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Fredeswinds Märchenschatztruhe
Da währte es nicht lange Zeit, so wurden die Ritter des Königs, die nur eine karge Löhnung hatten, dem guten Schneider gram, und hätten gern gewollt, dass er beim Teufel wäre, fürchteten zumal, wenn sie mit ihm uneins würden, möchten sie ihm nicht sattsam Widerstand leisten, da er ihrer sieben allwege auf einen Streich totschlagen würde, sonsten hätten sie ihn gern ausgebissen, und so sannen sie täglich und stündlich darauf, wie sie doch von dem freislichen (angsteinflößenden) Kriegsmann kommen möchten.

   



Da aber ihr Witz und Scharfsinn etwas kurz zugeschnitten war, wie ihre Röcklein, so fanden sie keine List, den Helden vom Hofe zu entfernen, und zuletzt wurden sie Rates miteinander, alle zugleich vor den König zu treten, und um Urlaub und Entlassung zu bitten, und das taten sie auch.

   



Als der gute König sah, dass alle seine treuen Diener um eines einzigen Mannes willen ihn verlassen wollten, ward er traurig, wie nie zuvor, und wünschte, dass er den Helden doch nie möge gesehen haben; scheute sich aber doch, ihn hinweg zu schicken, weil er fürchten musste, dass er samt all seinem Volk von ihm möchte erschlagen, und hernach sein Königreich von dem stracklichen (ungestümen, gewalttätigen) Krieger möchte besessen werden.

   



Da nun der König in dieser schweren Sache Rat suchte, was doch zu tun sein möge, um alles gütlich abzutun und zum Besten zu lenken, so ersann er letztlich eine List, mit welcher er vermeinte, des Kriegsmannes, den niemand für einen Schneider schätzte, ledig zu werden und abzukommen.

   
Fredeswind Märchenschatztruhe

Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe


"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Er sandte sogleich nach dem Helden und sprach zu ihm, wie er, der König, wohl vernommen, dass ein gewaltigerer und stärkerer Kampfheld auf Erden nimmer zu finden sei, denn der Schneider. Nun hausten im nahen Walde zwei Riesen, die täten ihm aus der Maßen großen Schaden mit Rauben, Morden, Sengen und Brennen im Lande umher, und man könne ihnen weder mit Waffen noch sonst wie beikommen, denn sie erschlügen alles, und so er sich's nun unterfangen wolle, die Riesen umzubringen, und brächte sie wirklich um, so solle er des Königs Tochter zur ehelichen Gemahlin, und das halbe Königreich zur Aussteuer erhalten, auch wolle der König ihm hundert Kriegsmannen zur Hülfe gegen die Riesen mitgeben.

   



Auf diese Rede des Königs ward dem Schneiderlein ganz wohl zu Mute und deuchte ihm schön, dass es sollte eines Königs Tochtermann werden und ein halbes Königreich zur Aussteuer empfangen; sprach daher kecklich: er wolle gern dem König, seinem allergnädigsten Herrn, zu Diensten stehen, und die Riesen umbringen, und sie wohl ohne Hülfe der hundert Reiter zu töten wissen.

   



Darauf verfügte er sich in den Wald, hieß die hundert Reiter, die ihm auf des Königs Befehl dennoch folgen mussten, vor dem Walde warten.

   



Er trat in das Dickicht, und lugte umher, ob er die Riesen irgendwo sehen möchte. Und endlich nach langem Suchen fand er sie beide unter einem Baume schlafend, und also schnarchend, dass die Äste an den Bäumen, wie vom Sturmwind gebogen, hin- und herrauschten.

   
Fredeswind Märchenschatztruhe

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"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Er trat in das Dickicht, und lugte umher, ob er die Riesen irgendwo sehen möchte. Und endlich nach langem Suchen fand er sie beide unter einem Baume schlafend, und also schnarchend, dass die Äste an den Bäumen, wie vom Sturmwind gebogen, hin- und herrauschten.

