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Fredeswinds Märchenschatztruhe
Und als sie nun die Dornensträucher sah, darüber die schwarzen Raben ein Höhenlied krächzten, da überlief sie eine Angst, ein Todesgrauen; und sie sprach: „Mein Königssohn, ich muss Euch die holde Rose wählen, sie ist die Schönste.“ Nun bewegten sich alsbald der Rose Zweige und Blätter und Blüten und verschmolzen sanft zum Körper eines lieblichen Mädchens, das keine andere war als das fromme Gärtnermädchen. Und es schien noch schöner und bescheidener als zuvor.

   


Aus den anderen Blumen und Dornensträuchern bildeten sich wieder Prinzessinnen, die wie aus einem schweren Traum erwachten. 

   


Aber des Königs Stiefmutter war vor Scham und Reue niedergesunken und lag in Betäubung. Und die schwarzen Rabenvögel hackten ihr das Herz aus, und sie wurde zu Stein, von wilden Dornen umstarrt. Die Prinzessinnen eilten scheu davon, wurden aber besser und demütiger in ihren Herzen.

   


Und der König lebte glücklich und fromm mit seiner Gemahlin, dem Gärtnermädchen, und des Himmels Segen war mit ihnen.

   


ENDE
Fredeswind Märchenschatztruhe

Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe


"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Na das war je wieder ein Märchen nicht alles was reich ist ist auch das richtige... Soll man sich zwischen die Liebe stellen? Eher nein.
Wieder ein toll umgesetztes Märchen daumen
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Der treue Johannes

(frei nach den Brüdern Grimm)


Es war einmal ein alter König, der war krank und dachte: „Es wird wohl das Totenbett sein, auf dem ich liege.“ Da sprach er: „Lasst mir den treuen Johannes kommen.“ Der treue Johannes war sein liebster Diener und hieß so, weil er ihm ein lebelang so treu gewesen war.

   



Als er nun vor das Bett kam, sprach der König: „Getreuester Johannes, ich fühle, dass mein Ende naht. Da habe ich keine andere Sorge als um meinen Sohn. Er ist noch jung und weiß sich nicht immer zu raten. Wenn du mir nicht versprichst, ihn zu unterrichten in allem was er wissen muss, kann ich meine Augen nicht in Ruhe schließen.“ Da antwortete der treue Johannes: „Ich will ihn nicht verlassen und will ihm mit Treue dienen und koste es mein eigenes Leben.“ Da sagte der alte König: „So sterb ich in Frieden.“ 

   



Und sprach dann weiter: „Nach meinem Tode sollst du ihm das ganze Schloss zeigen, alle Kammern, Säle und Gewölbe, alle Schätze, die darin liegen: aber die letzte Kammer in dem langen Gange sollst du ihm nicht zeigen, worin das Bild der Königstochter vom goldenen Dache verborgen steht. Wenn er das erblickt, wird er eine heftige Liebe zu ihr empfinden, wird in Ohnmacht fallen und ihretwegen in große Gefahren geraten; davor sollst du ihn hüten.“ Als das der Diener versprochen hatte, legte der König sein Haupt auf das Kissen und starb.

   



Als der alte König zu Grabe getragen war, erzählte der treue Johannes dem jungen König, was er seinem Vater versprochen hatte und sagte: „Das will ich gewisslich halten. Ich will dir treu sein, wie ich ihm gewesen bin und sollte es mein Leben kosten.“

   



Die Trauer ging vorüber, da sagte der treue Diener: „Es ist nun Zeit, dass du dein Erbe siehst. Ich will dir dein väterliches Schloss zeigen.“ 

   
Fredeswind Märchenschatztruhe

Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe


"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900)
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Er führte ihn überall herum, auf und ab, und ließ ihn alle Reichtümer und Kammern sehen. Nur die eine Kammer öffnete er nicht, worin das gefährliche Bild stand.

   



Das Bild war aber so gestellt, dass, wenn die Türe aufging man gerade darauf sah. Es war so herrlich gemacht, dass man meinte es leibte und lebte und es gäbe nichts Lieblicheres und Schöneres auf der ganzen Welt.

