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Fredeswinds Märchenschatztruhe
4. ABSCHIED

Um sieben Uhr früh war ich auf. Es dunklete noch aber ein großes Reisigfeuer gab überallhin Licht und Wärme. Um neuneinhalb ging das Schiff. Gepackt war. Auf dem unter Rasumofskys Händen rasch arrangiertes Bett lagen meine Habseligkeiten, der Hut, der Überzieher, die Reisedecke, zuletzt der blaue Reisesack... Unten am Bett lag Blanche. Sie hatte noch nicht ausgeschlafen, reckte und streckte sich[i] und sah halb neugierig, halb missgestimmt unserem Treiben zu.


   


Es schlug acht, das letzte Frühmahl war genommen. Rasumofsky hatte seine Erbschaft angetreten. Alles war sein. Vor den Sentimentalitäten des Abschieds wurden wir durch immer neu eintreffende Besuche bewahrt, die mir Grüße, Briefe Bestellungen mit in die Heimat gaben. So kam neun Uhr. Blanche hatte sich inzwischen erholt und drängte sich an mir vorbei, ihre Flanken immer dichter an meinem Stiefel streifend.

   


Rasumofsky hatte die Decke über den linken Arm gehängt, und den blauen Sack in der Rechten, harrte er des Zeichens zum Aufbruch. „Nun mit Gott.“… Über Flur und Hof hin, wo noch wieder die Hände geschüttelt wurden, ging es... auf das Hafenbollwerk zu, wo die Dampfer anzulegen pflegen. Ich löste ein Billett. Rasumofsky legte Decke und Sack auf einen Mühlstein, der Tisch und Stuhl zugleich war…

   


So standen wir einander gegenüber. „Ja, Rasumofsky, so geht es,“ „Ja,, Herr Leutnant.“ „Nun seien Sie vernünftig und kommen sie bald nach.“ „Ach, Herr Leutnant ( hier kam er mit näher ans Ohr), am liebsten brennt ich gleich mit durch.“ „Unsinn. Ewig kann es nicht dauern. Gott befohlen!“ Es zwinkerte ihm etwas um die Augen, ich gab ihm die Hand, dann machte er kehrt, ging stramm auf die Stadt und Zitadelle zu... und winkte noch einmal zurück.

   


Das Schiff war noch nicht da. Ich setzte mich auf den Mühlstein und gab mich dem Zauber dieser Minute hin. Es war wie ein Vorgeschmack der Freiheit. Hinter mir und zu meiner, Rechten lag das Meer, nach links hin die Insel… Der Dampfer hatte inzwischen angelegt. Ich war der einzige Passagier...

   


Mit Leichtigkeit löste sich der Dampfer von Ufer, der Seewind strich über das Deck und ein leises Frösteln schüttelte mich… An Büschen und Bojen hin, die das Fahrwasser bezeichneten, glitt der Dampfer ruhig seine Straße... Nun begann ein Hohio und das Rufen in den Maschinenraum hinunter. Die Breitseite des Dampfers legte sich an den Kai. Ich sprang ans Ufer. Festland unter den Füßen. Drüben auf Olèron verschwanden die letzten Schatten im Nebel.
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Fredeswind Märchenschatztruhe

Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe


"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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5. RÜCKKEHR

Am Ufer hielten Deligenzen und Omnibusse, die bis Marennes und Rochefort gingen; keins dieser großen Gefährte aber hatte Lust, einen einzigen Passagier landeinwärts zu schaffen. Ich nahm also eine Art Postkutsche, nicht billig aber doch immer auch nicht so teuer, wie wenn man in Mark Brandenburg von Buckow bis Werneuchen fährt, und rollte bei immer heller werdendem Wetter, die Hauptstraße von Marennes hindurch in die dahinter gelegene Landschaft hinein.


Ich erkannte all die alten Punkte wieder. Dies war das Wäldchen, wo der Marketender die ‚Wacht am Rhein‘ angestimmt hatte... Und dies endlich war das Dorf und die Auberge, wo in das Gewirr der Stimmen und das Geklapper der Kaffeetassen hinein die Schlagtriller der Kanarienvögel erklungen waren. War jener Tag schön gewesen, so war dieser noch schöner, trotz eines leisen Druckes, den ich nach wie vor auf dem Herzen spürte.

