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Fredeswinds Märchenschatztruhe
Als er sich auf seinem Wege nach einem Gasthaus umsah, kam eine Jungfrau daher geschritten, so leicht, als berühre sie die Erde nicht mit den Füßen. Eine Bessere und Schönere zu finden ist unmöglich!“, ging es ihm durch den Sinn.

   
 

Geschickt fädelte er eine Bekanntschaft mit ihr ein. Das junge Mädchen zierte sich nicht. Sie war zugänglich und nett. Es dauerte nicht lange und ihre Eltern luden ihn zu sich ein. Schließlich kam er mit dem Vater und der Mutter des Mädchens überein, dass sie alle am nächsten Sonntag die Wirtschaft des Jünglings besichtigen würden.

   
 

Als der Jüngling am Abend in guter Stimmung nach Hause ging, sah er, wie eine Wolke plötzlich den Mond verdeckte. Ein schmerzliches Gefühl überkam ihn. Er wollte es abschütteln, aber der Gedanke an seinen Vater ließ ihn nicht los.

   


 Zwei Beweise für die Gültigkeit der Ratschläge meines Vaters liegen bereits wohl verwahrt in der Kiste. Ich darf nicht anders handeln, sondern muss auch den dritten erproben, dachte er. „Heute, am Sonntag, sieht die Welt ganz anders aus als werktags. Ich will einmal umkehren und nachsehen, wie meine Braut arbeiten kann.“ 

   


Obwohl ihn die Angst vor einer drohenden Enttäuschung verfolgte, kehrte der Jüngling um. Er verbrachte eine unruhige Nacht auf einem Heuhaufen und war vor Sonnenaufgang auf den Beinen. 

   
Fredeswind Märchenschatztruhe

Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe


"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Von seinem Versteck beobachtete der junge Mann alles, was auf dem Hof der Braut vor sich ging. Er sah, wie ihre alten Eltern sich beeilten, auf das Feld zu gehen, um den Roggen zu mähen. Das Mädchen aber blieb unsichtbar. Er wartete bis zum Mittag, aber sie kam immer noch nicht zum Vorschein.

   

 
Der Jüngling ging in die Hütte hinein. Dort sah er in der Mitte des Raumes ihre Schürze liegen. Gleichzeitig erblickte er seine Braut am Ofen und hörte, wie sie laut schnarchte. Ohne ein Wort zu sagen, hob der Jüngling die Schürze auf, steckte sie in seinen Beutel und verschwand lautlos, wie er gekommen war.

   

 
Es war ihm schwer ums Herz, als er die Kiste aufmachte und die Schürze zu der Brotscheibe und der Mährenhaut legte. Wie verabredet erschienen am Sonntag die Eltern mit der Braut, um den Hof zu besichtigen. Sie betrachteten alles genau, prüften alle Winkel und Ecken.

   
 

Schließlich stiegen alle zusammen auf den Speicher. Die Truhe fiel ihnen sofort auf. „Was ist da drin?“, fragten sie neugierig. Es· konnte ja Geld oder ein Schatz darin verborgen sein! 

   


Den Inhalt dieser Truhe kann ich Euch nicht zeigen!“, erwiderte der Jüngling. „In ihr ist das Kostbarste aufgehoben, was ich besitze.“ „Nun, zeig schon her! Wir werden es niemandem verraten!“, drängten die Gäste. Na, meinetwegen, seht her!“ 

   
Fredeswind Märchenschatztruhe

Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe


"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Aber, was sehe ich da?“, rief die Braut. „Das ist doch meine Schürze! Wie ist die in deine Truhe gekommen?“ „ In dieser Truhe, mein Liebchen, hebe ich, die Ratschläge meines Vaters auf. Schon drei Ratschläge habe ich gesammelt. 

   


Schau hier, diese Brotscheibe lehrte mich, nicht zu oft zu Gast zu gehen, sonst zieht man sich die Verachtung der Leute zu. Die Haut der Mähre erinnert mich daran, meine Pferde nicht auf dem Markt zu tauschen, da ich sonst immer zu Fuß gehen muss. 

   


Deine Schürze, mein Fräulein, aber sagt mir, dass ich mir nicht eine Frau in der Fremde suchen soll, wenn ich nicht mein Leben lang unglücklich sein will. Vielleicht erinnerst du dich daran, dass deine Eltern morgens ohne dich aufs Feld zur Arbeit gehen?“ 

   


Die Braut erriet den Zusammenhang und den Sinn seiner Worte. Das Mädchen schämte sich sehr und fuhr schleunigst mit ihren Eltern heim. 

   



ENDE
Fredeswind Märchenschatztruhe

Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe


"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Tolles Märchen! Schön umgesetzt, wie immer.

