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Fredeswinds Märchenschatztruhe
In diesen letzten Worten schimmerte doch noch eine Hoffnung. Ich eilte also auf die Straße, engagierte zwei Artilleristen vom Regiment ‚Feldzeugmeister‘, spannte mich selbst mit vor, und im Trabe jagten wir nun mit der leichten Kalesche über das holprige Pflaster hin, in den Arbeitshof des Mr. Jacques hinein.

   


Dieser war ein Hüne, also gutmütig wie alle starken Leute. Meine Beredsamkeit in Etappen Französisch amüsierte ihn ersichtlich und wir schieden als gute Freunde, nachdem er versprochen hatte, bis Sonnenuntergang die Reparatur machen zu wollen. Er hielt auch Wort.

   


In der Dämmerstunde klopfte es an meine Tür. Ein Blaukittel trat ein, teilte mir mit, dass er der ‚Knecht‘ der Madame Großjean sei, und dass wir am andern Morgen sieben Uhr fahren würden. Soweit war alles gut. 

   


Aber der Blaukittel selbst flößte mir wenig Vertrauen ein, am wenigsten, als er schließlich versicherte: die Partie sei in einem Tage nicht zu machen, wir würden nach Vaucouleurs fahren, von dort nach Domremy und von Domremy wieder zurück nach Vaucouleurs, aber mehr sei nicht zu leisten; in Vaucouleurs müssten wir übernachten...

   
Fredeswind Märchenschatztruhe

Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe


"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Ein starker Verdacht schoss mir durch den Kopf; wer indessen viel gereist ist, weiß aus Erfahrung, dass auf solche Anwandlungen nicht allzuviel zu geben ist, und ich entließ ihn ohne Weiteres mit einem kurzen: „Eh bien, demain matin sept heures.“ (Also gut, morgen früh sieben Uhr.) Ich freute mich sehr auf diesen Ausflug.

   


Das Misstrauen, das so plötzlich in mir aufgestiegen war, galt mehr dem Blaukittel in Person, als der Gesamtsituation, und dieser Person glaubte ich schlimmsten Falls Herr werden zu können. Ich lud meinen Lefaucheux-Revolver und wickelte ihn derart in meine Reisedecke, dass ich durch einen Griff von rechts her in die nun muffartige Rolle hinein, den Kolben packen und eine ‚Gefechtsstellung‘ einnehmen konnte...

   


Sieben Uhr früh rasselte der Wagen über das Pflaster und hielt vor meinem Hotel. Ich war fertig; eine Viertelstunde später lag Toul hinter uns.

   


Bis Vaucouleurs sind drei Meilen (eine preußische Meile sind etwa 7,5 km). Von rechts her traten mächtige Weingelände, in der Mitte des Abhangs mit hellleuchtenden Dörfern geschmückt, bis an die Straße heran ; nach links hin dehnten sich Fruchtfelder, dahinter Bergzüge, oft in blauer Ferne verschwimmend.

   
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Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Es war eine entzückende Fahrt; die Chaussee bergansteigend und wieder sich senkend.

   


Dann und wann ein Flussstreifen, eine Wassermühle, dazu rund umher das Herbstlaub in hundert Farben schillernd.

   


Ehe wir noch die erste große Biegung des Weges erreicht hatten, erfüllte sich, was sich immer zu erfüllen pflegt: ein Fußgänger stand am Wege und bat, aufsteigen zu dürfen. Der Kutscher stellte ihn mir als einen seiner ‚Freunde‘ vor.

   


Der neue Fahrgast erwies sich als ein freundlicher, angenehmer Mann; plaudernd über Krieg und Frieden fuhren wir um 10 Uhr in Vaucouleurs hinein.

   
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Ein reizender kleiner Ort. Der Kutscher hatte zwei Stunden dafür festgesetzt. 

   
Vaucouleur, Blick vom ehemaligen Schloss


Zeit genug, die alte Kapelle und das leidlich wohlerhaltene Schloss des ‚Ritters Baudricourt‘, das die Stadt beherrscht, zu besuchen.

