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04.06.2020, 09:04
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.06.2020, 11:33 von Fredeswind.)
Droben im Gewirre der Türme und Türmchen kreischten Eulen. Am Tore des Hauses ringelten sich steinerne dickleibige Drachen mit weit vorgestreckten dünnen Hälsen um die Säulen. Nur wenige Fenster waren erhellt - schwarz ragte der ganze übrige Bau empor zum dunklen Himmel.
Der schwarze Graf schwang sich vom Ross - und dieses Ross sank hinter ihm in die Erde. „Folget mir hinein!“, rief der schwarze Graf seinen gezwungenen Gästen zu. „Nicht hinein! Um des Himmels willen nicht hinein!“, flüsterte der treue Knappe seinem Herrn ins Ohr.
Schweige Knecht!“, schrie der schwarze Graf diesem gebieterisch zu. „Hier herrscht nicht des Himmels Wille, sondern mein Wille! Bleibe in Blendung!“
Da schwand vor des Knappen Augen das Schloss, er stand auf öder einsamer Heide, neben einem alten Gemäuer, drei Türme ragten daraus empor - das war nicht mehr des schwarzen Grafen Schloss, das war ein anderes Haus.
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04.06.2020, 09:15
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.06.2020, 09:31 von JTD.)
Der Ritter folgte seinem Führer voll Mut die Stufen einer Treppe hinan. Von Zeit zu Zeit streckte sich eine Greifenklaue aus der Wand, die hielt eine brennende Kerze, die Kerzen waren schwarz und weiß. Die Wände waren kohlschwarz. Des schwarzen Grafen Rüstung war auch ganz schwarz und ganz nach uralter Art, ein Kettenpanzer umkleidete ihn völlig,nur auf dem Haupte trug er einen Helm seltsamer Form.
Der Kamm dieses Helmes war lebendig und ward gebildet von einem kleinen salamandergleichen Drachen, der seine Klauen fest an den Helm geklemmt hielt, den Kopf bisweilen drehte und dessen schwarze Funkelaugen wie Diamantspitzen blitzten. Lang hing des Drachen Schwanz vom Helme abwärts bis in den Nacken und schlenkerte bald hinüber, bald herüber.
Droben stand am Ende der Treppe der schwarze Graf und wandte sich seinem Gaste zu. Bleich war sein Antlitz, bleich und abgezehrt, seine Augen lagen tief in ihren Höhlen und blickten Mord, sie waren ohne Wimpern, und über ihnen wölbten sich keine Brauen. Der schwarze Graf keuchte schwer, und sein Atem glühte wie der Hauch der afrikanischen Wüste, feuerheiß.
„Nun folge mir und schaue, was ich tat und wie ich leide!“, sprach zu dem Ritter der schwarze Graf. „Einem jeden, der mitternachts meinen Weg reitet, muss ich zeigen meine Missetat. Brauchst nicht für mich zu beten, Mann! Meine Tat sühnt nicht Reue, nicht Fürbitte, nicht Gebet.“
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Die Türe eines Saales, mit phantastischem Bildwerke verziert, sprang donnernd auf - kalter Eishauch, wie von einem Gletscher, wehte aus dem Saale entgegen. Der große weite Saal war auch ganz schwarz und war ganz leer - nur in der Mitte - da stand etwas, beleuchtet von einer matten trüben Ampel, die darüber von der Decke nieder hing.
Und was dort stand, das war ein Sarg, und in dem Sarge lag eine Leiche, die Leiche einer alten kleinen Frau, ganz weiß gekleidet, die Hände aneinander gelegt, wie zum Gebete - über den Händen aber, aus der Brust, ragte der schwarze Griff eines Dolches.
„Hier meine Mutter!“, rief der schwarze Graf. „Hier ihr Mörder!“, rief er noch einmal, dass es schaurig im Saale hallte, und brach am Sarge in die Knie. Da hob sich plötzlich die Leiche im Sarge empor und wuchs und wuchs, so riesengroß - so ungeheuer, ein grauser Spuk.
Sie deckte sich über den schwarzen Grafen und füllte mehr und mehr den Raum, und der Ritter wich zurück, bis die Wand ihn hemmte - immer grausiger wurde die entsetzliche Gestalt, immer höher - ihr weißes Antlitz war schon so groß wie der Vollmond im Aufgehen, und ihr Gewand wallte wie Nebel - ihre Hände aber gruben in der Brust des schwarzen Grafen und gruben ihm das Herz aus der Brust.
Dem Ritter flirrte es vor den Sinnen, wie Nachtflöre einer Ohnmacht! Er zog sein Schwert und schrie: „Unholde! Weicht im Namen des Gekreuzigten!“ Da gellte ein entsetzlicher Schrei, da krachte das Gebälk, wankte das Haus, sank Sarg und Wand, sank Graf und Gräfin, sank der Boden samt dem Ritter tief, tief hinab in undurchdringliche Nacht.
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Aus einer Betäubung erwachte der Ritter. Sein treues Schwert hielt er noch in der Hand. Schwarze Nacht war rings um ihn her, sein Fuß trat auf Moorgrund, seine Hand ertappte Mauerwerk und feuchtes Gras, Nachtluft umwehte ihn kühl und schauernd.
„Was war das? Und wo bin ich?“, fragte sich der Ritter, und unruhevoll klopfte ihm sein sonst so mutiges Herz. Er rief laut den Namen seines Knappen. Horch! Ein Antwortruf, aber aus weiter Entfernung. Der Ritter rief wieder - der Knappe kam näher - er führte noch die beiden Rosse an den Zügeln.
„Herr, wo seid Ihr?“, rief von weitem der sich nähernde Knappe. „Hier! Hier im Moor und unter Trümmern“, rief der Ritter. Mit Mühe half der Knappe seinem Herrn aus dem Sumpfe, darüber begann der Morgen zu dämmern - und nun sahen Herr und Diener allmählich, wo sie waren.
Auf sumpfiger Heide, neben einem ganz verfallenen Bau am Ende eines Waldes - und eine Strecke davon im Nebeldämmer jenes Gebäude, an dem der Knappe gerastet - ein Galgenrundbau; was drei Türme geschienen, waren drei hohe Steinpfeiler, die verbindenden Balken waren längst verfault und herabgefallen.
Kühl wehte es vom Osten her - feucht schlug der Nebel sich nieder. Still ritten der Ritter und sein Knappe ihres Weges weiter. Nie vergaß der Ritter sein gespenstisches Abenteuer und das Schloss des schwarzen Grafen.
ENDE
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Oh, das war aber grausig!
Ich habe mich echt gegruselt.
Die Bilder brachten einfach meisterhaft die Atmosphäre rüber,
einfach Klasse!
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Phantasie ist wichtiger als Wissen, den Wissen ist begrenzt!!!
-Albert Einstein-
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