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Fredeswinds Märchenschatztruhe
Da erblickte sie den Finger, der von der Berührung des himmlischen Feuers golden geworden war, sah wohl, dass es gesündigt hatte, und sprach zum drittenmal: „Hast du es nicht getan?“„Nein“, sagte das Mädchen zum drittenmal. Da sprach die Jungfrau Maria: „Du hast mir nicht gehorcht, und hast noch dazu gelogen, du bist nicht mehr würdig, im Himmel zu sein.“

   


Da versank das Mädchen in einen tiefen Schlaf, und als es erwachte, lag es unten auf der Erde, mitten in einer Wildnis. Es wollte rufen, aber es konnte keinen Laut hervorbringen. Es sprang auf und wollte fortlaufen, aber wo es sich hinwendete, immer ward es von dichten Dornhecken zurückgehalten, die es nicht durchbrechen konnte.

   


In der Einöde, in welche es eingeschlossen war, stand ein alter hohler Baum, das musste seine Wohnung sein. Da kroch es hinein, wenn die Nacht kam, und schlief darin, und wenn es stürmte und regnete, fand es darin Schutz: aber es war ein jämmerliches Leben, und wenn es daran dachte, wie es im Himmel so schön gewesen war, und die Engel mit ihm gespielt hatten, so weinte es bitterlich.

   


Wurzeln und Waldbeeren waren seine einzige Nahrung, die suchte es sich, so weit es kommen konnte. Im Herbst sammelte es die herabgefallenen Nüsse und Blätter und trug sie in die Höhle, die Nüsse waren im Winter seine Speise, und wenn Schnee und Eis kam, so kroch es wie ein armes Tierchen in die Blätter, dass es nicht fror.

   
Fredeswind Märchenschatztruhe

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"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Klasse Umsetzung!  Kavalier
Ich hatte mich schon gefragt, wie du wohl den Himmel und vor allem den göttlichen Glanz darstellst...
Die Vorstellung, so mit einem Bund Schlüsseln durch den Himmel zu spazieren und hinter alle Geheimnisse gucken zu können, das hat mich als Kind total fasziniert. Und die verbotene Tür hätte ich mit Sicherheit auch geöffnet.  Rotwerd

P.S. kann es sein, dass du Apostel mit Evangelisten verwechselt hast? grübeln
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Artona schrieb:Klasse Umsetzung!  Kavalier
Ich hatte mich schon gefragt, wie du wohl den Himmel und vor allem den göttlichen Glanz darstellst...
Die Vorstellung, so mit einem Bund Schlüsseln durch den Himmel zu spazieren und hinter alle Geheimnisse gucken zu können, das hat mich als Kind total fasziniert. Und die verbotene Tür hätte ich mit Sicherheit auch geöffnet.  Rotwerd

P.S. kann es sein, dass du Apostel mit Evangelisten verwechselt hast? grübeln

Danke Danke Rotwerd Rotwerd 

Das mit den Aposteln ist so eine Sache, die Evangelisten Matthäus und Johannes entsprechen meines Wissens den Aposteln. Ansonsten sollte man die zugehörigen Symbole der Evangelisten neben den Aposteln als Hinweis nehmen, dass die Evangelisten eigentlich den gleichen Auftrag hatten, nämlich mit ihren Erzählungen das Christentum zu erklären und weiter zu verbreiten, also im Grunde auch Apostel waren. Das war mein Hintergedanke dazu.
Freut mich, dass es dir aufgefallen ist. 


LG Irmtraud
Fredeswind Märchenschatztruhe

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"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Also ganz ehrlich, das arme Mädchen tut mir aber auch Leid, wie kann nur die Jungfrau das Kind so in Versuchung bringen!
Aber lügen geht auch nicht... aber muss man sie gleich irgendwo zwischen Dornenhecken einsperren.
Die Geschichte ist ja noch nicht zu Ende oder? Hoffe auf ein Happy End.
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(03.08.2018, 18:36)Aquarius schrieb: Also ganz ehrlich, das arme Mädchen tut mir aber auch Leid, wie kann nur die Jungfrau das Kind so in Versuchung bringen!
Aber lügen geht auch nicht... aber muss man sie gleich irgendwo zwischen Dornenhecken einsperren.
Die Geschichte ist ja noch nicht zu Ende oder? Hoffe auf ein Happy End.