   



Der junge König aber merkte wohl, dass der getreue Johannes immer an der Tür vorüberging und fragte: „Warum schließest du mir diese niemals auf?“ „Es ist etwas darin, vor dem du erschrickst.“, antwortete er. Aber der König erwiderte: „Ich habe das ganze Schloss gesehen, so will ich auch wissen, was darin ist.“, ging und wollte die Tür mit Gewalt öffnen. „Ich habe es deinem Vater versprochen, dass du nicht sehen sollst, was darin ist. Es könnte dir und mir zum Unglück ausschlagen.“, erzählte der Diener. Der junge König antwortete: „Ach nein, wenn ich nicht hineinkomme, so ist's mein sicheres Verderben. Ich würde Tag und Nacht keine Ruhe haben. Nun gehe ich nicht von der Stelle, bis du aufgeschlossen hast.“ 

   



Da sah der getreue Johannes, dass es nicht mehr zu ändern war und schloss schweren Herzens unter vielem Seufzen die Türe auf. Als er die Tür geöffnet hatte, trat er zuerst hinein und dachte, er wolle das Bildnis bedecken, dass es der König nicht vor ihm sähe. Aber was half das? Der König stellte sich auf die Fußspitzen und sah ihm über die Schulter. 

   



Und als er das Bildnis erblickte, das so herrlich war, da fiel er ohnmächtig zur Erde nieder. 

   
Fredeswind Märchenschatztruhe

Inhalt Fredeswinds Märchenschatztruhe


"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"

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Der treue Johannes trug ihn ins Bett und dachte sorgenvoll: „Das Unglück ist geschehen, was will daraus werden!“, dann stärkte er ihn mit Wein, bis er wieder zu sich kam. Das erste was er sprach,war: „Ach! Wer ist das schöne Bild?“ „Das ist die Königstochter vom goldenen Dache.“, antwortete der treue Diener. Da sprach der König weiter: „Meine Liebe zu ihr ist so groß, wenn alle Blätter Zungen wären, sie könnten's nicht aussagen. Mein Leben setze ich daran, dass ich sie erlange. Du musst mir beistehen.“ 

   



Der treue Johannes besann sich lange, wie die Sache anzufangen wäre, denn er hielt es für schwer, vor das Angesicht der Königstochter zu kommen. Endlich hatte er sich ein Mittel ausgedacht und sprach zu dem König: „Alles, was sie um sich hat, ist von Gold, Stühle, Schüsseln, Becher und Hausgerät. In deinem Schatz liegen fünf Tonnen Goldes, lass eine von Goldschmieden des Reiches verarbeiten zu allerhand Gerätschaften und Gefäßen, das wird ihr gefallen. Wie wollen damit hinfahren und unser Glück versuchen.“

   



Der König hieß Goldschmiede herbeiholen, die mussten Tag und Nacht arbeiten, bis endlich die herrlichsten Dinge fertig waren. 

   



Als alles auf das Schiff geladen war, zog der getreue Johannes Kaufmannskleider an und der König musste ein Gleiches tun, um sich unkenntlich zu machen. 

   



Dann fuhren sie über das Meer und fuhren so lange, bis sie zu der Stadt kamen, wo die Königstochter vom goldenen Dache wohnte.

   
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Der treue Johannes hieß den König auf dem Schiffe bleiben und auf ihn zu warten. „Vielleicht,“ sprach er, „bring ich die Königstochter mit, lasst die goldenen Dinge aufstellen und das ganze Schiff schmücken.“  Darauf suchte er sich allerlei von den Goldsachen zusammen, stieg ans Land und ging gerade nach dem königlichen Schlosse. Als er in den Schlosshof kam, stand da am Brunnen ein Mädchen, das hatte zwei goldene Eimer in der Hand und schöpfte damit.

   



Als es das blinkende Wasser forttragen wollte und sich umdrehte, sah es den fremden Mann und fragte, wer er wäre. Der antwortete: „Ich bin ein Kaufmann.“, und zeigte ihm die Goldsachen. Das rief sie: „ Ei, was für schönes Goldzeug!“

   



Sie setzte die Eimer nieder und betrachtete eins nach dem anderen. Da sprach das Mädchen: „Das muss die Königstochter sehen, die hat so große Freude an Goldsachen, dass sie Euch alles abkauft.

