Etwas von den Wurzelkindern
(frei nach Sibylle von Olfers)
„Wacht auf, wachet auf, ihr Kinderlein,
Es wird nun wohl bald Frühling sein!“ –
Da reckt und streckt die kleine Schar
Und fährt sich durch das wirre Haar.
Schnell machen alle sich bereit
Und nähn sich selbst ihr Frühlingskleid.
Mit Nadel, Schere, Fingerhut
Geht ihre Arbeit schon ganz gut.
Nun kommt ein jedes Wurzelkind
Und bringt sein Kleidchen ganz geschwind
Hinein zur guten Mutter Erde,
Damit’s von ihr gemustert werde.
Die Wurzeljungen unterdessen,
Haben auch nicht ihr Amt vergessen;
Mit Pinsel, Bürste, Farbentopf
Gehn sie den Käfern an den Schopf.
Und als der Frühling kommt ins Land,
Da ziehn gleich einem bunten Band,
Die Käfer, Blumen, Gräser klein
Frohlockend in die Welt hinein.
Im Walde unterm dichten Grün,
Sieht man alsbald Maiglöckchen blühn.
Ein lust’ger Schelm die Schneck erschreckt,
Das Veilchen sich am Baum versteckt.
Es spielen hier den ganzen Tag,
Vergissmeinnicht am klaren Bach;
Wie eine kleine Königin,
Lässt’s Mummelkind umher sich ziehn.
Auf grüner Wies‘ am Feldesrand,
Die Blümlein tanzen Hand in Hand,
Gräslein und Käfer freun sich sehr,
Ach wenn’s doch immer Sommer wär‘!
Da kommt der Herbst mit Sturm und Wind,
Treibt sie zur Mutter heim geschwind.
„Geh nun zu Bett, du kleine Schar
Und schlaf dich aus bis nächstes Jahr!“
ENDE