05.05.2020, 20:24
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.05.2020, 20:29 von Fredeswind.)
Fräulein von Boyneburg
(frei nach einer Sage der Brüder Grimm)
Auf eine Zeit lebten auf der Boyneburg drei Fräulein zusammen. Der jüngsten träumte in einer Nacht, es sei in Gottes Rat beschlossen, dass eine von ihnen im Wetter sollte erschlagen werden. Morgens sagte sie ihren Schwestern den Traum und als es Mittag war, stiegen schon Wolken auf, die immer größer und schwärzer wurden, also dass abends ein schweres Gewitter am Himmel hinzog und ihn bald ganz zudeckte und der Donner immer näher herbei kam.
Als nun das Feuer von allen Seiten herabfiel, sagte die älteste: „Ich will Gottes Willen gehorchen, denn mir ist der Tod bestimmt“, ließ sich einen Stuhl hinaustragen, saß draußen einen Tag und eine Nacht und erwartete, dass der Blitz sie träfe. Aber es traf sie keiner. Da stieg am zweiten Tage die zweite herab und sprach: „Ich will Gottes Willen gehorchen, denn mir ist der Tod bestimmt“; und saß den zweiten Tag und die zweite Nacht, die Blitze versehrten sie auch nicht, aber das Wetter wollte nicht fortziehen.
Da sprach die dritte am dritten Tage: „Nun seh ich Gottes Willen: dass ich sterben soll“, da ließ sie den Pfarrer holen, der ihr das Abendmahl reichen musste, dann machte sie auch ihr Testament und stiftete, dass an ihrem Todestage die ganze Gemeinde gespeist und beschenkt werden sollte. Nachdem das geschehen war, ging sie getrost hinunter und setzte sich nieder und nach wenigen Augenblicken fuhr auch ein Blitz auf sie herab und tötete sie.
Hernach als das Schloss nicht mehr bewohnt war, ist sie oft als ein guter Geist gesehen worden. Ein armer Schäfer, der all sein Hab und Gut verloren hatte und dem am andern Tage sein letztes sollte ausgepfändet werden, weidete an der Boyneburg, da sah er im Sonnenschein an der Schlosstüre eine schneeweiße Jungfrau sitzen.
(frei nach einer Sage der Brüder Grimm)
Auf eine Zeit lebten auf der Boyneburg drei Fräulein zusammen. Der jüngsten träumte in einer Nacht, es sei in Gottes Rat beschlossen, dass eine von ihnen im Wetter sollte erschlagen werden. Morgens sagte sie ihren Schwestern den Traum und als es Mittag war, stiegen schon Wolken auf, die immer größer und schwärzer wurden, also dass abends ein schweres Gewitter am Himmel hinzog und ihn bald ganz zudeckte und der Donner immer näher herbei kam.
Als nun das Feuer von allen Seiten herabfiel, sagte die älteste: „Ich will Gottes Willen gehorchen, denn mir ist der Tod bestimmt“, ließ sich einen Stuhl hinaustragen, saß draußen einen Tag und eine Nacht und erwartete, dass der Blitz sie träfe. Aber es traf sie keiner. Da stieg am zweiten Tage die zweite herab und sprach: „Ich will Gottes Willen gehorchen, denn mir ist der Tod bestimmt“; und saß den zweiten Tag und die zweite Nacht, die Blitze versehrten sie auch nicht, aber das Wetter wollte nicht fortziehen.
Da sprach die dritte am dritten Tage: „Nun seh ich Gottes Willen: dass ich sterben soll“, da ließ sie den Pfarrer holen, der ihr das Abendmahl reichen musste, dann machte sie auch ihr Testament und stiftete, dass an ihrem Todestage die ganze Gemeinde gespeist und beschenkt werden sollte. Nachdem das geschehen war, ging sie getrost hinunter und setzte sich nieder und nach wenigen Augenblicken fuhr auch ein Blitz auf sie herab und tötete sie.
Hernach als das Schloss nicht mehr bewohnt war, ist sie oft als ein guter Geist gesehen worden. Ein armer Schäfer, der all sein Hab und Gut verloren hatte und dem am andern Tage sein letztes sollte ausgepfändet werden, weidete an der Boyneburg, da sah er im Sonnenschein an der Schlosstüre eine schneeweiße Jungfrau sitzen.
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)