   



Es nahm ihn bei der Hand und führte ihn hinein.

   



Als die Königstochter die Ware sah, war sie ganz vergnügt und sprach: „Es ist so schön gearbeitet, dass ich dir alles abkaufen will.“

   



Aber der getreue Johannes sprach: „Ich bin nur der Diener von einem reichen Kaufmann. Was ich hier habe ist nichts gegen das, was mein Herr auf seinem Schiff hat. Sie wollte alles heraufgebracht haben, aber er sprach: „Die Menge ist so groß, dass Euer Haus nicht Raum dafür hat.“ 

   
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Der König, als er sie erblickte, sah, dass ihre Schönheit noch größer war als auf dem Bilde und meinte nicht anders, als das Herz wollte ihm zerspringen. Nun stieg sie in das Schiff und der König führte sie herum. 

   



Der treue Johannes aber blieb zurück und hieß das Schiff abstoßen: „Spannt alle Segel auf, dass es fliegt, wie ein Vogel in der Luft!“

   



Der König aber zeigte ihr drinnen das goldene Geschirr, jedes einzeln. Viele Stunden gingen herum, während sie alles besah. In ihrer Freude merkte sie nicht, dass das Schiff dahinfuhr. Nachdem sie das letzte betrachtet hatte, dankte sie dem Kaufmann und wollte heim.

   
 


Als sie aber an des Schiffes Rand kam, sah sie, dass sie mit vollen Segeln dahineilten. „Ach!“, rief sie erschrocken, „Ich bin betrogen, ich bin entführt und in die Gewalt eines Kaufmanns geraten. Lieber wollt ich sterben!“ Der König aber, fasste sie bei der Hand und sprach: „Ein Kaufmann bin ich nicht. Ich bin ein König und nicht geringer an Geburt als du es bist. 

   



Das ist aus übergroßer Liebe geschehen. Als ich das erste Mal dein Bildnis sah, bin ich ohnmächtig zur Erde gefallen.“ Als die Königstochter vom goldenen Dache das hörte, ward sie getröstet und ihr Herz ward ihm geneigt, so dass sie gerne einwilligte seine Gemahlin zu werden.

   
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Es trug sich aber zu, während sie auf dem hohen Meere dahinfuhren, dass der treue Johannes, als er vorn im Schiffe saß und Musik machte, drei Raben erblickte. Da hörte er auf zu spielen und horchte, was sie miteinander sprachen, denn er verstand es wohl. Der eine rief: „Ei! Da führt er die Königstochter vom goldenen Dache heim.“ „Ja“, antwortete der zweite, „aber er hat sie noch nicht.“ Sprach der dritte: „Er hat sie doch, sie sitzt bei ihm im Schiffe.“ Da fing der erste Rabe wieder an und rief: „Was hilft ihm das? Wenn sie an Land kommen, wird ihm ein fuchsrotes Pferd entgegenspringen, da wird er sich draufschwingen wollen. Und tut er das, so sprengt es mit ihm fort, dass er seine Jungfrau nimmermehr wiedersieht.“ Sprach der zweite: „Ist gar keine Rettung?“ „O ja, wenn ein anderer schnell aufsitzt, das Feuergewehr, das in dem Halfter steckt, herausnimmt und das Pferd damit totschießt, so ist der König gerettet. Aber wer weiß das? Und wer's weiß und sagt's ihm, der wird zu Stein von den Fußzehen bis zum Knie.“

   



Da sprach der zweite: „Ich weiß noch mehr. Auch wenn das Pferd getötet wird, so behält der König seine junge Braut doch nicht. Denn wenn sie ins Schloss kommen, liegt dort ein gemachtes Brauthemd und sieht aus als wär's aus Gold gewebt, ist aber nichts als Pech und Schwefel. Wenn er es antut, verbrennt es ihn bis auf Mark und Knochen.“ Sprach der dritte: „Ist da gar keine Rettung?“ „O ja!“, antwortete der zweite, „Wenn einer mit Handschuhen das Hemd packt und wirft es ins Feuer, dass es verbrennt, so ist der junge König gerettet. Aber was hilft's. Wer's weiß und es ihm sagt, der wird halben Leibes Stein vom Knie bis zum Herzen.“