   
Burgkapelle


   
Ruinen des Schlosses


   
Porte de France, Französisches Tor


Über diese Erinnerungsstätte zu berichten, ist hier nicht der Ort. Um 12 Uhr weiter nach Domremy. Domremy — das von den Bewohnern dortiger Gegend immer nur Dórmy ausgesprochen wird — liegt noch drittehalb Meilen südlich von Vaucouleurs.
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Das Terrain verändert sich hier etwas und nimmt mehr und mehr den Charakter eines Defilees an. Die Höhenzüge zur Rechten bleiben dieselben, aber von gegenüber treten die Berge näher heran, während unmittelbar zur Linken ein breites Wiesental sich zieht, drin die Meuse fließt… Halben Wegs erreicht man Burey-en-Vaux, das Dörfchen, wohin Jeanne d‘Arc zu ihrem Oheim Durand Laxart,ging, als sie in im elterlichen Haus nicht länger wohlgelitten war...

   


Endlich, bei einer Biegung des Weges, wird Domremy selbst mit einzelnen seiner blitzenden Dächer sichtbar. Nicht mit seiner Kirche. Es hat nur eine Kapelle, die, etwas tief gelegen, sich hinter Pappeln und anderem Baumwerk versteckt...



   
Dorfkirche Saint-Rémy, Jeanne d’Arcs Taufkirche


Um 3 Uhr etwa fuhren wir in die Hauptstraße von Domremy hinein. Es ist ein Dorf von mittlerer Größe, eher klein. Der Eindruck trotz hellen Sonnenscheins und des weißen Anstrichs der Häuser, war ein düsterer; alles schien auf Verfall und Armut hinzudeuten.

   


Ich eilte, mich diesem Eindruck zu entziehen; die geweihte Stätte, wo ‚la Pucelle‘ (Jeanne d‘Arc wird als 'la Pucelle' = 'die Jungfrau' bezeichnet) geboren wurde, schien mir der geeignetste Platz dazu. Ich brach also unverzüglich auf. Es waren nur 150 Schritt; in einem Stück Gartenland lag das ehrwürdige Gemäuer. Ich zog die Glocke an einem sauberen drahtgeflochtenen Gittertor, das den Garten von der Straße schied. 

   
Geburtshaus der Jeanne d'Arc


Eine ‚Religieuse‘ öffnete und machte die Führerin. Und siehe da, als ich erst in der Nische über der niederen Eingangstür das in Stein gemeißelte Bild der gewappneten Jungfrau, innerhalb des Hauses selbst aber, den alten eichenen Wandschrank sah, der ihr Jahre lang als Truhe gedient hatte, fiel alles Misstrauen wieder von mir ab und ich fühlte mich ganz dem Zauber dieser Stunde hingegeben.

   
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Ich machte meine Notizen, trat dann zurück in den Garten und versenkte mich noch einmal in den Anblick dieses in Geschichte und Dichtung gleich gefeierten Ortes. Convolvulus rankte sich um die Stämme einiger Zypressen; Resedabeete füllten die Luft mit ihrem Duft, die Religieuse sprach leise freundliche Worte; — alles war Poesie.

   


In unmittelbarer Nähe des Hauses ‚de la Pucelle‘ liegt die Kapelle. Sie ist gotisch. Einige Glasfenster, namentlich eines, dessen bunte Scheiben das Wappen der Jeanne d’Arc aufweisen, deuten auf das 15. Jahrhundert zurück, das meiste aber ist modern. Ich verweilte wohl eine Viertelstunde an dieser Stelle, mir jedes Kleinste einprägend, und trat dann wieder vor das Portal der Kapelle.

   


Zu deren Linken erhebt sich eine Statue der Pucelle. Diese kniet im Gebet, presst die linke Hand aufs Herz, während sie die rechte gen Himmel hebt, — eine wohlgemeinte, aber schwache Arbeit.

