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26.05.2020, 08:59
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.05.2020, 09:32 von Fredeswind.)
Liebe Märchenfreunde,
heute gibt es mal wieder ein Märchen aus der Konserve von 2011. Es ist in Mundart niedergeschrieben worden, und ich habe es wieder versucht ins Hochdeutsche zu übersetzen. Ich versuche den Charme des Plattdeuschen zu erhalten, daher auch der manchmal ungewohnte Satzbau, der oft aus der wortwörtlichen Übersetzung entsteht.
Ich wünsche euch viel Spaß!
LG von der Märchenfee Fredeswind
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26.05.2020, 09:07
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.05.2020, 09:29 von Fredeswind.)
Vom Fischer und syner Fru
Vom Fischer und seiner Frau
(frei nach den Brüdern Grimm)
Dar wöör maal eens en Fischer un syne Fru, de waanden tosamen in'n olen Pißputt, dicht an der See.
Es war mal einst ein Fischer und seine Frau, die wohnten zusammen in'm alten Pisspott dicht an der See.
Un de Fischer güng alle Dage hen un angeld, un he angeld un angeld.
Und der Fischer ging alle Tage hin und angelte, und er angelte und angelte.
So seet he ook eens by de Angel und seeg jümmer in dat blanke Water henin: un he seet un seet.
So saß er auch einst bei der Angel und sah immer in das blanke Wasser hinein: und er saß und saß.
Do güng de Angel to Grund, deep ünner, un as he se herup haald, so tog he eenen grooten Butt heruut.
Da ging die Angel zum Grund, tief runter, und als er sie heraufholte, so zog er einen großen Butt heraus.
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Do säd de Butt to em: „Hör maal, Fischer, ik bidd dy, laat my lewen, ik bün keen rechten Butt, ik bün'n verwünschten Prins. Wat helpt dy dat, dat du my doot maakst? I würr dy doch nich recht smecken: sett my wedder in dat Water un laat my swemmen.“
Da sagte der Butt zu ihm: „Hör mal, Fischer, ich bitte dich, lass mich leben, ich bin kein richtiger Butt, ich bin'n verwünschter Prinz. Was hilft dir das, wenn du mich tot machst? Ich würde dir doch nicht recht schmecken. Setz mich wieder ins Wasser und lass mich schwimmen. “
„Nu,“ säd de Mann, „du bruukst nich so veel Wöörd to maken, eenen Butt, de spreken kann, hadd ik doch wol swemmen laten.“ Mit des sett't he em wedder in dat blanke Water, do güng de Butt to Grund und leet enen langen Strypen Bloot achter sik.
„Nun“, sagte der Mann, „du brauchst nicht so viele Worte zu machen, einen Butt, der sprechen kann, hätt ich doch wohl schwimmen lassen.“ Damit setzte er ihn wieder in das blanke Wasser hinein, da ging der Butt zu Grund und ließ einen langen Streifen Blut hinter sich.
So stünn de Fischer up un güng nach syne Fru in'n Pißputt. „Mann“, säd de Fru, „hest du hüüt niks fungen?“ „Ne,“ säd de Mann, „ik füng enen Butt, de säd, he wöör en verwünschten Prins, da hebb ik em wedder swemmen laten.“ „Hest du dy denn niks wünschd?“, söd de Fru. „Ne“, säd de Mann, „wat schull ik my wünschen?“
So stand der Fischer auf und ging nach seiner Frau in'n Pisspott. „Mann“, sagte die Frau, „hast du heute nichts gefangen?“ „Nein“, sagte der Mann, „ich fing einen Butt , der sagte, er wär ein verwünschter Prinz, da habe ich ihn wieder schwimmen lassen.“ „Hast du dir denn nichts gewünscht?“, sagte die Frau. „Nein“, sagte der Mann, „was soll ich mir wünschen?“
„Ach“, säd de Fru, „dat is doch äwel, hyr man jümmer in'n Pißputt to waanen, dat stinkt un is so eeklig: du haddst uns doch ene lüttje Hütt wünschen kunnt. Ga noch hen un roop em: segg em, wy wählt 'ne lüttje Hütt hebben, he dait dat gewiß.“ „Ach“, säd de Mann, „wat schull ich door noch hengaan?“ „Ach“, säd de Fru, „du haddst em doch fungen, un hest em wedder swemmen laten, he dait dat gewiß. Ga glyk hen.“
„Ach“, sagte die Frau, „es ist doch übel, hier immer in'm Pisspott zu wohnen, das stinkt und ist so eklig; du hättest uns doch eine kleine Hütte wünschen können. Geh noch hin und rufe ihn: sag ihm, wir wollen eine kleine Hütte haben, er tut das gewiss.“ „Ach“, sagte der Mann, „was soll ich dort noch hingehen?“„Ach“, sagte die Frau, „du hattest ihn doch gefangen und hast ihn wieder schwimmen lassen, er tut das gewiss. Geh gleich hin.