   



Da sprach der dritte: „Ich weiß noch mehr. Wird das Brauthemd auch verbrannt, so hat der junge König seine Braut doch noch nicht. Wenn nach der Hochzeit der Tanz anhebt und die junge Königin tanzt, wird sie plötzlich erbleichen und wie tot hinfallen. Hebt sie nicht einer auf und zieht drei Tropfen Blut aus ihrer rechten Brust und speit sie wieder aus, so stirbt sie. Aber verrät das einer, der es weiß, so wird er ganzen Leibes zu Stein.“ Als die Raben das miteinander gesprochen hatten, flogen sie weiter. Der getreue Johannes hatte alles wohl verstanden, aber von der Zeit an war er still und traurig. Denn verschwieg er seinem Herrn, was er gehört hatte, so war dieser unglücklich; entdeckte er es ihm, so musste er selbst sein Leben hingeben. Endlich sprach er bei sich: „Meinen Herrn will ich retten und sollte ich selbst darüber zugrunde gehen.

   



Als sie nun ans Land kamen, da geschah es, wie die Raben vorausgesagt hatten.. Es sprengte ein prächtiger fuchsroter Gaul daher. „Wohlan“, sprach der König, „der soll mich in mein Schloss tragen.“, und wollte sich aufsetzen.

   
 


Doch der treue Johannes kam ihm zuvor, schwang sich schnell darauf, zog das Gewehr aus dem Halfter und schoss den Gaul nieder. Da riefen die anderen, die dem treuen Johannes nicht gut waren: „Wie schändlich, das schöne Tier zu töten, das den König ins Schloss tragen sollte!“ Aber der König sprach: „Schweigt und lasst ihn gehen. Es ist mein getreuester Johannes. Wer weiß wozu das gut ist!“

   
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Nun gingen sie ins Schloss. Da lag das gemachte Brauthemd und sah aus nicht anders, als wäre es von Gold und Silber. 

   



Der treue Johannes packte es mit Handschuhen an, trug es schnell ins Feuer und ließ es verbrennen. Die anderen fingen wieder an zu murren und sagten: „Seht, nun verbrennt er gar des Königs Brauthemd.“ Aber der König sprach: „Schweigt und lasst ihn gehen. Es ist mein getreuester Johannes. Wer weiß wozu das gut ist!“

   



Nun ward Hochzeit gefeiert. Der Tanz hub an. Da hatte der treue Johannes acht und schaute der Braut ins Antlitz. Plötzlich erbleichte sie und fiel wie tot zur Erde.

   



Da sprang er eilends hinzu und zog ihr drei Blutstropfen aus der rechten Brust und speite sie aus. Alsbald atmete sie wieder und erholte sich.

   



Aber der junge König ward darüber zornig und wusste nicht, warum es der getreue Johannes getan hatte, ward darauf zornig und rief: „Werft ihn ins Gefängnis!“ 

   
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Am andern Morgen ward der getreue Johannes zum Galgen verurteilt.

   



Als er zum Galgen geführt werden sollte, sprach er: „Jeder der sterben soll, darf vor seinem Ende noch einmal reden. Soll ich auch das Recht haben?“ „Ja“, antwortete der König, „es soll dir vergönnt sein.“

   



Da sprach der treue Johannes: „Ich bin mit Unrecht verurteilt und bin dir immer treu gewesen.“, und erzählte, wie er auf dem Meer das Gespräch der Raben gehört und wie er, um seinen Herrn zu retten, das alles hätte tun müssen.

   



Da rief der König: „O, mein treuester Johannes! Gnade! Gnade! Lasst ihn frei!“

   



Aber der treue Johannes war bei dem letzten Wort, das er geredet hatte, leblos umgefallen und war aus Stein. Darüber trugen nun der König und die Königin großes Leid und der König sprach: „Ach, was hab ich große Treue so übel belohnt!“

   
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