   



Der Schneider besann sich nicht lange, las schnell seinen Busen voll Steine, stieg auf den Baum, darunter die Riesen lagen, und begann den einen mit einem derben Steine auf die Brust zu werfen, davon der Riese alsbald erwachte, über seinen Mitgesellen zornig ward und fragte, warum er ihn schlüge?

   



Der andere Riese entschuldigte sich bestens, so gut er's vermochte, dass er mit Wissen nicht geschlagen, es müsse denn im Schlafe geschehen sein. Da sie nun wieder entschliefen, fasste der Schneider wieder einen Stein, und warf den andern Riesen, der nun auffahrend über seinen Kameraden sich erzürnte und fragte, warum er ihn werfe? der aber nun auch nichts davon wissen wollte.

   



Als beiden Riesen nun die Augen nach einigem Zanken vom Schlafe wieder zugegangen waren, warf der Schneider abermals gar heftig auf den andern, dass er es nun nicht länger ertragen mochte, und auf seinen Gesellen, von dem er sich geschlagen vermeinte, heftig losschlug.
Das wollte denn der andere Riese auch nicht leiden, sprangen beide auf und rissen Bäume aus der Erde. Sie  ließen aber doch zu allem Glück den Baum stehen, darauf der Schneider saß, und schlugen mit den Bäumen so heftig aufeinander los, bis sie einander gegenseitig totschlugen.

   
Fredeswind Märchenschatztruhe

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Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Thanks given by: deskoenigsadmiral , JTD , Floranja89
Als der Schneider von seinem Baume sah, dass die beiden Riesen einander tot geschlagen hatten, ward ihm besser zu Mute, als ihm jemals gewesen, stieg fröhlich vom Baume, hieb mit seinem Schwerte jeglichem Riesen eine Wunde oder etliche, und ging aus dem Walde hervor zu den Reitern. 

   



Die fragten ihn, ob er die Riesen entdeckt oder ob er sie nirgends gesehen habe? „Ja“, sagte der Schneider, „entdeckt und gesehen und alle zwei tot geschlagen - habe ich, und sie liegen lassen unter einem Baume.“ Das war ihnen verwunderlich zu hören, konnten und wollten es nicht glauben, dass der eine Mann so unverletzt von den Riesen sollte gekommen sein, und sie noch dazu tot geschlagen haben, ritten nun selbst in den Wald, dies Wunder zu beschauen und fanden es also, wie der Schneiderheld gesagt hatte.

   



Darob verwunderten sie sich gar sehr, und empfanden einen grauslichen Schrecken, ward ihnen auch noch übler zu Mute, denn vorher, da sie fürchteten, der Sieger werde sie alle umbringen, wenn er ihnen Feind würde; begaben sich  heim und sagten dem König an, was geschehen.

   



Da nun der Schneider zum Könige kam, seine Tat selbst anzeigte, und die Königstochter samt dem halben Königreich begehrte, gereute den König sein Versprechen, das er dem unbekannten Kriegsmann gegeben, gar übel, denn die Riesen waren nun erwürgt, und konnten keinen Schaden mehr tun; dachte darüber nach, wie er des Helden mit Fug abkommen möchte, und war nicht im mindesten gesonnen, ihm die Tochter zu geben.

     



Sprach daher zum Schneider, wie er in einem andern Walde leider noch ein Einhorn habe, das ihm sehr großen Schaden tue an Fischen und Leuten; dasselbe solle er doch auch noch fangen, und so er dieses vollbringe, wolle der König ihm die Tochter geben.

   
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Thanks given by: deskoenigsadmiral , JTD , Floranja89
Die armen Riesen haben ja ganz schön was mitgemacht...erst gegenseitig erschlagen,
 dann erstochen und der König meint, sie wurden erwürgt.  grübeln
Na gut...sicher ist sicher.  Grinsen Kicher
Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
aber du kannst neu anfangen und das Ende ändern.