Nein, nein das Märchen ist noch nicht zu Ende.
Es geht weiter, bleibt aber spannend bis zum Schluss.

LG von der Märchenfee Fredeswind  fee
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Nicht lange, so zerrissen seine Kleider. Sobald dann die Sonne wieder warm schien, ging es heraus und setzte sich vor den Baum, und seine langen Haare bedeckten es von allen Seiten wie ein Mantel. So saß es ein Jahr nach dem andern und fühlte den Jammer und das Elend der Welt.

   


Einmal, als die Bäume wieder in frischem Grün standen, jagte der König des Landes in dem Wald und verfolgte ein Reh, und weil es in das Gebüsch geflohen war, das den Waldplatz einschloss, stieg er vom Pferd, riss das Gestrüppe auseinander und hieb sich mit seinem Schwert einen Weg.

   


Als er endlich hindurchgedrungen war, sah er unter dem Baum ein wunderschönes Mädchen sitzen, das saß da und war von seinem Haar bis zu den Fußzehen bedeckt. Er stand still und betrachtete es voll Erstaunen, dann redete er es an und sprach: „Wer bist du? Warum sitzest du hier in der Einöde?“

   


Es gab aber keine Antwort, denn es konnte seinen Mund nicht auftun. Der König sprach weiter: „Willst du mit mir aufs Schloss gehen?“ Da nickte es nur ein wenig mit dem Kopf. Der König nahm es auf seinen Arm, trug es auf sein Pferd und ritt mit ihm heim.

   
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Als er auf das königliche Schloss kam, ließ der ihm schöne Kleider anziehen und gab ihm alles im Überfluss. Und ob es gleich nicht sprechen konnte, so war es doch schön und holdselig, dass er es von Herzen lieb gewann, und es dauerte nicht lange, vermählte er sich mit ihm.

   


Als etwa ein Jahr verflossen war, brachte die Königin einen Sohn zur Welt. Darauf in der Nacht, wo sie allein in ihrem Bette lag, erschien ihr die Jungfrau Maria und sprach: „Willst du die Wahrheit sagen und gestehen, dass du die verbotene Tür aufgeschlossen hast, so will ich deinen Mund öffnen und dir die Sprache wiedergeben: verharrst du aber in der Sünde und leugnest hartnäckig, so nehme ich dein neugebornes Kind mit mir.“

   


Da war der Königin verliehen zu antworten, sie blieb aber verstockt und sprach: „Nein, ich habe die verbotene Tür nicht aufgemacht“, und die Jungfrau Maria nahm das neugeborene Kind und verschwand damit.

   


Am andern Morgen, als das Kind nicht zu finden war, ging ein Gemurmel unter den Leuten, die Königin wäre eine Menschenfresserin und hätte ihr eigenes Kind umgebracht. Sie hörte alles und konnte nichts dagegen sagen, der König aber wollte es nicht glauben, weil er sie so lieb hatte.

   
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"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Die Frisur im Wald ist echt Spitze!  Grinsen Grinsen Grinsen
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(03.08.2018, 20:23)Artona schrieb: Die Frisur im Wald ist echt Spitze!  Grinsen Grinsen Grinsen

Genau!

Liebe Grüße Michael
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(03.08.2018, 20:35)Der Archivar schrieb:
(03.08.2018, 20:23)Artona schrieb: Die Frisur im Wald ist echt Spitze!  Grinsen Grinsen Grinsen

Genau!

Liebe Grüße Michael

@Artona und Der Archivar:
Danke Danke Rotwerd Rotwerd 

Not macht erfinderisch.  Zwink
Glücklicherweise habe ich einen Haufen verschiedenfarbiger Stickgarne. 

LG von der Märchenfee Fredeswind  fee
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