   
Denkmal der Jeanne d'Arc


Ich klopfte eben mit meinem spanischen Rohr an der Statue umher, um mich zu vergewissern, ob es Bronze oder gebrannter Ton sei, als ich vom Café de Jeanne d’Arc her eine Gruppe von 8 bis 12 Männern auf mich zukommen sah, ziemlich eng geschlossen und unter einander flüsternd.

   
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Eine mal ganz andere Geschichte, ist eben kein Märchen.
Mann sieht sehr schön wozu man mit Playmobil alles im Stande ist.
Du hast diesen Reisebericht wirklich sehr schön bebildert! Nur weiter so.
Sören
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(26.08.2019, 14:22)Aquarius schrieb: Eine mal ganz andere Geschichte, ist eben kein Märchen.
Mann sieht sehr schön wozu man mit Playmobil alles im Stande ist.
Du hast diesen Reisebericht wirklich sehr schön bebildert! Nur weiter so.
Sören

Danke Danke  Rotwerd Rotwerd

Bin erleichtert, dass der Reisebericht gefällt.
Ist immer so eine Sache mit Geschichten aus der namhaften Literatur.
Wer liest denn heute noch Fontane? Glaube nicht, dass das sehr viele sind, obwohl ja manchmal runde Geburtstage auch zu einer Renaissance führen können.

LG von der Märchenfee Fredeswind   fee
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(26.08.2019, 15:11)Fredeswind schrieb:
(26.08.2019, 14:22)Aquarius schrieb: Eine mal ganz andere Geschichte, ist eben kein Märchen.
Mann sieht sehr schön wozu man mit Playmobil alles im Stande ist.
Du hast diesen Reisebericht wirklich sehr schön bebildert! Nur weiter so.
Sören

Danke Danke  Rotwerd Rotwerd

Bin erleichtert, dass der Reisebericht gefällt.
Ist immer so eine Sache mit Geschichten aus der namhaften Literatur.
Wer liest denn heute noch Fontane? Galube nicht, dass das sehr viele sind, obwohl ja manchmal runde Geburtstage auch zu einer Renaissance führen können.

LG von der Märchenfee Fredeswind   fee

nun wenn ich ehrlich bin ohne dein tollen Bilder würde ich ihn nicht lesen.
machmal braucht es halt die Bilder dazu um eine Geschichte zu lesen Zwink
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(26.08.2019, 18:32)Aquarius schrieb:
(26.08.2019, 15:11)Fredeswind schrieb:
(26.08.2019, 14:22)Aquarius schrieb: Eine mal ganz andere Geschichte, ist eben kein Märchen.
Mann sieht sehr schön wozu man mit Playmobil alles im Stande ist.
Du hast diesen Reisebericht wirklich sehr schön bebildert! Nur weiter so.
Sören

Danke Danke  Rotwerd Rotwerd

Bin erleichtert, dass der Reisebericht gefällt.
Ist immer so eine Sache mit Geschichten aus der namhaften Literatur.
Wer liest denn heute noch Fontane? Glaube nicht, dass das sehr viele sind, obwohl ja manchmal runde Geburtstage auch zu einer Renaissance führen können.

LG von der Märchenfee Fredeswind   fee

nun wenn ich ehrlich bin ohne dein tollen Bilder würde ich ihn nicht lesen.
machmal braucht es halt die Bilder dazu um eine Geschichte zu lesen Zwink

Danke Danke Rotwerd Rotwerd 

Ich denke so geht es mehreren, das kann ich auch gut verstehen. 

Ich habe schon viel von Fontane gelesen, aber diesen Reisebericht kannte ich bis vor kurzem auch nicht. Vielleicht hat er mich deshalb auch so gereizt, und wir wollten ohnehin durch Frankreich tingeln. War auch eine tolle Erfahrung, einen fast 150 Jahre alten Reisebericht als Führer zu verwenden.

LG von der Märchenfee Fredeswind    fee
Fredeswind Märchenschatztruhe

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