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De Mann wull noch nicht recht, wull awerst syn Fru ook nicht to weddern syn un güng hen na der See. As he door köhm, wöör de See ganß gröön un geel un goor nich meer so blank. So güng he staan und säd:
„Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
myne Fru de Ilsebill
will nich so, as ik wol will.“
Der Mann wollte noch nicht so recht; wollte aber seiner Frau auch nicht zuwider sein, und ging hin nach der See. Als er dort ankam, war die See ganz grün und gelb und gar nicht mehr so blank. Da blieb er stehen und sagte:
„Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
meine Frau, die Ilsebill,
will nicht so, als ich wohl will.“
Do köhm de Butt answemmen un säd : „Na, wat will se denn?“ „Ach“, säd de Mann, “ik hebb dy doch fungen hatt, nu säd myn Fru, ik hadd my doch wat wünschen schullt. Se mag nich meer in'n Pißputt wanen, se wull geern 'ne Hütt.“ „Ga man hen“, säd de Butt, „se hett se all.“
Da kam der Butt angeschwommen und sagte: „Na, was will sie denn?“ „Ach“, sagte der Mann, „ich hab dich doch gefangen gehabt, nun sagt meine Frau, ich hätte mir doch was wünschen sollen. Sie mag nicht mehr in'm Pisspott wohnen, sie wíll gerne 'ne Hütte.“ „Geh nur hin“, sagte der Butt, „sie hat sie schon.“
Do güng de Mann hen, un syne Fru seet nich meer in'n Pißputt, dar stünn awerst ene lüttje Hütt, un syne Fru seet vor de Döhr up ene Bänk. Da nöhm syne Fru em by de Hand un säd to em: „Kumm man herin, süh, nu is dar doch veel beter.“
Da ging der Mann hin, und seine Frau saß nicht mehr in'm Pisspott, aber da stand eine kleine Hütte , und seine Frau saß vor der Tür auf einer Bank. Da nahm seine Frau ihn bei der Hand und sagte zu ihm: „Komm nur herein, sieh, nun ist das doch viel besser.“
Do güngen se henin, un in de Hütt was een lüttjen Vörplatz un ene lüttje herrliche Stuw un Kamer, wo jem eer Beed stünn, un Kääk un Spysekamer, allens up dat beste, mit Gerädschoppen, un up dat schönnste upgefleyt, Tinntrüüg un Mischen, wat sik dat so höört.
Da gingen sie hinein, und in der Hütte war ein kleiner Vorplatz und eine kleine herrliche Stube und Kammer, wo jedem ihr Bett stand, und Küche und Speisekammer, alles auf das Beste, mit Geräteschuppen, und auf das schönste aufgeputzt, Zinnzeug und Messing, wie sich das so gehört.
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Also, den Versuch Platt zu lesen habe ich nach den ersten paar Zeilen aufgegeben.
(Ich musste mir erstmal einen Knoten aus der Zunge entfernen. )
Die Geschichte selbst finde ich aber klasse.
Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
aber du kannst neu anfangen und das Ende ändern.
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26.05.2020, 12:43
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.05.2020, 12:44 von JTD.)
Ich finde die Geschichte auch toll und lese sie immer wieder gerne.
Aber seit ich sie kenne, frage ich mich: muß man den "Pisspott" wörtlich nehmen? Ist das jetzt ein sehr großer Pisspott (und wenn ja, wo kommt der her und wer braucht sowas), oder ist es ein sehr kleines Fischerpaar?
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(26.05.2020, 12:43)JTD schrieb: Ich finde die Geschichte auch toll und lese sie immer wieder gerne.
Aber seit ich sie kenne, frage ich mich: muß man den "Pisspott" wörtlich nehmen? Ist das jetzt ein sehr großer Pisspott (und wenn ja, wo kommt der her und wer braucht sowas), oder ist es ein sehr kleines Fischerpaar?
Tja, vermutlich eine Metapher. Die Frau bezeichnet die Hütte selbst als 'Pisspott' und sagt ja: "...das stinkt und ist so eklig: ..."
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