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Fredeswinds Märchenschatztruhe
Simeliberg


(frei nach den Büdern Grimm)


Es waren zwei Brüder, einer war reich, der andere arm. Der Reiche aber gab dem Armen nichts, und er musste sich vom Kornhandel kümmerlich ernähren; da ging es ihm oft so schlecht, dass er für seine Frau und Kinder kein Brot hatte.

   



Einmal fuhr er mit seinem Karren durch den Wald, da erblickte er zur Seite einen großen kahlen Berg, und weil er den noch nie gesehen hatte, hielt er still und betrachtete ihn mit Verwunderung. Wie er so stand, sah er zwölf wilde große Männer daherkommen; weil er nun glaubte, das wären Räuber, schob er seinen Karren ins Gebüsch und stieg auf einen Baum und wartete, was da geschehen würde.

   



Die zwölf Männer gingen aber vor den Berg und riefen: „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich auf.“ Alsbald tat sich der kahle Berg in der Mitte voneinander und die zwölfe gingen hinein, und wie sie drin waren, schloss er sich zu.

   



Über eine kleine Weile aber tat er sich wieder auf, und die Männer kamen heraus und trugen schwere Säcke auf dem Rücken, und wie sie alle wieder am Tageslicht waren, sprachen sie: „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich zu.“ Da fuhr der Berg zusammen und war kein Eingang mehr an ihm zu sehen, und die zwölfe gingen fort.

   
Fredeswind Märchenschatztruhe

Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe


"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Als sie ihm nun ganz aus den Augen waren, stieg der Arme vom Baum herunter und war neugierig, was wohl im Berge Heimliches verborgen wäre. Also ging er davor und sprach: „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich auf!“, und der Berg tat sich auch vor ihm auf. Da trat er hinein, und der ganze Berg war eine Höhle voll Silber und Gold, und hinten lagen große Haufen Perlen und blitzende Edelsteine, wie Korn aufgeschüttet.

   



Der Arme wusste gar nicht, was er anfangen sollte, und ob er sich etwas von den Schätzen nehmen dürfte; endlich füllte er sich die Taschen mit Gold, die Perlen und Edelsteine aber ließ er liegen. Als er wieder herauskam, sprach er gleichfalls: „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich zu!“, da schloss sich der Berg und er fuhr mit seinem Karren nach Haus.

   



Nun brauchte er nicht mehr zu sorgen und konnte mit seinem Golde für Frau und Kind Brot und auch Wein dazu kaufen, lebte fröhlich und redlich, gab den Armen und tat jedermann Gutes. Als aber das Geld zu Ende war, ging er zu seinem Bruder, lieh einen Scheffel und holte sich von neuem; doch rührte er von den großen Schätzen nichts an. Wie er sich zum drittenmal etwas holen wollte, borgte er bei seinem Bruder abermals den Scheffel. Der Reiche aber war schon lange neidisch über sein Vermögen und den schönen Haushalt, den er sich eingerichtet hatte.

   



Er konnte nicht begreifen, woher der Reichtum käme, und was sein Bruder mit dem Scheffel anfinge. Da dachte er eine List aus und bestrich den Boden mit Pech, und wie er das Maß zurückbekam, so war ein Goldstück daran hängen geblieben. Alsbald ging er zu seinem Bruder und fragte ihn: „Was hast du mit dem Scheffel gemessen?“ „Korn und Gerste.“, sagte der andere. Da zeigte er ihm das Goldstück und drohte ihm, wenn er nicht die Wahrheit sagte, so wollte er ihn beim Gericht verklagen. Er erzählte ihm nun alles, wie es zugegangen war.

   
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"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Der Reiche aber ließ gleich einen Wagen anspannen, fuhr hinaus, wollte die Gelegenheit besser benutzen und ganz andere Schätze mitbringen. Wie er vor den Berg kam, rief er : „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich auf.“ Der Berg tat sich auf, und er ging hinein.