   


Die französischen Kutscher fahren brillant. Schon um zwei Uhr rasselte die Kutsche über das Vorstadtpflaster von Rochefort. Ich hatte zwei Gänge in Rochefort zu machen, den einen um der Pietät, den andern um der Respektabilität willen. Diesen zweiten Gang machte ich zuerst. Es war nämlich unmöglich, den blauen Kattunsack... als Handgepäck eines permiére – classe – Reisenden bei zu behalten. Ein Tausch also musste sich notwendig vollziehen... Endlich fand ich eine Reiseeffektenhandlung... Ich kaufte eine leidlich elegante Tasche, bat, den Prozess des Umpackens sofort vornehmen zu können und löste diese Aufgabe… mit Geschick und Dezenz...

Mein nächster Gang in Rochefort galt dem Monsieur Vignaud, dem Vorstande des Gefängnisses... Man empfing mich wie einen alten Bekannten, der Direktor habe gerade eben von mir gesprochen.


   


Dieser war wie gewöhnlich an seinem Pult und las im ‚Moniteur universel‘ den Meinungsaustausch zwischen dem Grafen Bismarck und dem Comte Chaudordy über Gefangenenbehandlung hüben und drüben. Ein sehr zeitgemäßes Thema. Er schob mir das Blatt zur Durchsicht hin; ein kurzes Gespräch knüpfte sich daran.

   


Ich fragte nach dem Sohn, dessen Zimmer ich bewohnt hatte; er zuckte mit den Achseln – ein Brief war seit Wochen nicht eingetroffen. So schieden wir, ein jeder gut national und doch gute Freunde mitten im Krieg.

   
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Der Bahnhof war ziemlich nah. Ich erfuhr, dass in dreißig Minuten ein Zug abgehe, der aber halben Wegs zwischen Rochefort und Bordeaux (in Angoulême) vier oder fünf Stunden liegenbleibe, um das Eintreffen des Hauptzuges von Orléans her abzuwarten. Mir brannte der Boden unter den Füßen. Also weiter! Um zehn Uhr abends war ich in Angoulême. Ich nahm einen Imbiss, dann wurden die Gasflammen am Buffet gelöscht und ein Kellner führte mich einem Bahnhofsbeamten zu, der nun den Wartesalon öffnete. Hinter mir wurde wieder zugeschlossen.

   


Es war ein dunkler Raum; die dicht aufgeschüttete Kohlenmasse glühte nur; große Schatten gingen an die Decke hin, wenn draußen auf dem Perron sich irgendetwas regte – es war die Infirmerie von Moulins, ins Elegante übersetzt. An den Wänden entlang standen Plüschkanapees…, alles bequem und einladend. Ich streckte mich, um ein paar Stunden zu schlafen.

   


Es wollte aber nicht recht glücken, da ich bald wahrnehmen musste, dass ich nicht der einzige Bewohner an dieser Stelle war. Auf einem zweiten Kanapee, das Kopf an Kopf mit dem meinigen stand, wurd es unruhig, drehte und dehnte sich, gähnte dazwischen und gab allerhand andere Zeichen des Unbehagens. Endlich stand der Unruhige auf und setzte sich vor den Kamin.

   
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Die Kohlenglut gab gerade soviel Licht, dass ich ihn erkennen konnte. Es war ein junger Mann, wohlwollenden Gesichts, allem Anschein nach ein Kaufmann. Nach einer halben Stunde waren wir im Gespräch, und ich darf wohl sagen, ich schulde ihm den glücklichen Verlauf meiner Reise, von der er mir offen bekannte, dass er sie unter den obwaltenden Umständen für ein Wagnis halten müsse.

   


„Sie müssen sich eilen; keine Aufenthalte, immer erster Klasse – die Züge zum Glück greifen ineinander ein... schlafen Sie viel, lesen Sie viel, sprechen Sie wenig.“ Etwa um zwei Uhr traf der Zug von Orléans ein. An demselben Vormittage war auf dem Terrain zwischen Artenay und der Loirehauptstadt gekämpft worden; fünf oder sechs Waggons waren mit bayerischen Gefangenen und Verwundeten gefüllt, namentlich Artillerie. Sie befanden sich auf dem Wege nach Pau.

   


Ich trennte mich von meinem freundlichen Berater, wiederholte ihm meinen Dank, und weiter ging es auf Bordeaux zu.