Aber da fragt man sich doch, warum der Junge nicht einfach auf seinen Vater gehört hat? Weil er es besser wissen wollte? ... und hatte der Vater auch so eine Truhe, weil er die selben Ratschläge schon von seinem Vater bekommen hatte?
    
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Da hat Sissy schon recht mit ihren fragen, ich denke wir werden es leider nie erfahren.

Wieder ein ganz toll umgesetztes Märchen, da kommen die alten Sets bzw. Klickys richtig gut zur Geltung!
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Mir gefällt, dass der Junge nicht einfach den Ratschlag befolgt hat.

Manche solcher elterlichen Ratschläge sind wohl für das Elternteil richtig gewesen, aber auch für ihn?
Das Mädchen hätte ja auch fleißig sein können... der Vater Vorurteile gegen Mädchen aus anderen Dörfern haben können?

Mir gefällt auch, dass der Junge nicht einfach den Ratschlag verworfen hat.

Er hat jeden geprüft, ob der Rat auch für ihn selbst wertvoll sei.
daumen  

Mir gefällt das Märchen. Smile
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Mir gefällt auch, dass der Junge den Ratschlag seines Vaters befolgt,  - schweren Herzens - ,
nachdem er den Charakter des Mädchens erkannt hatte.

Es gibt so viele, die glauben, der Partner werde sich noch ändern...

(Insgeheim wundere ich mich aber, dass in DEN Zeiten die Eltern am Sonntag aufs Roggenfeld arbeiten gehen...
Eher hätte ich erwartet, dass alle drei in die Kirche zum Gottesdienst gehen...)

.... .....

Und welche Frau will schon einen Mann, der will, dass sie ohne Pause, selbst am Sonntag schufte?
Zwink

Kicher
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(15.05.2019, 22:07)Schoko-Queen schrieb: (Insgeheim wundere ich mich aber, dass in DEN Zeiten die Eltern am Sonntag aufs Roggenfeld arbeiten gehen...
Eher hätte ich erwartet, dass alle drei in die Kirche zum Gottesdienst gehen...)

Nun, gerade auf dem Land ist das mit dem Sonntag nicht so einfach. Tier z-B. müssen ach am Sonntag gefüttert werden, Kühe gemolken usw. Und ach Getreide wir in dem Märchen kann einfach nicht warten, wenn es reif ist. Wartet man zu lang fallen die Körner auf dem Acker aus oder es gibt ein Sommergewitter und drückt die Halme zu Boden und es ist ebenfalls verdorben... Aber gerade Erntearbeiten wurde in früherer Zeit eher in den frühen Morgenstunden oder am Abend verrichtet, da die Bauern sonst fürchten mussten auf dem Feld in der prallen Sonne einen Hitzschlag oder Sonnenstich zu bekommen. Nicht umsonst gibt es in fast allen Regionen Korngeister wie die Mittagsfrau, die Menschen davon abschrecken sollen, Tagsüber aufs Feld zu gehen. Insofern wäre es in dem Märchen schon wichtig gewesen, dass sie in aller Frühe mit den Eltern aufs Feld geht. In die Kirche wird dann mittags gegangen!
    
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Häsichenbraut

Häschenbraut


(frei nach den Brüdern Grimm)



Et was ene Frou mit ener Toachter in änen schöhnen Goarten mit Koal.

Es war eine Frau mit einer Tochter in einem schönen Garten mit Kohl.

   


Dahin kam än Häsichen und froaß allen Koal. Da seit de Frou zur Toachter: „Gäh in den Goarten und jags Häsichen.“ Seits Mäken zum Häsichen: „Schu! Schu! Du Häsichen frißt noch allen Koal.“

Dahin kam ein Häschen und fraß allen Kohl. Da sagt die Frau zur Tochter: „Geh in den Garten und jag's Häschen.“ Sagt das Mädchen zum Häschen: „Schu! Schu! Du Häschen frisst noch allen Kohl.“

   


Seits Häsichen: „Kumm, Mäken , und sett dich uf min Haosenschwänzeken und kumm mit in min Haosenhüttchen.“ Mäken well nich.

Sagt's Häschen: „Komm, Mädchen , und setz dich auf mein Hasenschwänzchen und komm mit in mein Hasenhüttchen.“ Mädchen will nicht.

   


Am annern Tog kummts Häsichen weder und frißt den Koal. Do seit de Frou zur Toachter: „Gäh in den Goarten und jags Häsichen.“

Am andern Tag kommt's Häschen wieder und frisst den Kohl. Da sagt die Frau zur Tochter: „Geh in den Garten und jag's Häschen.“

   
Fredeswind Märchenschatztruhe

Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe


"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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"Komm, Mädchen , und setz dich auf mein Hasenschwänzchen"..... hm.....  Kicher
    
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