   



Da lagen die Reichtümer alle vor ihm, und er wusste lange nicht, wozu er am ersten greifen sollte, endlich lud er Edelsteine auf, soviel er tragen konnte. Er wollte seine Last hinausbringen,
Weil aber Herz und Sinn ganz voll von den Schätzen waren, hatte er darüber den Namen des Berges vergessen.

   



Und er rief : „Berg Simeli, Berg Simeli, tu dich auf.“ Aber das war der rechte Name nicht, und der Berg regte sich nicht und blieb verschlossen. Da ward ihm angst, aber je länger er nachsann, desto mehr verwirrten sich seine Gedanken, und halfen ihm alle Schätze nichts mehr.

   



Am Abend tat sich der Berg auf und die zwölf Räuber kamen herein, und als sie ihn sahen, lachten sie und riefen: „Vogel, haben wir dich endlich, meinst du, wir hätten es nicht gemerkt, dass du zweimal hereingekommen bist, aber wir konnten dich nicht fangen, zum drittenmal sollst du nicht wieder heraus.“

   



Da rief er: „Ich war's nicht, mein Bruder war's!“, aber er mochte bitten um sein Leben und sagen, was er wollte, sie schlugen ihm das Haupt ab.

   



ENDE
Fredeswind Märchenschatztruhe

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"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Deine Räuber sind ja mega ordentlich! Sooo eine gut aufgeräumte Schatzhöhle habe ich ja noch nie gesehen. Grinsen Grinsen Grinsen


Beim Lesen ist mir klar geworden, warum diese Version des Märchens nicht sonderlich bekannt ist, neben Ali Baba wirkt sie mehr wie eine knappe Inhaltsangabe.  grübeln
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Wieder ein schön gemachtes Märchen Bilder und Text passen sehr gut zusammen. 
Top Arbeit... 

Das Märchen kannte ich auch noch nicht, ein doch grausames Ende. Aber das passt schon!
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(02.04.2021, 15:24)Aquarius schrieb: Wieder ein schön gemachtes Märchen Bilder und Text passen sehr gut zusammen. 
Top Arbeit... 

Dem kann ich mich nur anschließen!
Eine wunderschön umgesetzt Geschichte!
Danke!
Liebe Grüße  Kavalier
Michael
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Und die Figuren sind auch wieder so liebevoll gesteckt, es passt immer alles so Harmonisch zusammen, die Garmaschen kommen gut beim reichen Bruder..... Cool
Phantasie ist wichtiger als Wissen, den Wissen ist begrenzt!!!

-Albert Einstein- Opi Opi Opi
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Sehr schön in Szene gesetzt  daumen
Wie lange brauchst du eigentlich im Schnitt für ein Märchen?
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(02.04.2021, 09:21)Artona schrieb: Deine Räuber sind ja mega ordentlich! Sooo eine gut aufgeräumte Schatzhöhle habe ich ja noch nie gesehen. Grinsen Grinsen Grinsen


Beim Lesen ist mir klar geworden, warum diese Version des Märchens nicht sonderlich bekannt ist, neben Ali Baba wirkt sie mehr wie eine knappe Inhaltsangabe.  grübeln

Danke
Auch die Räuber müssen irgendwie den Überblick in ihrer Höhöe behalten, scheint ihnen auch gelungen zu sein, sonst hätten sie nicht gemerkt, dass was fehlt.

Sehr knappe Inhaltsangabe, das stimmt.

LG von der Märchenfee Fredeswind   fee
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(02.04.2021, 15:24)Aquarius schrieb: Wieder ein schön gemachtes Märchen Bilder und Text passen sehr gut zusammen. 
Top Arbeit... 

Das Märchen kannte ich auch noch nicht, ein doch grausames Ende. Aber das passt schon!

Danke Danke Rotwerd Rotwerd 

Ja, dieses 'Kopfab' ist schon grausam. Wieder einmal ein typisches Grimms-Märchen mit grausamem Ende, wie bei so vielen.

LG von der Märchenfee Fredeswind   fee
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