   
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Wir erreichten es sechs Uhr früh. Ein Fiacre führte mich über Brücken und Plätze, an einem prächtigen Kai hin, von einem Bahnhof zu dem andern. Nur eine halbe Stunde Rast! Nun begann ein Fahren Tag und Nacht. Am Nachmittag in Toulouse, am Abend in Cette. Eine weite Wasserfläche dehnte sich zur Rechten…:

„Was ist das?"
Das Mittelländische Meer."

   


Weiter Montpellier, Nimes, Tarascon. Hier gingen wir auf die Marseiller Linie über. Am Morgen in Lyon. Lyon hat acht Bahnhöfe.

„Ou est la gare de Genève?" (Wo ist der Genfer Bahnhof)
„C‘est ici, voilà." (Hier, da ist er)
„A quelle heur part le train?" (Wann fährt der nächste Zug ab?)
„A présent. Dans cinq minutes. Dépechez vous!" (Gleich in fünf Minuten, beeilen Sie sich!)

Im Fluge löste ich mein Billett. Und weiter rasselte der Zug auf Genf zu.

   


Nur noch zwanzig Meilen bis zur Grenze! Mir begann das Herz höher zu schlagen. Wie hatte ich die anderthalb Tage seit Angouléme zugebracht? Getreulich nach der Weisung meines Beraters. Die Augen geschlossen oder in ein Zeitungsblatt vertieft, so hatt ich die langen Stunden über dagesessen. Auch in der Nacht war kein Schlaf über mich gekommen. Was geht in solchen Stunden in einer Menschenseele vor? Womit tötet man die Zeit hinweg?... Das Auge ist tot...; die Bilder fallen auf die Netzhaut, aber der Nerv, der uns das Bild zum Bewusstsein bringen soll, versagt seinen Dienst. Und wie keine Bilder zu uns sprechen, so sprechen auch keine Gedanken in uns. Schemen, ein geistlos-geisterhaftes Wesen, ein fieberhaft durch das Hirn gehetztes Nichts; ein Stunden- und Minutenzählen. Immer dieselbe Frage: wie weit noch, wieviel Meilen noch?…

Nun waren wir in den Jura hinein; die Wälder bereift, die Häupter tief im Schnee. Ein Sturm pfiff, aber gleichviel, es ging vorwärts. Das war Bellegarde. Die letzte französische Schildwacht, den Kopf in der Kapuze, sah von der Felsenbrücke hoch oben auf unseren ihm mutmaßlich wie Spielzeug erscheinenden Zug hernieder. Fünf Minuten später rasselten wir an einem mit Holzbalkonen geschmückten Hause vorüber, das die Inschrift trug: „Café Guillaume Tell.“ Also Schweiz! Die ‚Bise‘ (Nord- oder Nordostwind) wehte von den Bergen her.

   


Die Maschine keuchte, unter einem hohen Gebraus fuhren wir in die Bahnhofshalle ein. „Victoria-Hotel“ Ich wählte es mit gutem Vorbedacht. Ein Blick des Oberkellners auf meine Rochefort-Reisetasche (wie hätte erst Rasumofskys Schöpfung gewirkt) verurteilte mich zu drei Treppen. Als ich in den kleinen Raum eintrat, sang neben mireine Pensions-Engländerin die Gnadenarie. (Anmerkung der Redaktion: aus der Oper ‚Robert der Teufel‘ von Giacomo Meyerbeer)

   


An dem schlecht eingehakten Fenster rüttelte und rasselte der Sturm. Gleichviel. Ich warf die Reisetasche in die Ecke, mich selber aufs Sofa, kreuzte die Hände über der Brust, atmete hoch auf und sagte das eine Wort:

„FREI!"


   



ENDE
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Hallo Irmtraud,

Gaaaaaaaaaaaaanz großer Respekt!

Ich habe gerade mal geschaut: Deine Bearbeitung der Geschichte von Fontane geht auf Seite 76 mit Beitrag Nr. 753 los, und endet hier, mit Beitrag Nr. 891 auf Seite 90. Selbst wenn ich die Kommentare von uns anderen zwischendrin abziehe, hast Du weit über 100 Beiträge geschrieben, und hast dabei vermutlich knappe 1000 (in Worten: eintausend) Szenen arrangiert, Bilder gemacht, Bilder bearbeitet, Bilder hochgeladen...

Die ganzen Zahlen, um mal anschaulich zu machen, was Du für einen Aufwand getrieben hast.