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Thanks given by: JTD , Fredeswind , deskoenigsadmiral
(Gestern, 21:42)Floranja89 schrieb: Die armen Riesen haben ja ganz schön was mitgemacht...erst gegenseitig erschlagen,
 dann erstochen und der König meint, sie wurden erwürgt.  grübeln
Na gut...sicher ist sicher.  Grinsen Kicher

Danke Rotwerd
Ja, ja, so entstehen Gerüchte.  Kicher

LG von der Märchenfee Fredeswind   fee
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Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Thanks given by: JTD , Floranja89 , deskoenigsadmiral
Der gute Schneider war auch das zufrieden, nahm einen Strick, ging hin zu jenem Walde, allwo das wilde Einhorn hauste, und befahl seinen Zugeordneten, draußen vor dem Walde zu warten, er wolle allein hineingehen und allein die Tat bestehen, wie er die gegen die zwei Riesen auch allein und ohne andere Hülfe bestanden.

   



Als der Schneider eine Weile im Walde umher spaziert war, ersieht er das Einhorn, das gegen ihn daher rennt mit vorgestrecktem Horn und will ihn umbringen. Er aber war nicht unbehende, wartete, bis das Einhorn gar nahe an ihn herankam, und als es nahe bei ihm war, schlüpfte er rasch hinter den Baum, neben dem er zu allernächst stand.

   



Da lief das Einhorn, das im vollen Rennen war und sich nicht mehr wenden konnte, mit aller Hast gegen den Baum, dass es ihn mit seinem spitzen Horn fast durch und durch stieß, und das Horn unverwandt darin stecken blieb.

   



Da trat der Schneider, als er das Einhorn am Baume fest zappeln sah, hervor, schlang ihm den mitgenommenen Strick um den Hals, band es an den Baum vollends fest, ging heraus zu seinen Jagdgesellen, und zeigte ihnen seinen Sieg über das wilde Einhorn an.

   



Darauf ging das Schneiderlein zum König, tät demütiglich Meldung von der glücklichen Erfüllung des königlichen Wunsches, und erinnerte bescheidentlich an das königliche zweimalige Versprechen. Darob ward der König über die Maßen traurig, wusste nicht was zu tun sei, da der Schneider der Tochter begehrte, die er doch nicht haben sollte.

   
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Thanks given by: JTD , Floranja89 , deskoenigsadmiral
Er begehrte noch eins an den Kriegsmann. Dieser solle nämlich auch das grausame Wildschwein, das in einem dritten Walde liefe und alles verwüste, einfangen, und so er auch dieses vollbringe, dann wolle der König ihm die Tochter ohne allen Verzug geben.

   



Er  wolle ihm auch seine ganze Jägerei zur Hülfe beiordnen. Der Schneider zog, nicht sonderlich erbaut von des Königs abermaligem Begehren, mit seinen Gesellen zum Walde hinaus, und befahl ihnen, als der Forst erreicht war, draußen zu bleiben.

   



Des waren die Jäger gar herzlich froh und zufrieden, denn das Wildschwein hatte sie schon öfter dermaßen empfangen, dass ihrer viele das Wiederkommen auf immer vergessen hatten. Sie alle begehrten nicht mehr, ihm nachzustellen, dankten daher dem Schneider sehr aufrichtig, dass er sich allein in die Fahrnis wage und sie in Numero Sicher dahinten lasse.

   



Der Schneider war noch nicht lange in den Wald getreten, so wurde das Wildschwein seiner ansichtig, und stürzte auf ihn zu mit schäumendem Rachen und wetzenden Hauern und wollte ihn gleich zu Boden rennen, so dass sein Herz erzitterte und er sich schnell nach Rettung umsah. Da stand zum Glück eine alte verfallene Kapelle in dem Walde, darin man vor Zeiten Ablass geholt.

   
Fredeswind Märchenschatztruhe

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Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Thanks given by: JTD , Floranja89 , deskoenigsadmiral


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