldenfrei machen und seinen Haushalt wieder einrichten.

   



Viele Schätze sollen in der Burg noch verborgen liegen. Ein Mann war glücklich und sah in der Mauer ein Schubfach; als er es aufzog, war es ganz voll Gold.

   



Eine Witwe hatte nur eine Kuh und Ziege und weil an der Boyneburg schöne Heiternesseln wachsen, wollte sie davon zum Futter abschneiden, wie sie aber eben nach einem Strauch packte, glitt sie aus und fiel tief hinab. Sie schrie und rief nach Hilfe, es war aber niemand mehr in der einsamen Gegend, bis Abends ihre Kinder, denen Angst geworden war, herbei kamen und ihre Stimme hörten. Sie zogen sie an Stricken herauf und nun erzählte sie ihnen, tief da unten sei sie vor ein Gitter gefallen, dahinter habe sie einen Tisch gesehen der mit Reichtümern und Silberzeug ganz beladen gewesen.

   


ENDE
Fredeswind Märchenschatztruhe

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"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Solche kurzen Sagen liebe ich ja!!! Cool 

Absolut klasse!!! Zehn Zehn Zehn

Grüße Hannes Kavalier
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soooooooooooooooooooo viel Gold, aber noch goldiger, wie schön du die alten Klickys in Szene gesetzt hast, einfach toll anzuschauen, Danke für deine Mühen, so etwas schönes uns zu zeigen.... Danke Danke Danke
Phantasie ist wichtiger als Wissen, den Wissen ist begrenzt!!!

-Albert Einstein- Opi Opi Opi
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Oh, ich liebe solche lokalen Sagen. Ich war viele Jahre immer wieder unterwegs, um genau solche Orte zu suchen, und zu sehen, ob da tatsächlich irgendwelche Schätze oder Wege zu den Unterirdischen oder was auch immer zu finden sind.

Ich danke Dir sehr für diese Geschichte, liebe Märchenfee! Na, vielleicht komme ich ja irgendwann in Hessen an besagter Burg vorbei... Zwink
    
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Sehr interessant und wiedereinmal fantastisch umgesetzt.

Vielen dank für die Geschichte!
Kavalier 
Sören
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Es ist immer wieder schön, deine Märchen, Geschichten... mit den wunderschönen Bildern dazu, hier zu lesen!

Danke dir dafür! Danke
Liebe Grüße
Antje
 

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(05.05.2020, 20:42)Bestcatever schrieb: Solche kurzen Sagen liebe ich ja!!! Cool 

Absolut klasse!!! Zehn Zehn Zehn

Grüße Hannes Kavalier

Danke Danke Rotwerd Rotwerd

Da habe ich noch mehr in petto. Wenn ich wieder einmal kein neues Märchen habe gibt es wieder eine kleine Sage.

LG von der Märchenfee Fredeswind  fee
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(05.05.2020, 21:10)deskoenigsadmiral schrieb: soooooooooooooooooooo viel Gold, aber noch goldiger, wie schön du die alten Klickys in Szene gesetzt hast, einfach toll anzuschauen, Danke für deine Mühen, so etwas schönes uns zu zeigen.... Danke Danke Danke

Danke Danke Rotwerd Rotwerd

Gerne gezeigt!
Ja, da kann man mal gut alte Klickys in Szene setzen. Und das macht Spaß.

LG von der Märchenfee Fredeswind   fee
Fredeswind Märchenschatztruhe

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(05.05.2020, 21:44)Ischade schrieb: Oh, ich liebe solche lokalen Sagen. Ich war viele Jahre immer wieder unterwegs, um genau solche Orte zu suchen, und zu sehen, ob da tatsächlich irgendwelche Schätze oder Wege zu den Unterirdischen oder was auch immer zu finden sind.

Ich danke Dir sehr für diese Geschichte, liebe Märchenfee! Na, vielleicht komme ich ja irgendwann in Hessen an besagter Burg vorbei... Zwink

Danke Danke Rotwerd Rotwerd

Gerne doch!

So wie wir auf Fontanes Spuren unterwegs waren oder mit Goethe auf Sizilien.  Das hat durchaus seinen Reiz.

LG von der Märchenfee Fredeswind   fee
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