Gestern, 09:41
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: Gestern, 09:43 von Fredeswind.)
Das ließ sich die junge Frau gefallen und verhieß also zu tun. Nun hatte der König aber einen Waffenträger am Hofe, der war dem Schneider hold, und hatte des Königs untreue Rede gehört, verfügte sich daher eilend zu dem jungen König und eröffnete ihm das schwere Urteil, das über ihn so eben jetzt ergangen und gefällt war, und bat ihn, er möge seines Leibes sich nach besten Kräften wehren.
Dem sagte der Schneider-König ob seines Warnens großen Dank, und er wisse wohl, was in dieser Sache zu tun sei. Wie nun die Nacht gekommen war, begab sich zu gewohnter Zeit der junge König mit seiner Gemahlin zur Ruhe und tat bald, als ob er schliefe. Da stand die Frau heimlich auf und öffnete die Tür, worauf sie sich wieder ganz still niederlegte.
Nach einer Weile begann der junge König wie im Schlafe zu reden, aber mit heller Stimme, dass die draußen vor der Kammer es wohl hören konnten: „Knecht, mache mir die Hosen - bletze (bletzen = flicken, ausbessern) mir - das Wams, oder ich will dir das Ellenmaß über die Ohren schlagen. Ich - hab sieben auf einen Streich - tot geschlagen - zwei Riesen hab ich tot geschlagen - das Einhorn hab ich gefangen - die Wildsau hab ich auch gefangen - sollt ich die fürchten, die draußen vor der Kammer stehen?“
Als die vor der Kammer solche Worte vernahmen, so flohen sie nicht anders, als jagten sie tausend Teufel, und keiner wollte der sein, der sich an den Schneider wagte. Und so war und blieb das tapfere Schneiderlein ein König all sein Lebetag und bis an sein Ende.
ENDE
Fredeswind Märchenschatztruhe
Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe
"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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