Und ich finde, Du hast uns Theodor Fontane auf eine ganz tolle Art und Weise nähergebracht!

Dafür ein ganz riesengroßes Dankeschön! Danke
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(15.10.2019, 18:55)JTD schrieb: Hallo Irmtraud,

Gaaaaaaaaaaaaanz großer Respekt!

Ich habe gerade mal geschaut: Deine Bearbeitung der Geschichte von Fontane geht auf Seite 76 mit Beitrag Nr. 753 los, und endet hier, mit Beitrag Nr. 891 auf Seite 90. Selbst wenn ich die Kommentare von uns anderen zwischendrin abziehe, hast Du weit über 100 Beiträge geschrieben, und hast dabei vermutlich knappe 1000 (in Worten: eintausend) Szenen arrangiert, Bilder gemacht, Bilder bearbeitet, Bilder hochgeladen...

Die ganzen Zahlen, um mal anschaulich zu machen, was Du für einen Aufwand getrieben hast.

Und ich finde, Du hast uns Theodor Fontane auf eine ganz tolle Art und Weise nähergebracht!

Dafür ein ganz riesengroßes Dankeschön! Danke

Danke Danke Rotwerd Rotwerd

Hallo Jörg, 

vielen Dank für dein großes Lob.

Ja, es war eine Heidenarbeit, aber sie hat mir auch unheimlich Spaß gemacht. Dies in deinen Zahlen zu sehen ist echt überwältigend, so habe ich es noch nicht gesehen.  Ohnmacht

Aber das könnte durchaus hinkommen.

Es waren zwar bloß 382 Bilder, aber tatsächlich unzählige Szenen, die ich arrangiert habe, bis mir die gefallen haben und jedes Bild im Kasten war. 

Hat ja auch gerade zufällig gepasst, zum 200. Geburtstag von Theodor Fontane. 

Wer liest denn heute noch Fontane außer vielleicht mal in der Schule als Lektüre? Es macht mich auch etwas stolz, dass ich euch so Fontane etwas näher gebracht habe. 

Ein literarisches Experiment! Aber es scheint mir geglückt zu sein.

  


LG Irmtraud    Rotwerd
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Liebe Insulaner,  Kavalier

auf geht's zum Endspurt für dieses Jahr. 

Durch Fontane sind meine Märchen, wie ihr euch sicher denken könnt, ins Stocken geraten. Ich habe zwar schon einige Märchen herausgesucht, aber die Bilder dazu muss ich erst noch schießen.

Doch ein Märchen habe ich noch für euch. Danach wird meine Märchenschatztruhe für dieses Jahr verschlossen.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Schmökern!

LG von der Märchenfee Fredeswind  
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Die Gänsemagd

(frei nach den Brüdern Grimm)

Es lebte einmal eine alte Königin, der war ihr Gemahl schon lange Jahre gestorben, und sie hatte eine schöne Tochter. Wie die erwuchs, wurde sie weit über Feld an einen Königssohn versprochen.

   
 

Als nun die Zeit kam, wo sie vermählt werden sollte und das Kind in das fremde Reich abreisen musste, packte ihr die Alte gar viel köstliches Gerät und Geschmeide ein, Gold und Silber, Becher und Kleinode, kurz alles, was nur zu einem königlichen Brautschatz gehörte, denn sie hatte ihr Kind von Herzen lieb.

     


Auch gab sie ihr eine Kammerjungfer bei, welche mitreiten und die Braut in die Hände des Bräutigams überliefern sollte, und jede bekam ein Pferd zur Reise, aber das Pferd der Königstochter hieß Falada und konnte sprechen.

     


Wie nun die Abschiedsstunde da war, begab sich die alte Mutter in ihre Schlafkammer, nahm ein Messerlein und schnitt damit in ihre Finger, dass sie bluteten; darauf hielt sie ein weißes Läppchen unter und ließ drei Tropfen Blut hineinfallen, gab sie der Tochter und sprach: „Liebes Kind, verwahre sie wohl, sie werden dir unterwegs Not tun.“

   


Also nahmen beide voneinander betrübten Abschied; das Läppchen steckte die Königstochter in ihren Busen vor sich, setzte sich aufs Pferd und zog nun fort zu ihrem Bräutigam.

   
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Oh wie schön. Als Kind hab ich das Märchen geliebt. Ist sooo traurig.
    
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